16. November 2015

Kompostplatz - wo aus Welkem Futter wird

Wenn ein Herbst so ungewöhnlich lange dauert wie heuer und jeder neue Tag ein Gartentag sein kann, ist das mitunter auch anstrengend; mittlerweile freue ich mich auf den ersten Schnee, der Nässe einkehren lässt und Ruhe, weil dann wirklich unmöglich wird, irgendwo im Garten noch etwas zu tun.

Wer vom herrlichen Wetter auf jeden Fall profitiert hat, war der Kompostplatz. Ich habe ihn schon oft erwähnt, aber nur selten ist er so schön hergerichtet, dass sein Anblick Kompost-Unbegeisterte nicht sofort die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt. Heuer aber ist er von geradezu unheimlicher Ordentlichkeit, weshalb ich ihn sofort fotografiert habe (so sah es dort vor fünf Jahren aus, dann im Frühling darauf und hier ein ausführlicher Beitrag über den Kompostplatz vom Herbst 2012).
 
Von links nach rechts: alter Staudenhäcksel vom Frühling (kaum zu sehen), Birkenschredder, Häcksel vom Sommerstaudenschnitt, aktueller Häcksel vom Herbstrückschnitt und frische Lauberde von dort, wo jetzt das neue Laub lagert (ganz rechts). Im Hintergrund, hinter der Benjeshecke, Material, das sich schwer schreddern lässt.

Wir haben das Glück, über genug Platz zu verfügen, sodass die Anlage zahlreicher Kompostmieten kein Problem darstellt. Auch das Schnittgut, das ich bis zum nächsten Häckseldurchgang lagere, kann gut untergebracht werden.

Kompostieren betreibe ich nicht als Wissenschaft. Ich bewundere die Geduld aller Gärtnerinnen und Gärtner, die Kompost nach abgemessenen Anteilen mischen, mit Zuschlagstoffen versehen und in regelmäßigen Abständen gießen und umschichten. Hier funktioniert das anders. Ich schreddere das Schnittgut im Garten in unregelmäßigen Abständen, meist aber vier- bis fünfmal pro Jahr.

Hier noch einmal die aktuell fünf Kompost-/Erdmieten.

Das daraus resultierende Häckselgut wird zu einem länglichen Haufen geschichtet und einfach so gelassen. Nach einiger Zeit - es hängt vom Material ab und vor allem auch von der Jahreszeit - wird aus einem großen Haufen ein kleinerer und im Nu hat man schwarze, krümelige Erde.

Weil ich ohnehin alle Beete mulche, braucht das Material auch nicht vollständig verrottet sein, kleine Ästchen kommen einfach mit aufs Beet und werden vor Ort langsam abgebaut. Daher spare ich mir auch das Sieben des Komposts.

Weil man nie genug Laub haben kann, haben wir uns welches anliefern lassen.

Als besonders brauchbar hat sich in einem Garten mit vielen Schattenstauden Lauberde erwiesen. Um diese zu gewinnen braucht man nichts als Platz, Laub und Zeit. Schon seit Jahren schichte ich im Herbst alles Laub, das ich kriegen kann, zu einer riesigen Miete, wo es die gesamte kommende Saison langsam zusammensinkt und oft schon im folgenden Herbst zu duftender, krümeliger Erde geworden ist, die hervorragende Wasserspeichereigenschaften besitzt und allen kritischen Fragen bezüglich Säuregehalt zum Trotz als unübertroffenes Substrat für Topfpflanzen und Waldstauden genutzt wird.

Das Gitter ist notwendig, damit der Wind nicht alles Laub verweht.
Unser eigenes Laub und das des Nachbarn reicht schon lange nicht mehr, um meinen Lauberde-Bedarf zu decken. Daher fahren wir jedes Jahr welches von einem Grundstück am Waldrand zum Kompostplatz. Heuer habe ich die bisher größte Lieferung erhalten und ich denke, dieses Mal könnte es genug sein :-).

Das ziemlich schwere Laub haben wir mit einer Plane auf die Miete gezogen - danke fürs Mithelfen :-).
Am vergangenen Wochenende habe ich es mit freundlicher Unterstützung geschafft, das Laub noch vor Wintereinbruch in einer zusammengezimmerten Miete zu sichern, damit es der Wind nicht fortwehen kann. Schon im Frühling wird der Gitterkäfig komplett überdimensioniert wirken, weil das Laub so stark zusammengefallen sein wird.

