28. Mai 2017

Erwähnenswerte Pflanzen 1: Was blüht Ende Mai

Weil mir der Garten grad etwas davonwächst und die langen, hellen Abende ein Draußensein bis halb 10 erlauben, ist am Blog gerade weniger los, obwohl doch gerade jetzt sehr viel zum Herzeigen wäre. Ich beginne also diese lose Serie, in der ich Pflanzen der Saison vorstellen möchte, die mir im Moment besonders gut gefallen!

Silene fimbriata stammt aus dem Kaukasus und bildet mit langsam aber beständig kriechenden Rhizomen lockere Bestände, die im Halbschatten bis zu 1,4m hoch wachsen und ihre hinreißend gefransten, weißen Blüten mit dem hellgrünen Kelch in andere Pflanzen hineinlugen lassen. Ich habe sie mit Farnen und gelber Hesperis kombiniert, für die Zukunft sind aber Vergesellschaftungen mit Akelei, Kugellauch und anderen Nachbarn geplant. Definitiv ein Versuch wert!

Lange hat es "gehunzt", nun aber wächst er: Mein no-Name-Frauenschuh aus dem Ramsch-CC-Wagen eines Gartencenters hat sich nun wirklich etabliert und ziert mit Kapperl und Dreadlocks das Schattenbeet. Ich bin so begeistert, dass ich in Versuchung bin, etwas Geld in andersfarbige Kultivare zu investieren (kleinblütig müssen sie sein, ein großblütiger Kollege der gezeigten Pflanze blüht meist ungesehen, weil die Blüte immer am Boden liegt).

Und schon sind wir im Kiesbeet, das im Moment jeden Tag für Begeisterung sorgt. Dieser ausgesprochen hübsche Doldenblütler ist Athamanta turbith var. haynaldii, der aus Südeuropa stammt und mit federfeinem Laub einen wuschligen Tuff bildet, aus dem üppig und zahlreich schneeweiße Doldenblüten sprießen, die meistens waagrecht stehen und verhältnismäßig groß sind. Die Pflanze mag trocken, sonnig und heiß stehen und kann daher gut auf Mauerkronen oder im Vordergrund von Kiesbeeten verwendet werden.

Direkt daneben, man sieht die dichten Bestände auch am vorherigen Bild links, wächst der Österreichische Ehrenpreis, Veronica austriaca. Längere Zeit von mir schmählich vernachlässigt, weil er in Töpfen immer recht unscheinbar vor sich hingammelt, habe ich einige geschenkte Pflanzen vorigen Frühling lustlos in ein Kiesbeeteck gestopft, mit Kies völlig bedeckt, weil sie im Topf so gakelig waren, und dann komplett auf sie vergessen. Bis heuer: Ein Meer aus blauen Blütenkerzen, in verschiedenen Farbschattierungen und ca. 40cm hoch, breitet sich in besagtem Eck aus. Wun-der-schön!

Und gleich anschließend eine weitere Pflanze, die im trockenen Habitat gefällt: Knautia macedonica, ein Bienenmagnet, wächst auf magerem Boden zart und ansprechend und webt sich mithilfe von Selbstaussaat durchs Beet, ein weiterer Pluspunkt ist die lange Blütezeit. Definitiv ein Plus!

Schnittlauch wird als Zierpflanze ja leicht unterschätzt oder halt im Gemüsebeet geduldet. Seine Farbsorten aber, die in England größere Beliebtheit genießen, blühen üppig und lange, ziehen Bienen und andere Insekten an und können Beete im Mai durchaus dominieren. Nach der Blüte ist ein Rückschnitt sinnvoll, außer natürlich, man möchte reiche Aussaat. Die hier gezeigte weiße Sorte ist 'Wallington White', links und rechts wachsen jeweils Exemplare von 'Forescate'.

Wer duftende Pflanzen mag, wir Nelken lieben und besonders Dianthus lumnitzeri 'Tatra Fragrance' ist eine tolle Pflanze: Üppige Blüte, herrlicher Duft, blaues Laub und Stängel, kitschig rosa gezeichnete Blüte... aber auch andere Sorten und die Art selbst sind lohnenswert, auf passendem Boden kann es zu reicher Selbstaussaat und abweichenden Tochterpflanzen kommen, was ich (noch?) spannend finde.

Und meine letzte Pflanze, die mich im Moment fasziniert, ist die unglaublich blaue Lindelofia longiflora. Ein gedanklicher Fehler hat sie mich statt in den Halbschatten, von dem man häufig liest, mitten ins abgemagerte Schotterbeet pflanzen lassen, wo sie das letzte Jahr etwas mickrig vorsichhinvegetierte. Aber offenbar hat sie die Zeit für die Wurzelbildung genützt, denn nun blüht sie in einem riesigen Busch und strahlend blauen Blüten, die von Bienen reich besucht werden und lässt sich weder von Sonne noch Trockenheit irritieren. Von allen Pflanzen, die ich bisher gesehen habe, hat sie das leuchtendste Blau, weshalb es mich wundert, dass sie nicht öfter in Gärten anzutreffen ist.


Welche Pflanzen begeistern euch im Augenblick?

