Ein klein wenig ungläubig, weil der Blick auf den Kalender eigentlich weniger Grünes erwarten lassen würde, gehe ich im Moment durch die Beete. Aber keine Pflanze hat mehr einen Grund, allzulange zu warten: Die warmen Tage lassen Bestäuber fliegen und die moderat kühlen Nächte mit Temperaturen knapp um oder über 0°C entsprechen ganz normalem Frühlingswetter. Daher kann man jeden Tag neue Pflanzen entdecken, die sich ins Freie wagen. Einige sind altbekannt, ein paar Überraschungen.
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Pachyphragma macrophylla / Hepaticas nobilis gefüllt / Daphne mezereum 'Album' |
Pachyphrahma macrophylla, das Schattenschaumkraut, muss ich jeden Frühling wieder vorstellen, weil es so herrlich weiß und üppig ist, und das so kurz nach dem Winter. Es passt hervorragend zu Helleboren, verhält sich aber brav, deswegen kann es auch in der Nähe zarterer Geschöpfe wie Epimedien oder Hepaticas verwendet werden. Überhaupt - Hepaticas: Die sind heuer allesamt sehr üppig und blühfreudig; man könnte denken, sie mögen trockene Sommer. Gut wächst auch der weiße Seidelbast, ein Geschenk eines Pflanzenfreundes aus Bayern. Die Beeren dieser Sorte sind gelb, nicht rot.
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Helleborus / Cardamine enneaphylla / Adiantum venustum |
Andere Pflanzen erscheinen erst. Besonders eindrucksvoll tauchen die Zahnwurze (Cardamine) aus dem Bodne auf, denn sie warten schon fast fertig unter der Mulchschicht und stehen praktisch nur noch auf. Ganz zart hingegen treiben manche Farne aus: Adiantum venustum entfaltet sich aus einem so kleinen Trieb, dass man ihn leicht übersieht und abbricht. Aber keine Angst, dieser Farn ist äußerst robust, wüchsig und treibt den ganzen Sommer über nach. Deswegen macht ihm auch Frost nichts, er bekommt einfach neue Blätter.
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Galanthus nivalis / Hepaticas nobilis blassrosa |
Schon am Verblühen sind die Schneeglöcken. Sie hatten hier eine besonders lange Saison und sollten gut Samen angesetzt haben. Die Leberblümchen tauchen nun allerorten auf. Hier gibt es große Unterschiede sowohl im Aussehen, als auch in der Blütezeit. Während manche schon welken, spitzen andere erst aus dem Boden.
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Mein Hepaticahügel, angelegt vor mittlerweile 8 Jahren |
Mein erster Hepaticahügel wächst nun immer mehr zu. Mit den immergrünen Farnen (hier Polystichum) sieht er auch jetzt im Frühling schon üppig grün aus, aber ich werde die Farne nun bald zurückschneiden. Helleborus foetidus und Cyclamen coum verstärken den Grün-Effekt. Leberblümchen mögen durchlässige Böden, die im Sommer trocken sind. Beschattete Steingärten oder Plätze neben Wegen, wo sie nicht bedrängt werden, sagen ihnen am meisten zu. Dazu noch Laubbedeckung und immer etwas Laubhumus sowie kalkhaltiger Boden. Wenn das alles passt, dann sind sie völlig unkompliziert und wüchsig.
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Nach mittlerweile 5 Jahren haben die Cyclamen so viele schon blühende Sämlinge produziert, dass ich sie in andere Gartenteile aussiedeln kann. |
Der zweite Hepaticahügel besteht seit dem Sommer 2008. Er ist größer, von allen Seiten zugänglich und im Sommer vor allem mit Funkien, Helleboruslaub, Salomonssiegel und Farnen bedeckt. Ich habe mich aber bemüht, ihn eher schütter zu bepflanzen, was den Cyclamen und Hepaticas offenbar sehr gut gefällt. Leider liegt er ungünstig zwischen dem Weg zum Kompost, der Gartengrenze, dem Gartenhäuschen und dem Haus, sodass kaum ansprechende Perspektiven möglich sind.
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Pachyphragma macrophylla mit Elfenblumenlaub / Scilla bifolia zwischen Elfenblumen |
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Epimedium 'Black Sea' vor Galanthus / Corydalis solida taucht aus dem Mulch auf |
In den Schattenbeeten ist es nun sehr interessant. Vieles ist schon sehr weit, andere Pflanzen schlafen noch tief. Alle warten auf den Regen, der nun gerade fällt und ich hoffe, es kommt einiges zusammen. Da ich alle Beete mulche, fühlen sich Schattenstauden besonders wohl, weil dieses Bedingungen ihrem natürlichen Lebensraum nahekommen.
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Die Beete im Westen des Gartens, an der tiefsten Stelle (die Beschattung erfolgt durch die etwas unschöne Hecke) |
Unter der Hecke, entlang dem Zaun, ist ein Teil der unteren Schattenbeete. Sie füllen sich wegen des langsamen Frühlings nur gemächlich und ich habe Zeit, alles genau zu beobachten und auch mal gründlich durchzujäten. Schon in einem Monat werde ich ohnehin nicht mehr in die Beete passen bzw. mich nicht mehr hineintrauen.
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NOchmal der ältere Hepaticashügel, diesmal mit Vordergrund / Hepatica nobilis weiß mit rosa Staubgefäßen |
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Schattenbeete hinterm Haus und noch einmal die gesamte Schattenbeetlänge entlang der Hecke |
In den folgenden Wochen werden die Lerchensporne (Corydalis cava) die Beete fast vollständig bedecken und für den ersten flächendeckenden Farbeffekt der Saison sorgen. Ich bin gespannt, ob sich die weißen Exemplare mittlerweile vermehrt haben. Ansonsten bin ich mit dem Garten sehr zufrieden, genaugenommen hatte ich noch nie die Möglichkeit, so viel auszurichten wie heuer, seit Weihnachten fast ununterbrochen Gartenarbeit möglich ist. Möge es so weitergehen!