26. Oktober 2013

Weils so schön ist

Staudengärten im Herbst sind prachtvoll anzusehen. Wenn es so wie heuer über längere Zeit hinweg sonniges Wetter gibt, kann man den Farben zusehen, wie sie sich langsam verändern und sich immer mehr zu gleichen beginnen. Bis es soweit ist, legen viele Stauden aber noch einmal ein fulminantes Farbspiel hin. Manche sind so schön, dass es sich lohnt, ihre Herbstfärbung in Pflanzungen zu inszenieren.


Auch wenn Aster ageratoides 'Asran' schrecklich wuchert: Diese vielen Blüten, und das trotz Trockenheit, hätte sonst keine Aster hervorgebracht und die vielen Schwebfliegen, die draufsitzen, denken sicher ganz ähnlich. Dahinter schweben Samenstände von Phlomis tuberosa und darüber breitet sich das nun schon gelbe Laub der Zierkirsche (Prunus 'Accolade') aus. Ganz im Hintergrund mein 2011er-Beet, ihr kennt es nun schon gut, weil es mich immer wieder zum Fotografieren verleitet.

Panicum virgatum 'Northwind' mit Begleitern

Zu diesen Stauden gehört ganz sicher Panicum virgatum, ein in allen Belangen empfehlenswertes Gras, das in verschiedenen Sorten angeboten wird. Am beliebtesten sind graubereifte Sorten wie 'Heavy Metal' oder das riesige 'Cloud Nine', aber es gibt auch rot färbende wie 'Hänse Herms' oder 'Rotstrahlbusch'. Mir gefällt besonders 'Northwind', das sich gelb färbt, sobald die Nächte kühler werden. Mit dieser Färbung bringt es Beete zum Leuchten und bietet Kontrast zu bereits braunen Nachbarpflanzen wie Knöterich.


Aus der Entfernung fügen sich die aufrechten, gelben Halme gut in Beete ein und sie leuchten mehr hervor, als das rote Sorten tun würden. Die Farbe wird von den mittlerweile drei Meter hohen Helianthus salicifolius und dem Laub der Phloxpflanzen aufgenommen. Im Vordergrund würde sich gut Amsonia hubrichtii machen, die im Herbst leuchtend gelb verfärbt. Vielleicht bringe ich sie dort noch irgendwo unter!

Aster, Agastachen, Knöterich und Beifuß / Korkenzieherweide und Miscanthus

Aufrechte Kerzen im Kontrast zu Wolken, Dolden und horizontalen Wuchs machen ein Beet spannend. Im Herbst ist dieser Effekt leicht durch Gräser oder Verblühtes zu erreichen. Alleine würden diese Pflanzen langweilig wirken, in Kombination mit anderen ergeben sich schöne Ausschnitte.


Hier sieht man das selbe Kombinationsprinzip: Aufrechtes (Samenstände von Actae/Silberkerze, Ähren von Pfeifengras, Molinia 'Transparent', Blüten von Helianthus salicifolius) trifft auf Dolden (Wasserdost) und quer Schwebendes (Samenstände von Monarda, Blüten von Leucanthemella) und ärgerlicherweise Hopfen, der dort von selbst aufgetaucht ist und den ich eigentlich dringend entfernen sollte, damit er nicht mein Beet verschluckt.

Aster laevis 'Arcturus' mit Calamagrostis spec. Korea / no-name Aster vor Eupatorium

In beiden Beispielen bildet das vom Frost schon welke Laub des Wasserdosts den Hintergrund für Astern. Helle Blüten vor dunklem Laub, diese Zusammenstellung ist im Herbst besonders leicht umzusetzen, da etliche Großstauden bei Frost mit augenblicklichem Welken reagieren, ihre Blätter jedoch noch länger behalten. Persicaria amplexicaule, der Staudenknöterich, verhält sich da ganz ähnlich. Statt sich über diese dunklen Gestalten zu ärgern oder sie abzuschneiden, sollte man sie in die herbstliche Farbpalette aufnehmen und ihnen Partner zur Seite pflanzen, die das Dunkel für sich nutzen können. Weiße oder lila Astern sind unkompliziert und eignen sich daher besonders gut.


