Leider kann man im Titel eines Posts nichts kursiv setzen, denn das hätte ich bei
Arbeit gerne gemacht. Denn natürlich gibt es in Gärten viel zu tun, es gibt ausufernde Beetprojekte, Rodungsarbeiten, nicht endenwollende Heckenschnittarbeiten und zahlreiche Faktoren, welche die Umsetzung dieser Pläne erschweren, nämlich Brennnesseln, matschige Stellen, Rote Ameisen, Wespen, Regenbremsen, bösartige Hopfenschlingen, Zaunwinden und bescheuerte Pflanzen, die einfach nicht wachsen wollen. Das meine ich aber eigentlich nicht. Ich meine die
Arbeit, die von nichtsahnenden Gartenbesuchern hinter jedem üppigen Staudenbeet, unter jeder Hosta und auf jeden Fall auch im Gartenteich vermutet wird.
Natürlich bin ich nicht die Erste, der diese seltsame Tendenz auffällt. Karin Schade hat auf ihrer Homepage Stauden und Rosen
einen amüsanten Beitrag darüber verfasst und auch im Wilden Gartenblog gab es
dieses Thema schon einmal. Es ist für dem Gärtnern nicht Verfallene offenbar sehr schwer zu verstehen, dass Arbeit im negativen Sinn nicht unbedingt zum Gartenjahr dazugehört. Klar, es gibt unbestritten schönere Beschäftigungen, als tagelang ein 50m²-Beet umzustechen, Kompost zu verteilen oder an feuchtklammen Februartagen in Pflanzungen herumzubalancieren und mit zehn Zentimeter Erde an den Sohlen zwischen Frühblühern Stauden zu schneiden. Aber man kriegt ja was dafür, es ist am Ende - von unrühmlichen Ausnahmen abgesehen - schöner als zuvor und fast jede Arbeit lohnt sich daher auch.
Daher ist es für mich befremdlich, stets auf die Arbeit angesprochen zu werden. Viele Leute misstrauen zudem meinen Angaben. Es erscheint ihnen zu unwahrscheinlich, dass Staudenbeete weniger Arbeit machen als Rasen und beide Bereiche zusammen arbeitsmässig noch hinter den Gemüsegarten zurückfallen, der wirklich
viel Arbeit macht, aber Essbares abwirft, weshalb man gleich noch viel lieber gräbt, gießt, pflanzt, sät, Schnecken sammelt, Maulwurfsgrillen aufstöbert und an heißen Sommertagen hektoliterweise Wasser durch die Gegend wuchtet.
Eigentlich funktioniert das ganze Leben so: Man schuftet für etwas, weil es einem wichtig ist und weil man Freude damit hat. Trotzdem ist es unüblich, beim Anblick eines Babies zu fragen, "ob denn das nicht sehr viel Arbeit" mache oder bei den verschiedensten Hobbies mit kritischem Blick Ausgaben, Arbeitszeit und Nutzen abzuwägen. Warum auch, wenn die oder der andere Freude an seinem Tun hat.
Statt sich also an den Beeten der anderen zu freuen und still für sich zu beschließen, niemals so dreckige Fingernägel wie die Gärtnerin haben zu wollen und niemals so viel Geld für Pflanzen auszugeben, die ohnehin nur alle rosa blühen, fragen die meisten interessiert nach. Manchmal so interessiert, dass ich, aus der Reserve gelockt, auch vom Umgraben erzähle, vom mühsamen Anlegen und umfangreicheren Umpflanzarbeiten, worauf die Menschen - endlich in ihren heimlichen Annahmen bestätigt - mit den Schultern zucken und mitleidig nicken: Es sei ja schön, und so bunt! Aber diese Arbeit...
Mein sofortiges Abwiegeln, es sei nicht so schlimm und ich grabe ja gerne und wer das nicht möchte, soll doch einfach Fräsen (nunja, es soll Böden und Fräsen geben, wo das geht) und überhaupt, meine Rückenmuskulatur, hilft dann nichts mehr. Oft erzählen die Leute dann begeistert weiter, wie schön der Garten wäre,
aber eben diese Arbeit.
Seit einiger Zeit beginne ich daher meine Erzählung von den Staudenbeete ganz anders. Ich kündige an, nun zum pflegeleichtesten Teil des Gartens zu kommen (gespitzte Ohren) und weise auf eins der drei Beete, das gerade am schönsten aussieht (aufgerissene Augen). Dann beschreibe ich die Pflanzung, meine Idee dahinter, lasse an ein paar Duftpflanzen schnuppern und dann fragt sicher jemand nach, wieviel
Arbeit das denn nun wirklich mache. Und es glaubt mir so gut wie nie jemand, dass es bis auf das Abschneiden im Winter/Frühling, einem Ordnungsschnitt im Juli und ein paar Auslichtungen im Herbst nichts zu tun gibt. Aber was denn mit Jäten sei? Mein Argument, dichtes Pflanzen ließe Unkraut keinen Platz, klingt - obwohl wahr - in den Ohren der meisten Leute unglaubwürdig.
Vermutlich denken sie, ich fände es unschick zuzugeben, dass der Garten ganz schrecklich viel Arbeit mache. Vielleicht wäre es für sie befriedigender zu hören, ein Garten könnte unmöglich ein paar Wochen sich selbst überlassen sein und ohne eine tägliche Schnittrunde wäre ich schier nicht in der Lage, die Wildnis zu bändigen. Die Vorstellung, weder mit Zaunwinden, Läusen, stachligen Distelresten und dem Abziehen von Grasnarbe beschäftigt zu sein, hätte für sie dann so etwas Erfreuliches, dass sie gar nicht in Betracht ziehen müssten, vielleicht doch ein paar Blümchen irgendwo unterzubekommen... Oder ist das ein gemeines Vorurteil von mir? Warum aber sonst werde ich ständig auf die Arbeit hingewiesen?
Auch dass unser glasklarer Teich nicht jeden Frühling ausgepumpt wird, wir nicht sämtliche Tiere verscheuchen (
aber die machen ja rein?) und nichts gegen die Algen unternehmen, enttäuscht viele. Die wirklichen Arbeiten hingegen - Schreddern, Hecken schneiden, tausende Blumenzwiebel in pappige Herbsterde setzen - beeindrucken niemanden. Denn Arbeit machen immer nur die Blumen ;-).