28. Juni 2017

Sinnvolle Nisthilfen für Wildbienen bauen

Nachdem ich nun schon fast sechs Jahre mit Honigbienen imkere und den Garten immer mehr nach den Bedürfnissen dieser und anderer Insekten ausrichte, wurde ich mit der Zeit auch aufmerksamer, was die Wildbienen angeht. Im Anschluss an die Recherchen zu meinem Buch "Bienenfreundlich Gärtnern" war ich neugierig geworden: Welche Wildbienen würden sich wohl in unserem Garten einfinden?

Trotz aller Freude am Beobachten darf jedoch nicht vergessen werden, dass die meisten Wildbienen nicht in solchen Hilfen hausen, sondern in Löchern im Boden, sodass ihr größter Feind die intensive Landwirtschaft, die Be- und Verfestigung aller freien Flächen ist und das Fehlen von Brachen das Übrige zum Lebensraummangel beiträgt. Darüber hinaus sind Wildbienen dort am zahlreichsten, wo freie Landschaft, viele (magere) Wiesen und vor allem die von ihnen benötigten Blüten zu finden sind; ein Vielzahl an heimischen Wildstauden ist dabei am hilfreichsten. Insgesamt kann man an solchen Nisthilfen bei Etablierung mit etwa 30 heimischen Arten rechnen, insgesamt sind in Mitteleuropa aber 400 bis 500 Arten zuhause.


Ich baute also im Winter mit tatkräftiger Hilfe meines Freundes ein Wildbienenhaus (ich lege Wert darauf, es nicht vermenschlicht "-hotel" zu nennen, weil es das nicht ist). Es besteht aus altem Holz von einer abgebauten Scheune und ist wie ein Regal mit Dach konzipiert. Die Ausrichtung nach Süden sichert warme und möglichst trockene Bedingungen, das Dach steht möglichst weit über. Sobald es stand, ging es ans Einrichten der Nisthilfen. Die noch freien Bereiche sollen im Laufe der Saison und vor allem im kommenden Jahr mit bisher gut angenommen Materialien aufgefüllt werden.

Um nachvollziehen zu können, wie solche Nisthilfen aussehen sollten, ist es hilfreich, sich die Naturvorkommen von Wildbienen vor Augen zu halten: Wildbienen legen einzeln, also jedes Weibchen für sich (daher Solitärbienen), ein kleines Nest an, indem sie Proviant für ihre Nachkommen sammeln, diesen eintragen, mit einem Ei versehen und auf diese Weise - durch kleine Abteilungen getrennt - die gesamte Höhle auszufüllen. Das Ende wird schließlich verklebt und meist baut die Biene mehrere von diesen Gelegen.

Fast alle löcherbewohnenden Arten nutzen Löcher, die von anderen Insekten ins Holz gefressen wurden, allen voran Bockkäfer. Diese auf morsches und abgestorbenes Holz spezialisierten Insekten fressen sich durch die Rinde ins Innere eines Baums und produzieren Löcher, die von erstaunlicher Präzision sind und vollkommen glatt sind. Hier lauern zwei wichtige Hinweise auf uns: Glatte Bohrlöcher und eine Bohrrichtung gerade in den gewachsenen Stamm hinein. Hält man sich an diese Vorgabe und verwendet ausschließlich Hartholz, so minimiert man die Gefahr von Holzsplittern, die an den Löchern entstehen und die empfindlichen Flügel der Wildbienen aufreißen könnten. Bohrt man also nicht in die Jahresringe (was im Baum von oben nach unten bedeuten würde), ist auch die Gefahr kleiner, dass Sprünge im Holz entstehen, die zur Verpilzung der Gelege führen könnten.


Völlig ungeeignet sind daher leider fast alle gängigen Nisthilfen, fast alles, was es zu kaufen gibt und auch etliche Beispiele in vielen öffentlichen Parks, die als vermeintlich gute Beispiele angeführt sind.  