Phlomis tuberosa / Aster tataricus / Vernonia crinita
Tanacetum vulgare / Panicum und Althae cannabina / Actae (Cimicifuga) und Eupatorium

So wie man im Frühling den Blick auf kleine Austriebe und einzelne Knospen lenkt, so lohnt es sich, jetzt im Herbst einzelne Stängel genauer zu betrachten. Viele Stauden haben sehr haltbare Blüten- oder Samenstände, die sich erst im Laufe der nun folgenden unwirtlichen Wochen auflösen werden. Manche sind so stabil, dass sie bis zum Frühling hinein aushalten; dazu gehört der Samenstand von Phlomis, dem Brandkraut, aber auch manche Gräser halten sehr lange durch.


Unser Schwimmteich wird jedes Jahr im Herbst für wenige Wochen zugedeckt, damit nicht zu viel Laub hineingeweht wird. Diese Arbeit hat sich bisher bewährt; wir mussten den Teich seit 2003 kein einziges Mal ablassen oder aussaugen, da die Pflanzen und Tiere im Teich die übers Jahr anfallenden Nährstoffe gut verwerten. Man könnte auch das Laub hineinfallen lassen, aber damit steigt die Gefahr, dass zu viele Nährstoffe eingetragen werden oder, allerdings nur auf lange Frist, der Teich immer flacher wird und verlandet. Das kann bei kleineren Teichen natürlich schneller gefährlich werden als bei einem Schwimmteich. Wir bemühen uns, das hässliche Netz nur so lange zu lassen, bis das meiste Laub gefallen ist. Danach wird gleich wieder entfernt.


Die Schattenbereiche des Gartens werden von mir den Sommer über vernachlässigt. Dementsprechend leer sind sie nun; das meiste ist schon eingezogen oder verwelkt, die Hostas sind von Schnecken aufgefressen und auch sonst ist dort nicht so wahnsinnig viel los. Diese Gartenbereiche sind eindeutig die Helden des Frühjahrs.


Daher war ich umso überraschter, dass sich - ganz ungeplant - doch auch tolle Kombinationen ergeben. Der Kontrast zwischen der gelb gefärbten Buche und den rotblättrigen Zierkirschen und der Bluthasel wäre ja alleine schon beeindruckend, aber die Farben werden im Vordergrund von gelben Solidago 'Fireworks' und Hosta 'Heideturm' sowie von rotem Purpurglöckchen und dem verwelkten Knöterich aufgenommen. Hätte ich mir das überlegt, dann würde es sicher nie zusammenpassen ;-).


Als Abschluss noch ein kleines Panorama von den Schattenbeeten hinaus auf die Beetbucht, wo die eben gezeigte Kombination die Blicke auf sich zieht. Rundherum ist eher nur Gestrüpp. Ich denke, das solltet ihr ruhig auch mal sehen. Diese Flächen sind übrigens die, die im Frühling so herrlich üppig mit Frühlingblühern und vor allem Lerchensporn übersät sind, Bilder gibt es hier (es dauert auch nur mehr fünfeinhalb Monate bis zu neuen Fotos :-)).

15. Oktober 2013

Welke Stauden gar nicht trist

Es gehört zu den seltsamsten Gartenirrtümern, dass Gärten spätestens im August aufhören, vorzeigbar zu sein. Diese Meinung ist nicht und nicht auszurotten und man kann Gräser empfehlen, von Laubfärbung und Asternvielfalt erzählen so viel man will, es ist schlichtweg nicht möglich, den Herbst als Gartenjahreszeit akzeptabel zu finden; nicht einmal mögen darf man ihn, denn das drohende Winterhalbjahr - kalt und feucht und finster, wie es eigentlich selten wirklich ist - ist schon zu nahe, als dass man einen in allen Farben strahlenden Garten als das annehmen könnte, was er ist: Eine leuchtende, herrlich pastellfarbige Wolke, durchwirkt von Stängeln und den Resten des Sommers, im tiefen Licht glänzend und leise mit welken Blättern wispernd.


Ihr kennt mein zweijähriges Beet schon gut. Ich habe es mehrfach hier im Blog vorgestellt und es ist auch in anderen Jahreszeiten hübsch anzusehen. Aber ich tendiere langsam dazu, es jetzt im Oktober am schönsten zu finden. Ob das so sein wird, war lange nicht klar, denn die Sommertrockenheit - ich habe genug deswegen gejammert - hatte den Leucanthemellas übel mitgespielt und eigentlich hätte ich keine Blüten mehr erhofft. Doch diese weißen Blüten, die jetzt im Herbst so unerwartet klare Farbe ins Muster aus Braun- und Gelbtönen bringt, sind wichtig für das Beet.