Ich bin gespannt, wie schnell das Laub verrotten wird.
Im Vordergrund sieht man die schöne schwarze Erde vom letzten Laub. Ich lagere das Laub immer an der gleichen Stelle ab, wodurch die Bodenorganismen gleich zur Stelle sind und unmittelbar mit der Umsetzung des Materials beginnen können.

Eineinhalb Wochen nach dem Schreddern haben bereits dichte Pilzteppiche das Innere des Haufens durchzogen, von außen sieht er noch aus wie zu Beginn -er hat allerdings schon ca. ein Drittel an Volumen verloren.
Wie schnell die Zersetzungsprozesse in der Natur funktionieren, weiß jeder, der schon einmal eine tote Maus gefunden hat. Aber auch pflanzliches Material wird in Windeseile zerlegt. Bei feuchtem Material wie dem Häcksel des aktuellen Staudenschnitts startet der Vorgang der Heißrotte über Nacht. Nur 12 Stunden nach dem Häckseln kommt es zu einer deutlichen Wärmeentwicklung, die den Kompostplatz an kalten Tagen dampfen lässt.


Temperaturen bis +70°C und darüber können erreicht werden, dieses Mal lag das von mir gemessene Maximum bei knapp +50°C.
Die Heißrotte ist der erste Schritt im Abbauprozess; die Wärme entsteht durch Bakterien, die gemeinsam mit Pilzen in den ersten Wochen das Material zersetzen. In dieser Zeit riecht man den Kompost deutlich - ich finde immer, er duftet würzig, aber manche finden auch, er stinke.

Danach folgt die Hauptrotte, während der es bereits zu einer Abkühlung kommt. Nun wandern kleine Insekten ins Material ein. Erst im letzten Schritt, sobald Regenwürmer beteiligt sind, entsteht richtige Erde. Zum Düngen oder Mulchen kann das Material auch vorher schon verwendet werden, aber man sollte es nun auf die Erde aufbringen, nicht in tiefere Schichten einarbeiten.

Der Birkenschredder liegt nun seit Ende Mai und ist schon zu einem Teil zu Erde geworden, enthält aber noch Aststücke. Das ist mein liebstes Mulchmaterial für Schattenbeete.
Bei trockenem und holzigem Material kann es auch sein, dass keine Heißrotte eintritt. Dann dauert es einfach ein wenig länger, bis Erde entsteht und ich habe länger Mulchmaterial zur Verfügung. Aus diesem Grund lege ich auch reine Holzhäckselhaufen an, da mir sonst im Sommer kein festes Material bleibt, um offenen Boden zu mulchen.

Wenn man mit unfertigem Kompost mulcht, sollte man vorsichtshalber immer etwas Zusatzstickstoff auf die Beete streuen, da die Bodenorganismen zum Zersetzen des Holzes selbst Stickstoff brauchen, bevor er dann wieder für die Pflanzen verfügbar ist - meistens aber haben die Pflanzen ohnehin genug Nährstoffe - und ich mulche in erster Linie, um die Bodenstruktur zu verbessern.


Die gerade überall gelobten Chrysanthemen sind in einem so langen Herbst wie heuer wirklich eine Freude und es ist eine gute Idee, an einigen Stellen welche anzusiedeln, die noch jetzt für Farbe im Garten sorgen.


Auch rund ums Glashaus entwickelt sich einiges weiter. Letzte Woche wurden die Eingangstufen gelegt und hinterfüllt; an der sonnigen Südwestseite wurde ein Frühbeetkasten montiert, der natürlich noch eine passende Abdeckung erhalten wird.


Und wie man sieht, sind auch schon erste Bewohner ins Glashaus eingezogen :-). Betrachtet man den Wetterbericht, wird das Glashaus schon bald eine warme Oase sein, denn wenn es so weitergeht, dann gibts kommende Woche den ersten Gruß vom Winter. Bis dahin sind uns noch ein paar letzte sonnige Tage vergönnt - die ich zum Einlegen der letzten Blumenzwiebel nützen werde.

4. November 2015

Zweiter Morgenfrost

Der zweite Raureif brachte erneut frühwinterliche Stimmung in den Garten und eine Menge schöner Motive -  bei -4°C blieb kaum eine Freifläche ohne Eis und für alle Pflanzen mit etwas empfindlicherem Laub wie Staudenknöterich ist nun das Winterhalbjahr eingekehrt. Etliche andere sind von so niedrigen Temperaturen nicht beeindruckt und blühen trotz Vereisung unverdrossen weiter.