Vermeidbare Fehler wären:
- kein weiches Holz verwenden
- nicht in die Jahresringe bohren
- verschiedene Lochdurchmesser verwenden (2mm bis 9mm)
- keine Zapfen verwenden
- keine normalen Lochziegel nehmen
- keine zerquetschten Stängel anbieten

Ich hatte konkret Buchenscheiter zum Bohren, dazu noch Bretter von alten Mostfässern. Diese bohrte ich mit einem Standbohrer, wobei ich mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden bin (nur Holzbohrer zu verwenden, wäre am allerbesten), weil die Ränder immer noch etwas ausgefranst sind. Den Bienen gefallen die gebohrten Holzlöcher jedenfalls trotz allem sehr gut, sie ziehen Holzlöcher allen anderen angebotenen Materialien bei Weitem vor und siedeln erst, wenn alle Hölzer voll sind, in andere Angebote.





In unserem Insektenhaus befinden sich nun, von links nach rechts folgende Materialien (oben):
- Biberschwanzziegel (einmal mit der Flex geteilt und hinten mit Lehm verklebt)
- Buchenhölzer mit Bohrungen von 2mm bis 5mm (fast alle belegt)
- Kartonröhrchen unterschiedlicher Durchmesser (teilweise belegt) und Bambusröhren (teilweise belegt)
- Mostfassdauben mit Bohrungen verschiedener Durchmesser (je nach Durchmesser voll belegt)
- Buchenholzklotz mit 6mm-Bohrungen (gering belegt)
- Bienenstein von Volker Fockenberg (wird erst seit Mitte Juni ganz langsam entdeckt)
- (unten) ein halbierter Stamm von einem Nussbaum, leider war ich zu ungeduldig und habe ihn schon gebohrt, obwohl er erst im Herbst geschlägert wurde, die Folge sind zwei tiefe Risse. Man sollte Hartholz schonend im Schatten mindestens 2 Jahre oder besser länger trocknen! Dann sollte das Bohren am besten gehen
- Buchenholzklötze mit 2mm, 2,5mm und 3mm-Löchern (beinahe vollbelegt)
- Bienenstein (wenig belegt)
- mit der Flex geschnittene Röhren von Arundo donax, sehr beliebt bei Mauerbienen (so geschnitten, dass ein Knoten hinten das Röhrchen verschließt)
- Fassdauben (sehr beliebt)
- Buchenholzklötze mit 5mm, 6mm und ein paar kleineren Löchern (fast voll belegt)
- nochmal Arundo donax, teilweise bebaut

Die Schnüre sind gespannt, damit den Vögeln das Räubern etwas schwerer fällt. Im Winter kommt dann ein Gitter davor.



Die Wildbienen erschienen dann ab Mitte März. Die ersten waren die Mauerbienen (verschiedene Osmia-Arten) mit Arten, die auf ihnen parasitieren (Goldwespen), danach folgten Keulenwespen und eine Menge verschiedener kleiner Wildbienenarten (Scherenbienen, Maskenbienen), die in den letzten Wochen ganz rasant die kleineren Löcher zugepflastert haben. Hier ein kleines Handy-Video, das ich vor ein paar Tagen auf Instagram gestellt habe, man kann sich das Gewurle gut vorstellen.

Sobald ich in Bestimmungsfragen etwas fitter bin, werde ich die heuer beobachteten Arten vorstellen, aber bis dahin muss ich noch etwas üben!

Wer sich selber mit der Thematik beschäftigten möchte, es gibt eine ganze Reihe von hilfreichen Links:

Anhand der unterschiedlichen Nesteingänge kann man die Arten auch bestimmen, aber es erfordert Übung und im schnellen Vorbeifliegen wirken etliche Arten völlig gleich auf mich ;-).

Es ist übrigens ganz normal, dass Wildbienen sich gegenseitig Pollen klauen, diesen verlieren und es daher an der Nisthilfe immer etwas wild aussieht. Ebenfalls kein Grund zur Sorge ist das Auftreten vieler anderer Arten, die ihre Eier ins Gelege von Bienen schummeln - es ist spannend, was sich alles schon im ersten Jahr beobachten lässt.