Fast nur Verblühtes - trotzdem schön / Sanguisorba 'Pink Brushes' und Panicum 'North Wind'

Details gibt es genug zu sehen. Knapp vor Sonnenuntergang (bei uns früher als in flachen Gegenden, den Bergen ists verschuldet) leuchten die verdorrten Stängel vieler Stauden im Gegenlicht, was an den feinen Härchen liegt, mit denen manche bewachsen sind. Auch filigrane Reste von Blütenständen, wie links die Kerzen der Silberkerzen werden so zu grafischen Elementen. Die braunen Köpfe des Wiesenknopfs werden nicht lange überleben, aber das macht nichts. Für den Oktobereffekt reicht es.


Der Abgang zum Teich ist heuer freier gestaltet als sonst, das liegt an meiner Kiesbeetrenovierung. Ich habe einiges gerodet und etliche Stellen neu bepflanzt. Das Diamantgras hat sich durch Aussaat auf mehrere Stellen ausbreitet und darf dort bleiben, es entwickelt es in größerer Anzahl Fernwirkung. Hat man nur Platz für ein Gras, ist Achnatherum calamagrostis 'Allgäu' mit seinen weißen Wedel die bessere Wahl, es leuchtet auch, wenn es keinen Tau und keine Sonne gibt, wie auf dem Bild oben.

Beet aus dem Jahr 2011 / Beet aus dem Jahr 2010

Herbstbeete schön zu finden erfordert allerdings die Einstellung, Natur und Welkes schön zu finden. Nur so schafft man es, fast alle Stauden lange genug stehen zu lassen, um in den Genuss ihrer Herbstfärbung zu kommen, die manchmal sogar die Blüte selbst übertrifft oder ihr sogar ebenbürtig ist. Das Gelb des Wasserdosts, in deutlich Kontrast zu den roten Stängeln, leuchtet aus jeder Pflanzung hervor und ist in Kombination mit Lila ein herrliches Bild. Auch jetzt noch sind die Kontraste zwischen Blütenformen ein wichtiges Gestaltungselement: Die Dolden des Wasserdosts schweben über den Gräsern (Molinia 'Transparent' und Panicum 'North Wind'), inmitten von Astern und Beifuß erscheinen die Samenstände der Agastachen wie braune Pinselstriche (war ja klar, dass ich es wieder nicht schaffe, alle abzuschneiden).

Eupatorium / Monarda / Cimicifuga bzw. Actaea

Verblühen ist nun wirklich kein Grund, eine Pflanze augenblicklich dem Kompost zuführen zu müssen. Auch Indianernesseln sind ein geeigner Kontrast für Herbstblüher wie Astern oder Oktobermargeriten. Heuer besonders schön sind die schon erwähnten Blütenstände der Silberkerzen. Sie leuchten auch jetzt noch, obwohl nur mehr ihre Gerippe übriggeblieben sind.


Natürlich sieht es nun manchmal auch wild aus. Ob der Phlox heuer noch schön färbt, weiß ich auch nicht, aber ein Loch wäre an dieser Stelle deutlich unschöner als ein saftig grüner Laubbusch - daher bleibt er. Sehr stabil sind die Stängel und Blütenstandreste der gelben Wiesenraute Thalictrum lucidum - seit der Blütezeit Anfang Juni stehen sie nun schon stramm aufrecht und verfärben sich jetzt auch noch zu Orange, was will ich mehr. Dieses Beet enthält eigentlich mehr Astern, aber die sind leider großteils im Sommer verdorrt. Ernsthaft gestört hat das die Astern aber nicht; zahlreiche Bodentriebe lassen für kommendes Jahr wieder eine reiche Asternblüte erhoffen.


Hier sieht man gut, wie sehr Staudenpflanzungen von der gleichmäßigen Verwendung verschiedener Blüten- und Wuchsformen profitieren: Die Gräserwolken wirken wie Schleier, während einzelne dunkle Samenstände Kontrast aufbauen und von aufrechten Formen (Blutweiderich, Gras, Silberkerze) durchbrochen werden. Etwas mehr Farbe wäre noch fein, ich überlege den vermehrten Einsatz von Raublattastern, die ich bisher völlig ausgeklammert habe, warum auch immer. Sie könnten sich gerade in dieses Beet gut einfügen.