Für alle, die ihre Hände gerne in der Erde haben, brechen nun ungemütliche Zeiten an. Für mich gehört es im Jahrelauf dazu, im Herbst bei Eiseskälte Tulpenzwiebel in den Boden zu drücken, in Beeten, die so voll erscheinen, dass man jede einzelne weitere Zwiebel verflucht - und wo im Frühling die gesteckten 100 Stück dann maximal wie deren Zehntel wirken und man in Gedanken schon viele weitere Tulpen bestellt.

Einstweilen habe ich vom Geräusch der unablässig herabrieselnden Walnussblättern begleitet zumindest den Großteil der Blumenzwiebel versenkt. 50 Jan Reus und ebensoviele Kugellauch warten noch auf ihre Bestimmung.

Der Weg zwischen den Sommerstaudenbeeten hindurch liegt genau richtig für Aufnahmen mit morgendlichen Gegenlicht - dieses Mal kommt der Frost früh und nicht erst im Februar, sodass auch das Laub der Gehölze und Stauden optisch noch eine Rolle spielt.

Calamagrostis brachytricha war heuer oft im Trockenstress und hat sein Laub kaum je mehr richtig ausgerollt. Das hat ihm den ganzen Sommer über ein trauriges Aussehen verliehen, das sich erst jetzt wieder verflogen hat. Der Partner für diese Kombi ist eine Artemisie, nämlich A. ludiviciana 'Elfenbein', deren locker-luftiges Aussehen mit Raureif noch einmal einen Höhepunkt erlebt.

Schon richtig oft gezeigt, hat sich Molinia arundinacea 'Transparent' noch eine Erwähnung hier im Blog verdient - noch nie gab es Raureif, während die Stängel noch so schön strohgelb waren. Ich würde gleich ganze Wiesen davon pflanzen wollen...

Gillenia trifoliata, überall gelobt für seine lodernd gelbe Herbstfärbung, ist auch nach Überschreiten des Zenits für Überraschungen gut: Wer hätte gedacht, dass sein verdorrendes Laub so gewinnend Rostbraun welkt?

Eine Lieblingsstaude, die leider zu zart und unprächtig ist, um allseits beliebt zu sein: Scabiosa columbaria, eine niedliche Knautienverwandtschaft, die unermüdlich den ganzen Sommer über Blüten schiebt und einen kompakten Polster aus alten und neuen Blüten bildet. Ich habe im Schotterbeet gleich etliche mehr gepflanzt und hoffe auf bahnbrechende optische Erfolge (zumindest die Bienen dürften das dann so sehen).

Leucanthemella serotina, die weißblühende Großstaude des Herbstes zerfällt, das darf nicht verschwiegen werden, den Winter hindurch oft in ihre Einzelteile oder zumindest ihr Laub geht verloren, sodass am Ende dann nur mehr ein kahles Gerippe dasteht. So im ersten herbstlichen Raureif präsentiert sie sich aber gut und bildet einen schönen grafischen Gegenpol zur mit Eiskristallen wiedererweckten Blütenwolke des Baldrians.

Überhaupt, die Strukturen. Dass Gräser mit Blutweiderich schön aussehen, ist ja nun keine Offenbarung, aber dieser Anblick birgt sogar mitten im Herbst Spannung. Es ist daher durchaus lohnend, aufrechte Samenstände extra rund um Gräser zu Pflanzen, damit man im Winter etwas davon hat. Da darf es rundherum ruhig etwas chaotisch zugehen (ich zumindest sehe das erst jetzt beim Schreiben des Kommentars).

Eine Überraschung war auch die vereiste Erscheinung des Riesenschleierkrauts - schon den ganzen Sommer über war es mir positiv aufgefallen, da es ohne Pause Blüten schob und trotz der Hitze immer fit aussah. Gut, dass ich es nicht schon abgeschnitten habe, denn gefrostet wirkt es wie eine riesiger Haufen Zuckerwatte und damit im Grunde so wie zur Blütezeit auch.

Die feinen Härchen des Lampenputzergrases fangen die Feuchtigkeit der Luft besonders gut und frieren daher zu dichten Borsten. Das sieht aus der Nähe wunderschön aus...


... und ist auch aus der Entfernung eine Zier.


Mit einem schon bekannten Duo schließe ich die vielen Bilder ab. Falls jemand unter Nebeldecken hockt und neidisch hier herumklickt: Nach dem sonnig-funkelnden Morgenminuten zog sogleich der Nebel heran und blieb für den Rest des Tages. Davon gibts nun aber keine Bilder ;-).