Und wenn man dann aufmerksamer ist, fallen einem die vielen Wildbienen auch auf den Blüten und im sonstigen Garten auf. Ich hätte einige bestimmt immer noch für Fliegen oder irgendetwas anderes gehalten, wenn ich mich nicht näher mit ihnen beschäftigt hätte. 

Worauf man sich allerdings auch gefasst machen sollte, sind die vielen Fragen betreffend Wildbienen. So ist es für viele erstaunlich, extra für Bienen, von denen man nichts als ihre Bestäubungsleistung erhält, ein eigenes Häuschen zu bauen. Wobei ich ja finde, alleine sie beobachten zu können ist schon Grund genug



19. Juni 2017

Erwähnenswerte Pflanzen 2: Was blüht Mitte Juni?

 Kommendes Wochenende, 24. und 25. Juni: Tage der offenen Gartentür

Juni ist eine spannende Jahreszeit: Einerseits sind tragende Frühlingsblüher schon lange Geschichte und auch die klassischen Pflanzen des Mais (Pfingstrosen, Staudenmohn, Iris) sind verblüht, andererseits lassen viele Sommerblüher noch auf sich warten (Taglilien, Phlox, Ehrenpreis). Umso wertvoller sind in dieser Zeit selbstaussäende Pflanzen, die man je nach Lust stehen lässt oder jätet und die diese Blütenlücken mit Farbe füllen, ehe man sie entfernt und Platz freigibt für weitere Nachfolger.

Ein zu Unrecht wenig verwendetes Gras ist Melica ciliata. Zwar sät es sich üppig aus und krallt sich dann gerne in andere Stauden und ist schwer zu entfernen... aber seine frühe Blüte, die ab Mitte Juli silbern in den Beeten erscheint, entschädigt für meinen Geschmack eindeutig für etwas Jätaufwand.
Die Samenstände einiger Kugellauchsorten zerfallen rasch, andere sind haltbarer. Diese hier sind von ganz normalem Allium aflatunense und verfärben sich interessant gelblich, ehe sie verwelken.
Eine von mir schmählich vernachlässigte Staude ist der Bartfaden. Die Gattung Penstemon beinhaltet nämlich jede Menge robuste Gartenpflanzen und man darf sich von den weniger winterharten Vertretern nicht abschrecken lassen! Dieser hier ist Penstemon hirsutus und seine hellen Blüten erscheinen den ganzen Juni über, sein Laub ist glänzend grün und komplett gesund und die gesamte Pflanze steht straff aufrecht und ist stabil ohne gestäbt werden zu müssen. In meinem Pastellbeet mit jeweils mehreren vorkommenden Pflanzen (mein erstes richtiges Border!) gewinnt dadurch auf jeden Fall enorm, denn ansonsten wäre es im Juni dort noch etwas langweilig.
Im unteren Gartenteil ist es jetzt ruhiger. Einen deutlichen Akzent setzt der mittlerweile riesige Staudenknöterich Aconogonon 'Johanniswolke', dessen eigenartig riechenden Blüten (zu Beginn der Blüten duften sie, später wirds irgendwie unangenehm) durch den ganzen Garten leuchten. Später werden Wiesenrauten und Staudenknöterich anschließen, bis dahin dürfen die Blattstrukturen wirken.

Unglaublich bunt ist es hingegen im Kiesbeet. Die dortigen Pflanzen sind an die Helligkeit gewöhnt und brauchen weniger Blattwerk für die Photosynthese, eher vermeiden sie Laub, um nicht zu viel Feuchtigkeit zu verdunsten. Die Folge sind niedriger, kompakter Wuchs, kleineres, feinteiliges und häufig silbernes Laub und üppige Blüten. Hier eine hohe Nepeta-Sorte, das echte Labkraut (Galium verum) und mein schönstes Gras, Achnatherum calamagrostis, sind gerade dabei, mit ihrer Blüte loszulegen.