12. Oktober 2013

Der neue Garten im Herbst

Bis auf einen Beitrag letzten Herbst, in dem ich von der Anlage eines weiteren Gartens direkt bei der Wohnung erzählt habe, war die Rolle meines Zweitgartens in diesem Blog bislang eine sehr unscheinbare. Dabei hat er das gar nicht verdient: Im Gegensatz zum Garten beim Haus meiner Eltern ist der Boden feuchter, was stärkeren Wuchs und herrlich grünen Rasen zur Folge hat. Außerdem ist auch sonst einiges anders: Der Garten ist sehr klein, ich schätze ihn auf ca. 200m² und ich bewundere alle mit schönen Vorgärten nun umso mehr! Dazu gibt es noch Mäuse - hatte ich bisher auch noch nie - und ganze Horden von Schnecken, die aus den Obstgärten ringsum zu meinen Hostas strömen.

Herbstbeet / Aster, Panicum und Eupatorium / Knöterich und Gladiole

Zusätzlich zu den Staudenbeeten, die mit ähnlichen Pflanzen wie im bekannten Garten gestaltet wurden, haben wir einen Gemüsegarten angelegt. Manche der Staudenbeete sind erst seit diesem Frühling bepflanzt, die ältesten gibt es seit einem Jahr.

Die drei Bilder oben zeigen ein kleines Beet vorm Komposthaufen, wo Leucanthemella, Astern, Knöterich und Beifuß jetzt im Herbst noch einmal zu Höchstform auflaufen. Im großen Garten gab es schon Frost, dort ist die Schönheit der Knöteriche schon hinüber. 

Die Schattenbeete, einmal von jeder Seite aus gesehen (erkennbar am roten Knöterich)

Hier sieht man gut die beengten Verhältnisse. Der Gemüsegarten ist umzäunt, weil es ringsum überall Rehe gibt, die auch mal von den Stauden was abbeißen. Noch halten sich die Schäden in Grenzen - Geraniumknospen sind besonders beliebt. 

Die Schattenbeete sehen etwas leer aus, weil die meisten Funkien aufgefressen wurden - entweder von Mäusen oder von Schnecken, dabei hätte ich auch wirklich gerne etwas von ihnen gehabt.

Noch zwei Schattendetails - diese Beetteile sind nun schon ein Jahr alt
Blick vom Schatten zum Gemüsegarten, der Kürbis ist schon erfroren. Das Weiße ist ein Tomatenhaus, das uns heuer eine gute Ernte beschert hat

Die Miscanthuspflanzen sind Sämlinge aus dem anderen Garten, die ich im Schatten austeste. Bisher haben sie sich gut gemacht und nun blühen sie sogar. Die Kombination mit Eupatorium und weißer Aster ist neu und gefällt mir so gut, dass ich sie in den anderen Garten übertragen werde - auch das passiert ;-).

Noch einmal die Kombi im Detail / Agastache 'Ayala' unterm Apfelbaum, sie blüht seit Juni durchgehend

Es ist spannend auszuprobieren, wie sich gleiche Pflanzen an anderen Standorten verhalten. Vorigen Herbst habe ich im großen Garten etliche Stauden geteilt und im neuen gepflanzt, zusätzlich wurde welche in einem weiteren Garten angesiedelt. Und obwohl es völlig gleiche Pflanzen sind, unterscheiden sie sich in Wuchshöhe, Blühdauer und Vitalität völlig. Es erscheint mir immer unseriöser, Wuchshöhenangaben auf Dezimeter genau festzulegen. 

Bildunterschrift hinzufügen

Was im neuen Garten auf jeden Fall herrscht ist Platzmangel, daher ist überall noch ein Beet hingegequetscht worden. Dass da Umgebung und Hintergrund oft nicht so passen, ist eine ärgerliche Begleiterscheinung, die mir aber nur beim Fotografieren so richtig auffällt. Immerhin kriegt man die Kirche von Kirchdorf mit aufs Bild, wenn man sich etwas verrenkt ;-). Die lila Aster ist 'Sailor Boy', eine sehr sehr empfehlenswerte und robuste Sorte. Zusammen mit Persicaria 'Dikke Floskes', Aster 'Laetitia', Pennisetum und weißem Sanguisorba ergibt sich ein tolles Herbstbild.

Das Apfelbaumbeet ist nun schon etwas über dem Zenit. Es sollten eigentlich mehr Astern da sein, aber die haben im heißen Sommer sehr gelitten und haben mehr schlecht als recht überlebt

Für den Frühling müssen nun noch etliche Zwiebeln versenkt werden, damit ich schon möglichst früh im Jahr etwas zum Drauf-Freuen habe :-).