22. Februar 2014

Los gehts!

Weil auch auf einen miesen Winter ein Frühling folgen muss, sehen die Pflanzen keinen wirklichen Grund mehr auf Schnee zu warten. Ich schließe mich ihnen widerwillig, aber langsam nun doch an - warum auf Schnee hoffen, wenn man schon kurzärmelig Beete vorbereiten kann?

Deshalb standen gestern einige Gartenarbeiten auf dem Plan, die normalerweise erst Ende März erledigt werden könnten: Rückschnitt, Kompost und Lauberde ausbringen, abdecken mit Mulch und Frühblüher bestaunen. Letztere haben sich zum Teil schon deutlich vermehrt, was mich sehr freut. Auf winterlingüberzogene Flächen werde ich zwar noch länger warten müssen, aber die Grundsteine sind gelegt.

Die Schneeglöckchen wollten auch nicht mehr warten

Schneeglöckchen sind recht robuste kleine Stauden. Sie vermehren sich auf zwei Arten, nämlich durch Brutzwiebel und mit Samen. Weil Gärtner schon seit vielen Jahren, vermutlich sogar Jahrhunderten, Schneeglöckchen in Gärten ziehen, wurde unbewusst Auslese betrieben und es wurden am häufigsten jene Galanthus verschenkt, weitergegeben und selber weitervermehrt, die rasch große Gruppen bilden. Dadurch wurden unbewusst die Typen selektiert, die rascher Tuffs entwickeln, sich aber mitunter weniger stark aussäen. Ich habe das voriges Jahr schon erwähnt, heuer kann ich den Unterschied zwischen den beiden Typen selbst im Garten beobachten: Oben sieht man eine Gruppe reichlich selbstaussäender Galanthus, die nie dichte Tuffs zeigen, sondern locker Flächen bedecken (also bei mir noch nicht, aber es wird). In ihrem weiteren Umkreis finden sich viele kleine Sämlinge, da Ameisen die Samen aufgrund eines Eiweißanhängsels, das sie gerne fressen, weiterverbreiten.

Gleiche Galanthusgruppe am 10.03.13 und heute - ein Zuwachs ist eindeutig erkennbar!

Diese Gruppe - einmal gestern, einmal im letzten Jahr - zeigt, zumindest bisher, keine Sämlingsaussaat. Wenn ich sie vermehren möchte (und das will ich), so muss ich selber mithelfen. Wie das funktioniert, habe ich letztes Jahr schon beschrieben. Auch heuer werde ich einige der größeren Tuffs aufnehmen, vereinzeln und verteilt wieder einpflanzen. Irgendwann einmal werde ich so viele haben, dass das nicht mehr nötig ist - hoffe ich zumindest. Bei den Winterlingen gibt es nun auch erstmals nennenswerte Mengen an Sämlingen zu entdecken. Ich komme also meinem Ziel, auch schon im Februar volle Beete zu haben, immer näher :-).

Hier sieht man gut den Unterschied in der Wuchsart

Ich habe also geestern die Schattenbeete frühlingsfit gemacht. Wie weit man da nun wirklich abschneidet und was alles wegdarf und was noch bleiben soll, darüber scheiden sich die Geister; ich habe jedenfalls den asiatischen Epimedien ihr Laub noch gelassen, da Spätfröste generell gerne auftreten und Epimedien aus kontinentalen Arealen sowieso schon zu frühem Austrieb neigen. Den Helleboren wollte ich ihr altes Laub auch noch lassen, aber die meisten Blüten waren schon so weit raus, dass es keinen Nutzen mehr gehabt hätte. Dann habe ich noch alle Weinranken aus den Beeten gezogen (lieber keinen Wilden Wein nahe Schattenbeete ansiedeln!) und die größten, verklebtesten Blattschichten abgerecht. Anschließend wurde Lauberde - frisch, dunkel, duftend - über die Flächen gestreut und mit frischem Holzhäcksel abgedeckt.

So sehen frisch gemulchte Flächen aus - leer wird es aber nicht lange bleiben

So sieht es also jetzt im unteren Gartenteil aus. Vermutlich wird es nur mehr wenige Wochen dauern, bis es hier bunt wird. Dieser Pracht werde ich mich heuer viel intensiver widmen können als bisher, da die meisten Frühlingsarbeiten nun schon erledigt sind - ein weiterer Vorteil des frühlingshaften Winters.