Im zweiten Hügel des Magerbeets gab es bei Stipa tenuissima und sämtlichen Arten des Currykrauts (Helichrysum) leider etliche Ausfälle. Aber auch gut, so kann ich neue Pflanzen ausprobieren und bei einigen etwas mehr Aussaat zulassen. Wunderschön schon wieder: Pennisetum orientale 'Karley Rose', für mich eines der schönsten Gräser überhaupt.
Und auch das knallige Kiesbeet - demnächst wird es wieder einen extra Beitrag dazu geben - hat seine ruhigere, sanften Bereiche, hier mit den verblühten Schnittlauchsorten und dem silbernen Beifuß (Artemisia ludoviciana 'Valerie Finnis').

15. Juni 2017

Einladung zu den Tagen der offenen Gartentür am 24. und 25. Juni

Und schon ist es wieder soweit: Unser Wochenende der offenen Gartentür steht bevor! Ich fände es schön, viele von euch bei uns begrüßen zu dürfen und freue mich schon jetzt auf interessante Gespräche und tolle Begegnungen.

Klar bin ich selber befangen, was die Beschreibung des eigenen Gartens angeht, aber ich traue mich doch zu sagen, dass er gerade besonders schön ist. Wer schon einmal hier war, wird mit dem voll erblühten Kiesbeet, das es erst seit dem Sommer 2015 gibt und dem bereits üppig bewachsenem Glashaus, das zur selben Zeit entstanden ist, einiges Neues entdecken können. Und auch sonst hat sich an einigen Ecken und Enden etwas verändert.


Einen Lieblingsort im Garten nennen zu müssen, ist eine schwierige Angelegenheit... aber im Moment würde ich mich ohne zu zögern für das abgemagerte Beet entscheiden!

Mein Ziel, eine an die Optik von Magerwiesen angelehnte Bepflanzung zu erreichen, ist zumindest schon erahnbar. Wesentlich für den Eindruck sind einige Arten, die sich aussäen und zwischen andere Stauden weben - und Gräser, von denen ich noch einige mehr brauche.

Im weichen Abendlich sind zwar die Farben verfälscht, aber der wildhafte Wiesencharakter des Beets tritt dann am stärksten hervor. Salvia verticilliata geht gerade in Vollblüte, worüber die Bienen höchst erfreut sind.

Und noch etwas Neues gibt es, ich werde dazu am Blog bald einen Beitrag veröffentlichen: Im Winter haben wir eine Nisthilfe für Wildbienen aufgestellt, die mit verschiedenen Angeboten in Holzlöchern lebenden Wildbienen helfen soll. Bis jetzt sind schon einige verschiedene Arten eingezogen und ich bin gespannt, wer sich noch aller einfinden wird!

Das nun bereits ein Jahr alte Staudenbeet direkt am Vorplatz hat seinen Schwerpunkt im Sommer, nichtsdestotrotz gibt es schon jetzt einiges her. Ich habe versucht, bis zum Sommer mit harmonischen Farben zu arbeiten, die sich außerdem wiederholen, hier ist es das Gelb von Sisybrium strictissimum, der Aufrechten Rauke, das blasse Lila von Bartfaden (Penstemon hirsutus) und die Samenstände der Lauchpflanzen.



Was es natürlich auch noch gibt, sind die Gemüseanbauflächen von Mama! Im Bild das Frühbeet am Glashaus, aber noch mindestens drei weitere Stellen im Garten stellen unsere Versorgung mit eigenen Gemüsesorten und den daraus zu verarbeitenden Produkten sicher. Jetzt im Juni gibt es schon einiges zu ernten.

Wir freuen uns, wenn ihr unseren Garten besuchen wollt! 




Tage der offenen Gartentür
24. und 25. Juni 2017

Grabenstraße 3
4563 Micheldorf

jeweils 9:00 bis 17:00 Uhr

6. Juni 2017

Anfang Juni im niederösterreichischen Weinviertel

Der kleine Österreichurlaub an einem der langen Wochenenden im Frühsommer ist mittlerweile zu einer kleinen Tradition geworden und so hat es uns dieses Mal in für mich noch unbekanntes Gebiet verschlagen, nämlich in den äußersten Nordosten Österreichs, ins nördliche Weinviertel.

