23. Juni 2012

Die Juniflaute und andere Kombinationsprobleme

Wie jedes Jahr gibt es in meinen Beeten eine klitzekleine Flaute Anfang Juni, obwohl das die Zeit der Storchschnäbel wäre, die Katzenminzen gerade loslegen und auch sonst alles am Wachsen ist. Aber gerade daran liegt es: Sämtliche Sommerstauden wachsen, und wie! Sie treiben Laub, Stängel und noch mehr Blattmasse und wachsen sich zu optisch dominierenden, bis jetzt noch langweilig aussehenden Büschen aus. Die vielen kleineren Blütenpflanzen kommen optisch in manchen Beetbereichen nicht gegen sie an.


Ein gutes Beispiel für ein typisches, im-Juni-nicht-so-super-Beet ist das linke Bild: Helianthus salicifolius mit feinem Laub in Kontrast zu Eupatorium purpureum, der sich, verwöhnt durch die warm-feuchte Witterung, mit seiner Blattwaage (dem Verhältnis von Wurzeln zur Blattmasse) verschätzt hat und bei den ersten heißen Tagen rund um die Sonnenwende tieftraurig dem Abend entgegenhängt. Ich habe ihn dann mit 10l Wassern gerettet, aber so ein tragisches Ensemble reisst auch die weiße Silene coronaria nicht mehr raus.

Wer Hochsommeraspekte liebt, wird nicht umhinkommen, solche Ecken zu riskieren. Besser wäre es, Sommerstauden mit Juniblühern zu kombinieren, damit wenigstens irgendwas blüht. Im rechten Beetteil ist mir das besser gelungen, auch wenn hier von rechts Blattmasse von Salvia 'Amber' dominiert (ich habe mir das Ding zarter und frühblühender und niedriger und kleinblättriger - kurz, völlig anders - vorgestellt), von links Alcea cannabina, eine kleinblütige Malvenart durchs Beet blattlaubt und dazu noch Verbena hastata ihre schönen grünen Blätter, die wie Brennnesseln aussehen, ins Bild hängen lassen.


In den Beetbereichen, wo das mit der Farbe im Juni besser klappt, brechen dafür ungeplante Kontraste aus. Silene dioica und Kalimeris incisa, gegenüber Nepeta 'Pool Bank' und Orlaya grandiflora, das entspricht meiner Idee. Dann aber fand ich in einem älteren Beet am anderen Ende des Gartens ein halbverhungertes Thalictrum, das seit 2002 in meinem Garten weilt, bis letztes Jahr jedoch unglücklich vor sich hinkümmerte. An seinem neuen Platz ist Thalictrum lucidum nun zu einer riesigen Erscheinung geworden, die zum Zeitpunkt des Fotografierns traumhaft aufrecht, zur aktuellen Zeit und weil somit drei Gewitter später jedoch stark gekippt, den Beetbereich dominiert.

Diese Wiesenraute ist eine schöne Pflanze, dessen Laub im Gegensatz zu vielen anderen Arten der Gattung dunkelgrün ist und glänzt. Die Blüten sind verträglich cremegelb und puschelig, wie man das von Thalictrum aquilegifolium gewöhnt ist, doch es gibt auch ein Leider: Sie duften ganz intensiv nach altem Blumenvasenwasser, was mich heuer schon mehrfach irritiert hat. Nicht so aber die Rosenkäfer: Sie scheinen das Gemüffel zu lieben und sitzen zu Dutzenden in den Blüten; ich vergönne ihnen dieses Vergnügen von Herzen.

Farblich in Kontrast steht dazu der herrlich dunkelrote Mohnsämling im Hintergrund, der ruhig häufiger in den Beeten auftauchen dürfte. Leider erscheint viel öfter sein orangerötlicher Kollege, im Bild oben ebenfalls vertreten, der zwar die Bienen erfreut, aber optisch nicht gerade der Burner ist.


Geranium psilostemon 'Kolchis' inmitten von  Artemisia gefällt mir dafür gut, obwohl man nicht vergessen sollte, den Beifuß zu schneiden, da er sonst blüht, vergilbt und unschön wird, ganz zu schweigen von der beachtlichen Höhe von mehr als 1,6m, die er sonst locker erreicht.

Eine Kombi, die gut funktioniert, sieht man am rechten Bild: Sambucus nigra 'Black Lace' zusammen mit der gelben Rudbeckia paradoxa und links im Hintergrund Nepeta kubanica, deren Namen auf das Tal "Kubanien" im Nordkaukasus, nicht auf Kuba! verweist.


Im gleichen Beet, nur aus anderer Perspektive gesehen, wächst Eryngium zabelii 'Blauer Ritter', eine empfehlenswerte Distelsorte, die es trocken und sonnig mag. Dazu passen gut weiße Vexiernelken; bei mir ist im Hintergrund zudem Geranium 'Spinners' und eine Deschampsia-Art sowie Echinacea purpurea, die allerdings erst später zu blühen beginnen werden.

