Jeder Frühling ist verschieden und die letzten Jahre haben uns ein wenig verwöhnt, was den Zeitpunkt der ersten Gartenarbeiten anging. Wer also heuer schon nervös im Matsch scharrt oder etwas verzweifelt alle halbe Stunden den Tauvorgang auf seinen Beeten beäugt, darf nicht vergessen, dass es schon spätere Jahre gab als dieses. Zumindest am Alpennordrand liegen wir gut in der Zeit und auch der kommende Wintereinbruch wird daran nicht sehr viel ändern.
Gestern und heute waren also hier die Tage, in denen die ersten ernsthaften Arbeiten mit Erde und Pflanzen möglich waren. Eigentlich hätte ich gehofft, alle Beete würden auftauen und wenn es gegangen wäre, hätte ich den anfallenden Schnitt auch gleich geschreddert - so aber blieb es bei ein paar kleineren Schneidearbeiten und der Bearbeitung eines Schattenbeets. Im Hinblick auf mögliche Tiefsttemperaturen in der kommenden Woche ist das auch ganz ok so, besser es ist noch etwas Schutz auf den Beeten.
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Zwei Jahre nach dem Teilen sieht es schon nach etwas mehr aus. |
Zu den ersten Arbeiten im Gartenjahr gehört das Vermehren von Frühblühern. Diese Vorgehensweise ist mir noch nicht lange bekannt und ich habe immer beklagt, dass ich zu wenige Geophyten im Garten hätte. Es sind wirklich noch viel zu wenige, aber es wird besser, seit ich im Vorfrühling immer ein paar Gruppen - besonders von Galanthus nivalis und Crocus tommasinianus - aufnehme, teile und vereinzelt wieder einpflanze. Beide Pflanzen halten die Störung früh im Jahr gut aus, sie blühen weiter und erscheinen im nächsten Jahr in deutlich größerer Anzahl.
Schneeglöckchen vermehren sich nämlich, wie viele Zwiebelpflanzen und auch andere Pflanzen auf zwei verschiedene Arten: Durch die Bildung von Brutzwiebeln und durch Aussaat. Warum sich manche Typen mehr aussäen und andere weniger, darüber kann nur spekuliert werden. Mir erscheint eine Theorie am einleuchtendsten: Gärtner, die Galanthus weiterverschenken, graben am ehesten einen Tuff aus, statt 20 einzelstehende Glöckchen zusammenzusuchen. Auf diese Weise betreiben sie unbewusst Auslese, denn nur jene Pflanzen mit dem stärksten Brutzwiebelwachstum werden weiterverbreitet. So kommt es dazu, dass manche Galanthusbestände zerstreut wachsen, während andere eher aus vielen Horsten bestehen. Aber das hängt natürlich auch mit Boden, Licht und Nährstoffen zusammen.
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Noch in der Erde, dann geteilt: So vermehrt man Galanthus am effizientesten. |
Auf den beiden Bildern sieht man einen kleinen Tuff kaum blühender Schneeglöckchen. Ich habe vor zwei Jahren eine größere Menge Galanthus erhalten und sie in kleinen Gruppen eingepflanzt. Manche Gruppen bestanden aus vielen kleinen Sämlingen (meine säen nämlich gut) und stehen nun so eng, dass sie sich nicht mehr entwickeln. Diese nehme ich als erstes und ziehe sie vorsichtig auseinander. Je trockener die Erde ist, desto leichter geht es, aber Schneeglöckchen sind sehr robust, man darf ruhig zupacken. Das rechte Bild zeigt den gleichen Tuff wie links vereinzelt - es ist toll, wie viele Pflanzen man erhält!
Hier die kleine Gruppe, nachdem ich sie frisch aus der Erde geholt habe. Am zweiten Foto kann man rechts die "Mutter"-Zwiebel und links eine kleine Brutzwiebel sehen. An den Berührungsflächen sind die Zwiebelhäute noch ganz frisch, während sie außen ziemlich runzlig sind. Das rechte Bild zeigt eine gut entwickelte, blühfähige Galanthuszwiebel und daneben eine viel kleinere, die zu dicht an anderen stand. Man müsste schon sehr gut düngen, um bei so engem Stand viele Blüten zu erhalten. Mir gefallen aber Schneeglöckchenflächen ohnehin besser als große Gruppen - daher teile ich jedes Jahr mindestens ein Drittel des Bestands.
Voriges Jahr habe ich einen großen Tuff geschenkt bekommen. Er zählte viele, viele Triebe und 76 Blüten; nach dem Teilen hatte ich etliche kleinere Gruppen und auch einige Einzelpflanzen, die ich in einem neuen Beet auf einer kleinen Fläche möglichst natürlich verteilte. Heute habe ich nachgeschaut: Obwohl noch einige Pflanzen eingeschneit sind, konnte ich schon 122 Blüten zählen! Es bringt also definitiv etwas, den Schneeglöckchen bei der Vermehrung etwas nachzuhelfen.
Besonders natürlich wirkt eine Pflanzung, wenn man verschieden große Gruppen bildet und längliche Gruppen mit unterschiedlichen Abständen pflanzt. Wer besonders viele Schneeglöckchen haben will, setzt aber jede Zwiebel einzeln. Möglicherweise leidet das Gesamtbild im folgenden Jahr noch etwas, aber spätestens im zweiten Frühling hat man schon kleine Gruppen, die man nach zwei, drei Jahren erneut teilen kann.
Das mittlere Bild zeigt eine Zwiebel mit zwei Brutzwiebeln - so entstehen langsam auch aus einer einzelnen Zwiebel Tuffs. Wer öfter teilt, senkt zudem die Gefahr von Galanthus-Schimmel, der in feuchten Gartenecken gerne die Pflanzen befällt und zum Verfaulen bringt. Wer seltene Sorten sammelt, wird besonderes Interesse daran haben, seine Pflanzen öfter zu vereinzeln, um Totalverlusten vorzubeugen.
Am rechten Bild die erste Biene (ein Bild von gestern), die ich heuer entdeckt habe - vielleicht sogar von meinem Bienenstock, heute hat es dort schon ordentlich gesummt. Alleine der Bienen wegen werde ich meine Frühlingsblüher eifrig weitervermehren. Mit nassen Knien und und klammen Fingern... ein wenig schneeglöckchenverrückt bin ich also doch ;-).
Wer noch vor der kalten Wetterphase Schneeglöckchen teilen will, sollte die neugepflanzten auf jeden Fall mulchen, um sie vor Erfrierungen zu schützen. Das passiert nicht wirklich oft, kann aber - da wir nicht wissen, wie kalt es wird - zum Problem werden. Mit ein paar Zentimetern Schredder oder Laub sollten die Schneeglöckchen aber sicher sein :-).