8. Februar 2014

Ein Frühlingstag, dem Winter gestohlen

Nördlich der Alpen gab es heute ungewöhnlich warmes Wetter und ich habe es genutzt, um die Sommerstaudenbeete zurückzuschneiden. Das bislang fast schneelose Winter ließ die Samenstände und Stängel seit November erstrahlen und sogar Raureif war uns heuer vergönnt. Nun, da sogar die ersten Winterlinge durch das Laub ragten und auch die anderen Frühblüher bald folgen werden, bot sich das Wetter für einen Rückschnitt an - früher zwar als sonst, aber dafür mit der Garantie, wenig Schaden anzurichten.

Hamamelis / Blütenstand von Syneilesis palmata / Hamamelis

Sehr viele Blüten gibt es im Garten noch nicht zu sehen. Ein paar Helleborus niger blühen und die Hamamelis leuchten durch den Garten, nachdem sie vergangenes Jahr eine Ruhepause eingelegt haben. Der Samenstand in der Mitte ist von Syneilesis palmata, einer Schattenstaude mit stark geschlitztem Laub, die mit den Astern verwandt ist. Das würde man nie vermuten, erst am Samenstand wird es deutlich.

Die drei Staudenbeete sind zusammen etwa 140m² groß. Ihr Rückschnitt war verhältnismäßig schnell erledigt, ich habe eine Stunde alleine und zwei Stunden zu zweit daran geschnippelt. Das angefallene Material habe ich vorläufig gesammelt; es wird am Montag geschreddert und auf den Beeten verteilt. Vorher möchte ich noch etwas Hornspäne streuen und das Unkraut jäten, das diesen warmen Winter für rege Verbreitung genützt hat.


Die stabilen Stängel von Wasserdost und Vernonia eignen sich besonders gut zum Schreddern, aber auch das lose, kleine Material lasse ich durch die Maschine. So erhalte ich gleichförmigen Mulch, der durch die vielen Stängel locker bleibt und nicht verklebt. Dadurch haben auch kleine Blumenzwiebel keine Mühe, die Schicht zu durchdringen.

Der Haufen links im Vordergrund ist ein Teil des Bergs, der dabei anfällt. Allerdings täuscht der Umfang, da die Stängel locker aufeinandergeschichtet sind.


Vergleicht man die Bilder, dann fällt nicht nur der Rückschnitt auf, sondern auch, wie schnell der Schnee verschwunden ist. Kein Wunder, es hatte über 10°C und in der Sonne konnte man im T-Shirt arbeiten. Ich glaube übrigens nicht, dass jetzt dann schon der Frühling kommt. Viel wahrscheinlicher ist eine nasse, unfreundliche und vielleicht sogar kalte und schneereiche Wetterperiode bis weit in den März hinein. Falls das tatsächlich so wird, bin ich besonders froh, den Rückschnitt heute erledigt zu haben.

Austreibende Galanthus / Winterfärbung von Epimedium 'Jörg'
Das Schöne am Rückschnitt im Frühling ist, dass man ständig Austrieben begegnet. Besondere Freude bereitet mir der Schneeglöckchenbestand, den ich nun das dritte Jahr habe. Er besteht aus einem einzigen großen Tuff Galanthus, den ich von einer über 80-jährigen Gärtnerin, die bei unserem Gartenstammtisch dabei ist, erhalten habe. Ich habe ihn sorgfältig geteilt und die einzelnen Büschel eingepflanzt. Voriges Jahr waren es schon viel mehr Blüten als zuvor und heuer legen die Pflanzen so richtig los. Sie stehen unter einer Zierkirsche und ich freue nich das ganze Jahr auf den Moment, wo das Staudenbeet zurückgeschnitte daliegt und die Schneeglöckchen aus dem von dunklen Kirschenblättern bedeckten Boden sprießen sehe :-).

Das herrlich rote Laub daneben gehört einer Elfenblume, nämlich der Sorte 'Jörg'. Nicht alle Epimedien haben so schönes Blatt, aber manche sind es definitiv wert, nur deswegen gepflanzt zu werden.