8. Mai 2017

Das Schotterbeet im Frühling (1)

Die Begrifflichkeit mag problematisch sein - aber das abgemagerte Beet selbst ist es keineswegs. Nachdem ich es nun eineinhalb Jahre fotografiere und ständig umschleiche, muss ich sagen, dass es den Schattenbeeten den Rang als liebsten Gartenteil ganz eindeutig streitig macht, da es sich, nun doch schon ziemlich eingewachsen, ab dem Frühling üppig präsentiert. Wer die Vorgeschichte nicht kennt: Dieses Beet wurde mit einer Menge feinem Kies angelegt, der den Boden abmagert und Pflanzen aus alpinen Regionen, dem Mittelmeerraum und anderen eher trockenen Gebieten der Erde Platz bieten soll.

Ende April / aktuelle Ansicht
Februar/März: Die ersten Iris reticulata erscheinen im Beet
Ende März/ Anfang April: Tulipa humilis und Tulipa sylvestris blühen zusammen mit ersten Muscari armeniacum.
Anfang April: Euphorbia myrsinites, austreibender Schnittlauch

Das Beet hat im kalten Winter (wir hatten bis zu -18°C über längere Zeit hinweg) ein paar Verluste hinnehmen müssen, darunter zwei große Pflanzen Santolina, alle Federgräser und starkes Zurückfrieren an Ruta graveolens, Salvia officinalis und einigen anderen mediterranen Halbsträuchern. Da ich nicht hoffe, dass solche Winter zum Regelfall werden, habe ich vor, einige dieser Stauden zu ersetzen. Alle anderen Pflanzen sind gut über den Winter gekommen, sogar die Berkhaya (nach anfänglicher "Für-Abgelebt-Erklärung" meinerseits).

Im April liegt der Schwerpunkt im Beet auf Frühblühern. Ich hätte nicht erwartet, dass Wildtulpen so derartig gut gedeihen, aber ich werde den Besatz noch deutlich aufstocken - vor allem, weil es da noch viele attraktive weitere Arten gibt.


Mitte April: Die Bergenien stoßen dazu.
Auch einige kleine Details sind versteckt: Globularia nudicalis.
Am Ostermontag: Tulipa clusiana
Und weitere Eindrücke aus dieser Zeit
Hier noch ein Überblick

Die beste Fernwirkung hatten dabei die außen rot-weißen Tulipa clusiana, die über dem Beet zu schweben scheinen und eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit an den Tag legten - die Fotos im Beitrag sind nämlich mit Ausnahme des ersten Bildes chronologisch, und eine wirklich ärgerliche Winterperiode schneite alle Tulpen ganz dick ein.

Das Schotterbeet 20.April...
...war komplett eingeschneit und die Tulpen haben so fest zusammengekniffen, dass man kein bisschen Weiß mehr an ihnen sehen konnte. Gab eh rundherum genug davon.
Wenige Tage später: Aufgetaut!

Das letzte Bild links zeigt die Blüten der rot-weißen Tulpe von Innen - sie sind nämlich ganz weiß mit purpurnem Grund und das rot der Außenblätter schimmert nur ganz leicht durch. Mit der Erwärmung trieben auch einige andere Stauden aus, wie Glaucium flavum, der gelbe Hornmohn, dessen silbernes Laub schon ganz ohne Blüten hervorragend ins Beet passt.

Sind sie nicht großartig?
Ich werde noch viele weitere davon pflanzen.
Ein niedliches Aethionema (?) hat sich reich ausgesät / Tulipa batalinii 'Bright Gem' startet mit kaum vorhandenen Stängeln.

Jetzt, Anfang Mai, sind noch immer nicht alle Stauden erschienen, so verschieden ist die Entwicklungszeit in diesem Lebensraum. Die ersten sind schon wieder eingezogen (Iris reticulata), die anderen sind gerade dabei (Tulpen) und viele weitere treiben gerade Blüten, einige davon üppig und vielversprechend. Demnächst wird es hier wieder ein Update geben, mit ganz anderen Pflanzen.
Ich freue mich auf die kommenden Monate im üppigen, angemagerten Beet, das so gar nicht dem Kiesbeetklischee entspricht!


Und ein paar Worte in eigener Sache gibt es auch noch: Wir möchten uns ganz herzlich bei den Besucherinnen und Besuchern bedanken, die gestern unseren Garten angeschaut und für so viele erfreulich und kurzweilige Gespräche gesorgt haben! 

Was mich besonders gefreut hat: Renate aus dem Genießergarten, ihr kennt sie bestimmt aus der Gartenblogwelt, war mit Begleitung ebenfalls hier und als wäre das nicht schon schön genug, hat sie einen ganz wundervollen Blogbeitrag mit für uns völlig neuartigen Einblicken gepostet. Das klingt jetzt seltsam, aber jeder sieht den Garten ganz anders und ihn mit Renates Augen zu betrachten ist eine große Freude und Bereicherung für uns. Danke :-) 

Und gerade habe ich noch Torsten Matschiess' Besprechung meines Buchs entdeckt... bei so viel positivem Feedback werde ich ja ganz verlegen! Danke auch hier. Ich freue mich, wenn jemand die Absichten hinter dem Buch schätzt.