Wer in Österreich in einer Gebirgsrandlange wohnt und gärtnert wie ich, wird vor allem von den klimatischen Bedingungen überrascht sein: Meistens bewegt sich die Jahresniederschlagssumme um 300mm (auf der Karte die Grenzbereiche nördlich von Wien) herum, was weniger als einem Drittel des Regens entspricht, mit dem mein Garten auskommen muss. Die Folge sind bereits jetzt Anfang Juni verdorrte Rasenflächen und eine gänzliche andere Flora und Fauna - und natürlich Weinanbau.

Jetzt im Frühling sind die meisten Orte noch nicht sehr stark besucht, in vielen Kellergassen huschen nur Ziesel herum und weil die Landwirtschaft, auch wenn sie sehr idyllisch aussieht, intensiv betrieben wird, begegnet man in den Siedlungen öfter einmal Feldhasen, Igeln oder vielen, vielen Vögeln.

Im Folgenden möchte ich euch einfach ein paar Eindrücke zeigen, natürlich immer mit botanischem Schwerpunkt! Bei weiteren Fragen bitte Mailen oder einen Kommentar hinterlassen.


Eine der schönsten Kellergassen der Region und vermutlich auch darüber hinaus befindet sich am Galgenberg bei Wildendürnbach.





Wir sind quer durchs Waldviertel angereist und haben einen Zwischenstopp am Ottensteiner Stausee eingelegt, der mit den Gneisgestein am Ufer ganz deutlich an Skandinavien erinnert. Und auch wenn der Kamp angeblich kalt ist: Der Stausee ist es ganz sicher nicht, wer in der Nähe ist: Ruderboot ausleihen, eigene Insel oder Buch ansteuern und sich auf den warmen Steinen in die Sonne legen! / Das zweite Bild zeigt eine kleine Kellergasse irgendwo unterwegs, leider ist nur mehr eine kleine Insel inmitten von Agrarwüste.
Rund um den Truppenübungsplatz Allentsteig, in dem neuerdings sogar ein Wolfsrudel lebt, finden sich unglaublich reiche Vorkommen von Lupinen. Das mag manche nicht weiter beeindrucken, für mich, die ich auf Kalk gärtnere und lebe und den Kampf für Lupinen und gegen Schnecken schon vor Jahren aufgegeben habe, ist so etwas ein kleines Wunder.

Unser Quartier befand sind in Staatz-Kautendorf, eines jener Dörfer, in denen aus der ziemlich flachen Umgebung eine Kalkklippe aufragt, die natürlich im Mittelalter als Platz für eine Burg genutzt wurde. Zur blauen Stunde spazierten wir auf die Burgruine von Staatz, die einen herrlichen Rundblick bietet.

Blick nach Nordwesten, Richtung Sonnenuntergang.

Die Reste des Gebäudes sind rund um die Uhr zugänglich und bieten einen herrlichen Rundblick auf das sanfthügelige Weinviertel.

Die am Beginn des Posts gezeigte Kellergasse, die einen Hügel - den Galgenberg - fast ganz umgibt, liegt bei Wildendürnbach. Im Spätsommer werden dort Weinfeste gefeiert, aber bis dahin liegen die Keller verlassen auf dem warmen Hügel. Wer sich langsam anpirscht, kann jede Menge Ziesel beobachten. / Oben auf dem Hügel befindet sich der oberste Teil des alten Kirchenturms, der beim Neubau vor 30 Jahren von der Feuerwehr dorthin verfrachtet wurde. / Die Kellergasse ist wunderschön einheitlich und in gutem Zustand.