Galanthus elwesii / noch leere Schattenbeete
Die riesigen Galanthus elwesii, die fast doppelt so groß werden wie die normalen Schneeglöckchen, treiben auch schon munter aus. Sie bestocken gut und sind, einmal aufgeblüht, ein richtiger Hingucker. Bis es soweit ist, wird es aber noch länger dauern. So wie es insgesamt noch lange dauern wird, bis der Frühling tatsächlich kommt. Je nachdem wo ihr lebt, kann das auch früher sein, aber ich muss mich sicher noch mindestens 5 Wochen gedulden, bis so richtig etwas weitergeht. Bis dahin darf es gerne noch schneien - ein Großteil der Frühlingsarbeit ist nun (fast) schon erledigt.

Ich habe die Gartenarbeit den Winter über nicht wirklich vermisst - aber der heutige, dem Winter gestohlene Tag, war schon eine schöne Abwechslung, so mitten im Februar.

3. Februar 2014

Geschlechterklischees im Garten

oder: Gärtnern Männer anders als wir Frauen?

Frauen und Männer im Garten, das ist für manche vielleicht ein schon leidiges Thema und ich bin wohl auch um einiges zu spät dran damit, denn es gibt massenhaft Literatur dazu (die ich, völlig unprofessionell - gerade, wenn man darüber auch noch postet - nicht gelesen habe). Ehrlicherweise habe ich lange überlegt, ob ich darüber schreiben soll, weil es eben ein komplexes Thema ist und in Bereiche vordringt, die weniger mit Gärten, als mit Lebensentwürfen, Wunschvorstellungen, Klischees und vermutlich auch Unterstellungen, Empfindlichkeiten und zu vielleicht sogar Zu-viel-drüber-Nachdenken zu tun haben.

Tatsache ist: Mich nerven Klischees, die in Gartenzeitschriften, Büchern und auch sonst gerne mal ausgepackt werden, sobald es um Männer, Frauen und deren Betätigungsfelder im Garten geht. Dass die kräftigere Person meistens ein Mann ist und fürs Graben von Löchern kürzer braucht und leichter damit klarkommt, ist für mich noch kein Klischee, sondern biologische Vorgabe. Dass es Frauen nicht notwendig haben, sich tagelang mit Muskelkater herumzuschlagen, nur weil sie aus Stolz lieber selbst mit der Motorsäge aktiv waren, ist zwar logisch, trotzdem gefallen mir solche Geschichten. Solange sie aber als Besonderheit gehandelt werden, haben sie auch einen unangenehmen Beigeschmack. Wie schon öfter hier gebloggt, arbeite ich gerne mit meinem Häcksler. Die besorgten Blicke von Passanten, Besuchern oder letztens dem Weinhändler, wenn ich mit dem Teil losziehe oder die Phasen am Starkstromkabel wechsle, sind jedoch absolut entbehrlich.

Das Klischee beginnt dort, wo in Frage gestellt wird, dass auch Frauen Löcher graben können und befragte Frauen mädchenhaft kichernd (Hilflosigkeit ist bei Frauen - nicht nur im Garten - kein Makel, sondern gilt als positiv, weil dann ein Mann einspringen und "retten" kann) auf ihre zweite Hälfte, in Gärtnerinnenkreisen gerne als GG bezeichnet, verweisen. Kein Wunder: Männer sind in Gärten, darüber herrscht in der Bevölkerung bis auf Ausnahmen Konsens, fürs Grobe zuständig. Sie bauen Sitzplätze, pflanzen Gehölze, legen Platten, fällen Bäume und pflegen den Rasen. Sie horten ein Sammelsurium von Gartengeräten, die häufig benzinbetrieben sind und neigen dazu, überausgerüstet zu sein.

