29. März 2016

Pflanzen am Naturstandort (2) - Hepatica nobilis

Von den heimischen Wildpflanzen gehören die Leberblümchen für mich zu den schönsten. Trotz ihrer zarten Gestalt können sie selber unter widrigsten Bedingungen blühen und warten den halben Winter auf Erdniveau, verborgen in einer dicken Triebknospe, auf ein paar warme Tage - und dann ist es soweit: An den Hängen der Kalkalpen sitzen sie an Abgründen, säumen Wege und Pfade und blühen in großen Mengen. Dabei öffnen die Blüten erst ab etwa 8°C und ab einer gewissen Helligkeit, da nur dann Bestäuber unterwegs sind.

Ob sie ihr Laub behalten, hängt vom Standort ab und kann von Jahr zu Jahr verschieden sein. An sehr heißen, sonnigen Standorten verlieren sie es, im tiefen Schatten bilden sie einen dichten Teppich und sind damit wintergrün. Meistens blühen sie helllila oder violett, häufig variieren die Schattierungen an den einzelnen Standorten enorm. Hin und wieder finden sich weiße Exemplare, seltener welche in Rosa oder Fliederfarben.

Als Boden schätzen sie kalkhaltigen, durchlässigen Untergrund mit Laubauflage und gleichzeitig freiem Stand, dazu ausreichend Feuchtigkeit im Frühjahr. Sie sind aber hart im Nehmen und kommen auch auf Schotter, lehmigen (nie aber staunassen) Böden und an ungedüngten Wiesenrändern zur Blüte.

Ihre Blüten sind nicht nur unterschiedlich gefärbt, auch die Anzahl der Blütenblätter variiert von 6 bis zu 12 oder mehr.

Wenn es schattiger wird, bauen die Pflanzen langsam ab - sie mögen Helligkeit, ohne direkt besonnt zu werden.

Am üppigsten wachsen sie, wenn sie von Norden indirektes Licht erhalten, gegen Süden aber von der Sonne abgeschirmt sind.

Auch die Farbe der Staubgefäße ist unterschiedlich.

Und häufig finden sich weiße und violette mit hellen Exemplaren gemischt.

Manche zeigen auch ganz schmale Blütenblätter.


Wo es etwas feuchter wird, werden sie von Anemone nemorosa und Cardamine enneaphyllos, der Neunblättrigen Zahnwurz, begleitet.

Die Blütezeit erstrecht sich über die wenigen Wochen, in denen es am Waldrand hell genug ist, dass Bestäuber zu den Blüten fliegen. Danach treiben sie ihr Laub und warten wieder ein Jahr auf ihre Chance.

26. März 2016

Der Moment, wo es grün wird...

Vermutlich hat jeder so seinen Augenblick, mit dem auf einmal klar wird, dass nun der Frühling wirklich beginnt. Eigentlich gibts für sowas ja mehrere Anzeichen: der erste singende Amslerich, vielleicht der erste Frosch, wohl auch der letzte Schnee (nur wie soll man sich da sicher sein?), der Beginn der Leberblümchenblüte und auch die erste blühende Zierkirsche. Für mich habe ich aber einen weiteren Zeitpunkt festgelegt, der unmissverständlich zu erkennen ist: Der Frühling beginnt für mich, wenn der Hintergrund auf Gartenfotos überwiegend grün ist. Und ich würde mal sagen, ja, das ist nun soweit.

Paeonia mairei, die erste Pfingstrose des Gartenjahrs. Sie stammt aus dem Yunnan und blüht dort in Gebirgslagen im Frühsommer. Offenbar sind die dortigen Sommertemperaturen nicht so wirklich warm, denn sie treibt Jahr für Jahr schon im Februar aus und lässt sich weder von Frösten beeindrucken noch von nachfolgender Hitze (was mich immer wieder erstaunt).

Cardamine glanduligera, eine frühe Zahnwurzart, bildet im Halbschatten lockere Teppiche. Und das tun viele Pflanzen: Meine Halbschattenbeete sind schon komplett dicht, dabei ist sicher erst ein Drittel aller Pflanzen sichtbar!

Diese Helleborus wächst außergewöhnlich hoch und üppig. Auf ihre Sämlinge bin ich gespannt, aber sie werden erst nächstes oder übernächstes Jahr blühen.

Nun macht es auch wieder Freude, mit dem Makro Details aufzuspüren: Ob der zartrosa Rücken einer eigentlich schneeweißen Anemone blanda, der Austrieb von Euphorbia dulcis 'Chamäleon' oder ein Epimedium, das so rasch aus der Erde getaucht ist, dass es noch Erde im Pelz trägt - es lohnt sich, genau hinzuschauen.

Dieser dunkle Corydalis solida mag und mag sich nicht aussäen. Dabei hätte ich gerne einen kleinen düsteren Dunkel-Corydalis-Fleck im Garten.


Was dafür endlich klappt, ist die Selbstaussaat von Winterlingen. Wer ebenfalls denkt, das wird niemals-jemals etwas, muss einfach nur weiterwarten... nach einigen Jahren ungeduldigen Herumzappelns meinerseits tauchen nun Sämlinge unterschiedlicher Altersstufen auf: Links die Saat von letztem Jahr, rechts ein Sämling von vorletzter Saison. Er wird wohl in zwei Jahren blühen.