Rechts das schon beschriebene Beet noch ein Stück weiter weg, hier ist vor dem dunkelblättrigen Holunder ein heller Geraniumsämling zu sehen und links Blutweiderich, der zu blühen beginnt. Das viele Grün links ist eine Monarda und ein Persicaria, die beide noch etwas ein Monat Zeit brauchen.


Der schon erwähnte Artemisia-Dschungel ist ein Versuch von mir, mit Blattfarben Effekte zu erzielen. Silber-Purpur ist eine schon lange bekannte und forcierte Kombi, die allerdings wirklich schön wirkt. Ich habe Geranium psilostemon 'Kolchis' und Knautia macedonica 'Mars Midget' als purpurne Parts (mengenmässig ausbaufähig, vor allem die Knautias, wenn die bloß mal mehr aussäen würden!) sowie die beiden Artemisien absinthium und vermutlich schmidtiana (rechts) sowie einige Iris als silberne Elemente. Dazu noch Aster laevis 'Arcturus' mit dunklen Stängeln und später noch weißen Phlox und rosa Liatris als zusätzliche Farbe. Ich bin gespannt, wie sich das Bild halten wird, ergänzen möchte ich noch elfenbeinfarbenes Eryngium, mehr Knautias sowie graues Gras... Mal nachdenken! Vermutlich muss ich vorne ein bisschen was umstechen ;-).


Weils so nett aussieht nochmal die Beetpartien von vorhin, rechts das Beet von 2009, in der Mitte (und am rechten Bild) das von 2010 und vorne links das von letztem Jahr. Am rechten Bild sieht man Melica ciliata, ein ausgesprochen zierendes, aber sich mindestens ebensosehr aussäendes Gras, das hellbraune Rispen produziert, die in ein paar Wochen silbern werden, ehe sie zerfallen und den Grundstein für tausend weitere hübsche Pflanzen legen.

Wer das verhindern möchte, verhindert gleichzeitig die Schönheit der Pflanze, weswegen ich überzählige Exemplare nun einfach jäte und heuer beginnen werde, außerhalb des Zauns eine Population aufzubauen. Vielleicht wollen dort auch die Knautias, das könnte schön aussehen und pflegeleicht sein.


Im Beet von letztem Jahr blüht nun schon einiges, genaugenommen sind es aber nur Geranium, Lychnis und Lythrum. Die anderen Stauden glänzen bis jetzt nur durch ihr Blattwerk und werden erst in ein paar Wochen loslegen. Im grünen Hintergrund des Beets lauern unsichtbar einige Helden des Hochsommers, die jetzt das Staudengerüst aufbauen, das danach bis mindestens Februar stehen wird. Dazu gehören Eupatorium, Verbena hastata, Phlox, Sedum, Anaphalis, Aster, Coreopsis tripteris, Vernonia crinita, Molinia 'Transparent', Leucanthemella serotina, Sanguisorba in drei Sorten, Panicum, Echiancea purpurea und pallida, Persicaria in drei Sorten, Epilobium, Actae und einige andere.

Sobald die ersten von diesen loslegen, beginnt meine zweite Lieblingsjahreszeit im Garten (knapp nach dem Frühling in den Schattenbeeten), auf die zu fotografieren ich mich schon sehr freue!

19. Juni 2012

Das war die offene Gartentüre

Ich habe mich nun so lange nicht gemeldet, ihr könntet denken, das Wochenende der offenen Gartentür hat mich entweder so entsetzt, dass ich nichts mehr mit alldem zu tun haben möchte oder ich bin noch immer mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Aber nichts von dem ist der Fall, es war eine erfreuliche und erfolgreiche Erfahrung, den Garten zu öffnen.


Ich sags mal gleich: Das Wetter am besagten Wochenende war grausig. Mit Temperaturen zwischen 12° und 15°C und völlig bedecktem Himmel mit Tendenz sowohl zu intensivem Dauernregen, als auch durchdringenden, beinahe schon englischem Spray konnte man nun nicht gerade von Gemütlichkeit sprechen. Aber, und hier müsst ihr euch eine strahlende Katrin vorstellen, Gartenbegeisterte lassen sich ganz offensichtlich von keinerlei witterungstechnischen Unbillen abhalten, wenn sie nur wirklich wollen. Wir konnten daher am Samstag etwa 110 Besucherinnen und Besucher verzeichnen und am Sonntag etwa 140. Das lag wohl am fälschlicherweise positiverem Wetterbericht für Sonntag, der sogar Auflockerungen prognostiziert hatte, die aber erst um 20:30 Uhr abends eintrafen und uns daher nur ein müdes Lächeln entlocken konnten.


Das Wetter war aber auch schon der einzige Punkt, bei dem man hätte jammern können. Alles andere verlief reibungsfrei und sehr erfreulich für alle Beteiligten, die natürlich voll gefordert waren. Ich hätte nie gedacht, dass wir bei unserer ersten offenen Gartentüre mitten im ländlichen Raum und mit so richtigem Nicht-Garten-Wetter eine derart erfreuliche Resonanz bekommen würden. Und es waren bei Weitem nicht nur Leute als dem Ort da, die auch mal wissen wollten, was wir da so hinterm Gartenzaun verbergen, nein, es gab Besucherinnen und Besucher aus dem nördlichen Mühlviertel, aus Passau, Salzburg, dem Innviertel, Niederösterreich und dem Zentralraum.