2. November 2015

Erster Morgenfrost

Nachdem ich es nun schon seit Monaten nicht am Morgen zum Sonnenaufgang in den Garten geschafft habe, machen es mir die kurzen Wintertage leichter. Erst nach dem Frühstück, gegen halb 9, quetscht sich nun die Sonne über den Berg und scheint in die Beete. Dass diese heute auch noch mit dem ersten üppigen Reif des Jahres beeist waren, erhöhte den fotografischen Reiz und es freute mich umso mehr, dass ich heute Zeit für Fotos hatte.

Der erste Frost des Jahres findet bei im Garten zu völlig unterschiedlichen Zeiten statt. Heuer liegt er ganz im üblichen Zeitrahmen von Ende Oktober, letztes Jahr war es erst rund um die Weihnachtsfeiertage soweit.

Polygonatum x hybridum 'Weihenstephan' ist auch jetzt noch wunderschön
Im unteren Bereich des Gartens hat die Hecke ein schützendes Kleinklima erzeugt. So bleiben einige Pflanzen unbereift und heil, während auf den Freiflächen alles silber geglänzt hat.


Im aller entferntesten Gartenteil, beim Schattenbeet unter dem Nussbaum, gab es leider einige Trockenschäden. Ich werde auf den kommenden Frühling warten und dann gegebenenfalls ergänzen; Leberblümchen sind jedenfalls sehr trockenheitstolerant, sie sehen glücklich aus wie nie zuvor.

Hier sieht man vor allem Phlox und Solidago rugosa 'Fireworks'.
Die Freiflächen waren heute voller Reif und auch rundherum war alles dicht vereist. Das Loch im Beet ist auch ein Trockenheitsproblem. Vermutlich werde ich dort ein Gras pflanzen, damit ich im Herbst auch noch etwas im Beet stehen habe, Hosta, Geranium und Wiesenraute halten üblicherweise nicht bis zum Herbst durch.

Calamagrostis brachytricha, Achnatherum calamagrostis, Panicum virgatum
Die Stufen vom Haus hinunter zum Teich sind von Gräsern gesäumt und das ist genau jetzt um diese Jahreszeit ein schöner Anblick - allerdings war das nicht ganz so üppig geplant, denn das die Gräser rechts sind fast alle Calamagrostis brachytricha und das war eigentlich nur eine einzige Pflanze, bevor sie sich wie irre ausgesät hat.

Panicum virgatum (?) und Aster amethystinus 'Freiburg'
Bei dieser Rutenhirse weiß ich leider den Namen nicht mehr. Ich habe sie vor Jahren geschenkt bekommen und aus Platzmangel in den Kiesgarten gepflanzt, wo es lange braucht hat, bis man es überhaupt bemerkt hat. Heuer aber, in diesem trockenen Sommer, scheint seine Zeit gekommen zu sein.

Die Gräser in den Beeten rechts sind Sorten von Deschampsia cespitosa, die hier besonders gut und üppig gedeihen.
Das Glashaus ist durch die Kälte angelaufen und leuchtet wie ein Raumschiff aus den Beeten heraus. Im Inneren befinden sich schon die ersten Überwinterungspflanzen, die bei Tagestemperaturen von jenseits der 25°C weiterwachsen, als wäre es noch lange nicht November.

Aster laevis 'Arcturus', Agastache foeniculum, Molinia arundindacea 'Transparent', weißer Phlox und vorne Kalimeris incisa 'Madiva' sind ein echtes Dreamteam.
 Die meisten Sommerstaudenbeete sind etwas traurig aus dem Sommer gekommen und ich habe einige schon geschnitten, weil ich sie zu diesem Anlass gleich ein wenig umgestalte. Diese Ecke aber, ihr werdet sie von meinen Kalimeris-Lobgesängen aus den letzten Posts vielleicht schon kennen, bildet eine absolut positive Ausnahme.

gleiche Pflanzen wie oben + Pennisetum alopecuroides und Eupatorium purpureum
Auch aus der Distanz sieht die Gruppe super aus (bis auf ein unschönes Loch rechts, das aber mittlerweile mit Rudbeckia subtomentosa 'Henry Eilers' aufgefüllt wurde).


Und ganz zum Schluss noch mein neues Schotterbeet, aus dem schon die 100 versenkten Muscari sprießen und das sogar so neu wie es ist mit Reif schon etwas hermacht.

Den Rest des Tages habe ich mit Schreddern verbracht und dabei alles aufgearbeitet, was in diesem Herbst an festem Schnittgut angefallen ist. Morgen sind dann noch ein paar Pflanzarbeiten dran und dann darf es von mir aus Winter werden :-).