Das Schattenschaumkraut, Pachyphragma macrophylla, kann nicht oft genug gezeigt werden: Selten findet man eine langlebigere, robustere Frühlingsstaude!
Die weiße Helleborus ist von letztem Jahr und ich freue mich jedes Mal, wenn sie aus dem Beet leuchtet. Helle Blüten sind im Frühling etwas ganz besonderes. Manche davon sind auch sehr zart, wie die von Isopyrum thalictroides, dem Muschelblümchen.

Wo es noch weitaus wüstenähnlicher aussieht, und das ganz nach Plan, ist im neuen Kiesbeet. Fast alle Stauden zeigen schon Lebenszeichen, vor allem die vielen Zwiebelpflanzen treiben schon aus - daher musste ich mich sputen und habe ich letzten Tage die finale Schotterschicht aufgebracht. Nur mehr ein kleiner Teil fehlt, dann muss das Beet nur mehr wachsen!

Ich wünsche euch ganz herzliche frohe Ostern und einen schönen Start in den Frühling!

21. März 2016

Blüten im Frühling - der Schatten liegt voran

Die Zeit im Vorfrühling ist für alle Leute mit Garten eine spannende Zeit: Jeden Tag verändern sich die Beete, aus dem weiß-grünen Teppich der Schneeglöckchen ist mittlerweile ein graugrüner Rasen geworden und schon dauert es wieder elf Monate, bis die ersten Tuffs erscheinen werden. Aber es gibt genug Stauden, die beinahe im Tagestakt auftauchen und natürlich genau inspiziert werden müssen - hier ein kleiner Überblick darüber, was gerade blüht.

Im Schatten des Hauses blühen die Galanthus - und auch die Helleborus - viel länger. Es sieht sehr schön aus, wenn in Jahren mit günstiger Witterung der Rückschnitt der Farne ausbleibt oder erst später im Jahr erfolgt. So sind die Beete grün und wirken schon jetzt sehr voll und üppig. Zudem lässt das Grün die Blüten noch stärker leuchten.

Bei sehr enger Bepflanzung oder wenn kleine Stauden die großen Pflanzen säumen, schneide ich das Laub aber schon zurück, damit man die umgebenden Blüten auch sehen kann.

Bei so großen Pflanzen mitten in Beeten könnten die Leberblümchen und Frühlingknotenblumen sonst nur mit viel größerem Abstand gepflanzt werden.

Im Schotterbeet von letztem Sommer gibt es schon erste Blüten: Iris reticulata, die Netzblattiris, ist einer der wenigen Frühblüher für sonnige Standorte. Im Herbst werde ich versuchen, mehr verschiedene Sorten zu pflanzen.

Mit den warmen Temperaturen der vergangenen Tage haben auch die Hepatica mit ihrer Blüte begonnen. Ihr altes Laub schneide ich nie ab, weil sich die Blüten schön über die Blätter schieben und das Laub die Pflanze wohl auch schützt. Außerdem erfüllt das eigene Laub für viele Pflanzen die Funktion von Mulch, weshalb man es nie leichtfertig entfernen sollte - vor allem dann nicht, wenn es optisch gut passt.

Im Reigen der zarten Schattenstauden ist Cardamine glanduligera, und zwar eine Variante mit grünem Austrieb, in meinem Garten die erste.

In den sonnigeren Beeten habe ich heute gründlich gejätet, dann Kompost ausgebracht und anschließend mit dem gehäckselten Staudenschnitt gemulcht. Es macht doch mehr Spaß, solche Arbeiten bei warmem Wetter zu erledigen als bei 3°C, Wind und kaltem Boden.


3. März 2016

Pflanzen am Naturstandort (1) - Leucojum vernum

In den hiesigen Augebieten wachsen - nicht überall, aber doch noch verbreitet - um diese Jahreszeit Frühlingsknotenblumen. Sie sind hier in der Bevölkerung als "Schneeglöckchen" bekannt, wohingegen Galanthus als "echte Schneeglöckchen" bezeichnet werden - und stets als besonderer, weil seltener und weniger wüchsig empfunden werden.

Leucojum vernum bedeckten in unserem Tal früher die Böden aller Auwälder, feuchten Hänge und Streuobstwiesen. Mit der Entwässerung dieser Feuchtwiesen, dem exzessiven Ackern und Düngen, sowie der immer häufigeren und früheren Mahd der Wiesen wurden diese schönen Vorfrühlingsblüher weitgehend verdrängt. Am Rande alter Gärten - wo sie schon immer gerne gehalten wurden - entlang von Hecken, Obstwiesen und eben in den unberührten Bereichen der Au findet man sie da und dort noch immer in großer Zahl.

Erstaunlich ist dabei ihr variantenreiches Auftreten: Exemplare mit gelben Punkten, mit grünen Punkten, mit mehreren Blüten an den Stängeln, mit breitem Laub und schmalen Blüten oder sogar gefüllt wirkende Pflanzen sind zu finden.

Sie schätzen feuchten bis nassen Boden, der zumindest im Frühling nicht zu trocken sein sollte und nahrhafte Böden. In trockenen Lagen halten sie lange durch, werden aber nie so üppig. Sie stehen unter Naturschutz, weshalb man sie zur Ansiedlung besser von Gartenfreunden beziehen sollte oder jemanden mit reichem Vorkommen um Ableger bittet. Die Zwiebeln, die man im Herbst oft bekommt, gehören die Leucojum aestivum, einer anderen Art, die später im Jahr blüht.

Diese lose Serie soll Pflanzen der Region zur jeweiligen Blütenzeit mit Bildern von ihren Naturstandorten zeigen.