Und Frauen? In Zeitschriften schnuppern sie gerne an Rosen und tragen dabei auffallend oft helle Kleidung (obwohl: Ein Buch zum Thema Männer im Garten zeigt als Titelblatt einen Mann, der mit weißem (!) T-Shirt einen (hihi) Gartenschlauch trägt. Naja, vielleicht bedeutet das ja was). Sie sammeln Duftpflanzen, malen Pläne und dekorieren gerne und viel; ihre bevorzugten Farben sind Pastelltöne und sie lieben weiße Gärten und lila Blüten zu rosa Rosen. Ok, ich übertreibe und vielleicht ist mein Blick auch schon einseitig geworden, aber fällt euch nicht auch auf, wie seltsam geschlechtergetrennt Gartenthemen aufgegriffen werden?

Blättert man durch Gartenvorstellungen oder schaut sich Sendungen an, wo Gärten vorgestellt werden, fällt mir immer als die Kleidung auf. Vielleicht liegt das daran, dass ich im Garten ausnahmslos verdreckt, zerzaust und mit erdverschmierten Knien anzutreffen bin und das vielleicht auch nicht grad der Norm entspricht, aber Anpacken und Dreckigwerden ist, zumindest in den für Medien aufbereiteten Gartensituationen, den Männern vorbehalten: In fast allen Fällen tragen sie ein praktisches Gartenoutfit, Jeans, Jacken, manchmal Kappen, öfters Pullis. Frauen hingegen - Blusen, Kleider, Sandalen, offenes, frisch geföhntes Haar, Schminke, lange Fingernägel. Nicht, dass ich etwas gegen solches Aussehen hätte! Aber es vermittelt ein falsches Bild, nämlich dass Durch-den-Garten-Schweben ausreicht, um einen solchen zu erhalten. Vielleicht schwitzen andere Personen auch weniger als ich, aber ich finde, solche Darstellungen gehen an der Kernaktivität des Gärtnerns vorbei. Sie sind sogar mitverantwortlich für die allgegenwärtige Forderung nach pflegeleichten Gärten. Das wäre einen eigenen Post wert. Es soll dazu eine Kolumne in der aktuellen Gartenpraxis geben und die warte ich noch ab.

Verbreitet ist auch die Meinung, Frauen würden verwunschene, verwinkelte und verspielte Gartenstile bevorzugen, wohingegen Männer lieber überschaubare, geordnete und mit klaren Formen begrenzte Gärten anlegen. Auch farblich soll man einiges erkennen können, so etwa würde die für Frauen völlig undenkbare Kombination zwischen Gelb und Rosa in Männergärten überdurchschnittlich oft anzutreffen sein.

Also ich weiß nicht. Auf Anhieb fallen mir etliche Gärten ein, bei denen es genau andersrum ist. Warum sollte auch so etwas Persönliches wie der Stil des Gartens ausgerechnet auf das Geschlecht rückschließen lassen? Und warum sollten Fragen der farblichen Abstimmung immer eher in weiblicher Hand liegen? Angeblich sammeln auch überdurchschnittlich mehr Männer mit akribischer Begeisterung fürs Detail Pflanzen (wie etwa Galanthus), während Frauen eher den haptischen und olfaktorischen Reizen einer Pflanze erliegen und Duftgärten anlegen, Katzenminzenrondelle pflanzen und weiche, fließende Formen bevorzugen.

Egal wie man zu diesem Thema steht: Es scheint ein zutiefst deutschsprachiges zu sein. In sämtlichen anderen Nationen, in denen Gartenarbeit zunehmend an Stellenwert gewinnt oder ihn immer schon hatte, sind Männlein und Weiblein gleichermaßen am Grünen und Blühen beteiligt und sicherlich legen die einen wie die anderen üppig romantische Gärten an und höchstwahrscheinlich auch streng formale, mit Farben, die sich beißen, Hecken, die mit schwerem Gerät bearbeitet werden müssen und Kiesgärten und Staudenbeete und Rasen, den man stundenlang mähen muss.

Angeblich tun gerade Letzteres Frauen weniger gern. Und wenn, dann nur, um ihre geliebten Pflanzen vor den unvorsichtigen Mähmanövern unsensibler GGs zu retten, die in Gedanken schon am Griller stehen - da winken die Klischees gleich reihenweise.

Wie gehts euch mit dem Thema? Das würde mich wirklich interessieren. Ist es vielleicht gar nicht so schlimm und ich  hätte die Postidee noch ein Jahr aufheben oder gleich in den elektronischen Mistkübel schnippen sollen?