Viele von ihnen besuchten sogar alle vier Gärten, die an der Aktion teilnahmen - das hat mich besonders gefreut. Und es ist ein schönes Erlebnis, Gartenbegeisterten Lieblingspflanzen zeigen zu können und auch selber völlig neue Dinge zu erfahren. Die Pflanze, die mit Abstand die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, war Podophyllum 'Spotty Dotty', eine getupftblättrige Schönheit für den Schatten, die genau jetzt samtrote Blütenglocken unter ihrem Laub verbirgt (mittleres Bild). Meine Pflanze wächst seit drei Jahren und stammt aus Berlin, aber woher man sie jetzt bekommt, konnte ich leider nicht sagen. Ich hätte garantiert 20 Stück verkaufen können ;-).


Sonderlich viele Klischees wurden auch nicht erwähnt. Ein paar die Hände ob der Arbeit über dem Kopf zusammenschlagende BesucherInnen gabs natürlich schon, denen ich nur unter Mühen vermitteln konnte (und ein paar haben sicher gedacht, ich verschweige ein paar Arbeitstage), dass Staudenbeete ganz bestimmt weniger Arbeit machen wie Gemüsebeete und sogar noch viel weniger als Rasen (den ja doch alle haben). Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv, wobei bestimmt einige die Dichte der Bepflanzung ungewöhnlich fanden und es sicher welche gab, denen die Brennnessel, zu deren Rodung ich nicht mehr gekommen bin, unsympathisch war.


Nun steuert der Garten langsam dem Sommer zu und wird immer voller, bunter und schöner. Ich hätte den Tag der offenen Gartentür ja gerne im Hochsommer gemacht, aber leider denken viele, dass da Gärten nichts mehr hergeben oder haben Angst, ihr eigener Garten wäre zu wenig attraktiv. Das Geranium am linken Bild ist 'Spinners', eine unterschätzte, ausladende Beetsorte, die mich heuer sehr begeistert.

3. Juni 2012

Pfingstrosenfest in der Gärtnerei Miely

Von 22. Mai bis heute fand in der Pfingstrosengärtnerei Miely in Uttenthal das heurige Pfingstrosenfest statt, das gleichzeitig das Fest zum 10-jährigen Jubiläum der Gärtnerei war. Ich kenne die Gärtnerei von einigen Pflanzenmärkten und habe mich sehr gefreut, heute endlich einmal die Pfingstrosenschaubeete besuchen zu können. Bei herrlichem Wetter und mit pünktlich passender Vollblüte der Paeonien war das ein überwältigendes Erlebnis.


Man muss dazu wissen, das die Adresse der Gärtnerei - Uttenthal - den Ort tatsächlich schon beschreibt: Ein sanftes Tal, umgeben von ebenso sanftwelligen Hügeln, auf denen das Getreide wogt und dann mittendrin eine kleine Erhebung, auf der sich der Hof befindet und auf dem Hügel davor viele Reihen mit Pfingstrosen, die den Hang hinauflaufen und in allen Schattierungen zwischen Rosa, Weiß und Pink leuchten.


Leider kenne ich mich mit Pfingstrosen nicht sonderlich aus, sodass es mir nicht möglich ist, hier im Blog die Namen zu den einzelnen Bildern zu posten. Wer interessiert ist, kann im vollständig bebilderten Webshop der Gärtnerei nachschauen oder sonst einfach per Mail und mit Bildlink dort anfragen, man wird gut und freundlich beraten. Ganz entgegen meiner Erwartungen - manche Paeonien erinnern mich zu sehr an Rosen... - habe ich einige gefunden, die wohl im Herbst bei mir einziehen werden. Anhand meiner Bildausbeute wird offensichtlich, dass mich die Japanische Blütenform mit den feinen Fransen in der Blütenmmitte doch sehr beeindruckt hat.







Da es aber einige hundert Sorten zu betrachten gab, kann ich die Vielfalt unmöglich wiedergeben. Zwei Eindrücke von der Landschaft möchte ich noch zeigen. Leider war das Wetter etwas trüb, aber am linken Bild unten sah man durch die Obstbäume hindurch, über den Hof der Gärtnerei Miely hinweg bis zum Dachstein, dem höchsten Berg von Oberösterreich.


Wer nun wie ich Blut bei den Pfingstrosen geleckt hat, dem empfehle ich die Homepage der Gärtnerei. Da viele Pflanzenmärkte im österreichischen und süddeutschen Raum von den Mielys besucht werden, stehen die Chancen gut, selbst Pfingstrosen erstehen zu können; ansonsten gibt es ab Herbst wieder einen Versand.

Bei mir werden jedenfalls bestimmt ein paar Paonien einziehen!