Aber jetzt zu dem, was mich dort am meisten begeistert hat... Sind Ziesel nicht unheimlich niedlich? Ich bin ja leicht von Tieren zu begeistern, aber Ziesel zu beobachten gehört zu meinen liebsten Beschäftigungen im Osten von Österreich. Leider bin ich noch nie einer zahmen Kolonie begegnet, alle meine Zieselsichtungen erfolgten aus weiter Ferne und ergaben Bilder, auf denen man braune Schatten durchs Gras huschen ahnt. Dieses Mal hatte ich aber Glück: Ein unvorsichtiges Jungtier war so in die Suche nach Grassamen vertieft, dass es immer weiter in meine Richtung gelangte. Erst ganz kurz nach dem rechten Bild erschrak es schließlich und sauste in sein weitläufiges Gangsystem. Glück gehabt, wir alle beide :-).

Die Aussicht vom Galgenberg reicht schon bis ins benachbarte Tschechien nach Mikulov.


Auch wenn die Landschaft idyllisch aussieht und die Grüntöne beim Fotografieren Spaß machen: Naturbelassene Flächen gibt es hier kaum, die Wälder sind meist abgezäunt und innerhalb des Gatters werden Wildschweine gehalten, die Felder grenzen fast ohne Rain aneinander und die wenigen natürlichen Flächen sind auf die Hügelkuppen zurückgedrängt: Die dort wachsende Trockenrasengesellschaft ist aber äußerst sehenswert! Wir waren etwa am Schweinsbarther Berg, in dessen Umkreis etliche Trockenhänge als geschützt ausgewiesen sind. An einen Stellen kommt sogar der Tatarische Meerkohl vor (Crambe tatarica), aber dafür waren wir zu spät, ich konnte nur mehr die beeindruckend großen Samenstände bewundern.

Für mich völlig unbekannt war bis dato der Acker-Wachtelweizen, Melampyrum arvense, ein Halbschmarotzer, der einjährig ist und nur in Verbindung mit bestimmten Gras- oder auch Getreidearten gedeiht. Er gehört wie der verwandte Klappertopf zu den Sommerwurzgewächsen, die allesamt auf Wirtspflanzen leben. In Magerwiesen zuhause, trägt er zur weiteren Abmagerung der Wiesen bei, allerdings kenne ich diese leuchtend pinkfarbige Art aus den nördlichen Kalkalpen und den Trockenrasen im Alpenvorland definitiv nicht, obwohl die Art Kalk wohl mag. / Der weißblühende Lein ist Linum tenuifolium und er würde auch in meinem Magerbeet zuhause gut passen!
Im Waldviertel waren die Kirschen schon reif und überall verstreut in der Landschaft, an Wanderwegen, am Fuße von Hügeln und in Hecken findet man große, saftige Kirschen an Bäumen mit gesundem, grünem Laub - etwas, das ich von Daheim schon seit Jahren nicht mehr kenne, hier sind alle Kirschen wegen der vielen Feuchtigkeit mit Pilzen befallen, von wildwachsenden Esskirschbäumen, die teilweise als Überreste alter Obstbaumgärten als letzte noch sichtbar sind oder von Vögeln weiterverbreitet wurden, kann ich hier nur träumen! Und wer genau schaut, sieht auf meiner Hand auch eine Wildbiene, leider konnte ich sie nicht bestimmen, weil sie so schnell wieder weg war.

Der Kirchturm von Ottenthal / Ein Teil der großen Windparks Richtung Wien.

Eine unserer letzten botanisch interessanten Stops waren die Leiser Berge, die gleichzeitig von Süden her die erste Kalk-Erhebung darstellen. Rund um die Buschberghütte, die gleichzeitig Österreichs niedrigstgelegene vom Alpenverein betriebene Hütte ist, sie liegt nämlich nur auf 480m Seehöhe, führen ausgedehnte Pfade durch Wiesen, Hecken und Waldstücke und man könnte stundenlang zu den nahegelegenen Dörfern wandern.

In den Wiesen blüht neben dem schon bekannten Ackerwachtelweizen der Natternkopf und Carduus nutans, eine meiner liebsten Disteln, die ich immer noch nicht im Garten habe.

Noch ein paar Impressionen aus den Leiser Bergen, die weiße Pflanze könnte ein Galium sein, ich habe aber noch keine passende Art gefunden, falls also jemand eine Idee hat?

Einen Urlaub in diese Region kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen!