Landesgartenschauen in Oberösterreich, das sind meist Wechselflorbeete in Farbkombinationen, die ich persönlich nicht einmal als Unterwäsche tragen würde; und dann auch noch in Kombination mit verklärter Adelsherrschaft, Sisi dort und Franzl da - ich war äußerst voreingenommen und habe meinen Besuch in Bad Ischl daher nicht gerade mit Absicht herbeigeführt. Nun ergab sich aber letzten Sonntag doch noch eine Gelegenheit - und ich wurde positiv überrascht.
Bei für diesen Sommer ungewöhnlichem, für den Ort der Gartenschau aber wirklich typischem Wetter begannen wir unseren Rundweg beim Sisipark (der, wie alles mit Sisi, der Schreibung zum Trotz mit zwei 'S' ausgesprochen wird).
Meine Erinnerungen an Bad Ischl sind schon ziemlich alt, ich erinnere
mich nur an den Besuch eines Kaffeehauses, daher kann ich nicht
vergleichen, wie es dort vorher ausgesehen hat - aber das Kernstück der
Anlage bildet ein sehr sympathisches Element, nämlich ein für die
Gartenschau renaturierter Bach, der aus seinem Betonkorsett befreit -
vermutlich ist diese Metapher kein Zufall - nun ansprechend durch den Park mäandrieren darf.
Beim Eingang wird man von farblich abgestimmten Sommerflor-Beeten empfangen, die je nach Abschnitt eine andere Farbtemperatur zeigen. Auch wenn man diese Art von Beeten nicht selber pflanzen möchte, so sind sie doch sehr beeindruckend und schön platziert, weil man direkt daran vorbeikommt. Die umgebenden Rasenflächen dürfen ausdrücklich, Schilder weisen darauf hin, betreten werden.
Im Schatten des Sisiparks, der aus einer Menge sehr großer Bäume besteht, finden sich einige sehr schöne Staudenpflanzungen. Sie sind naturgemäß dezenter als die Sommerblüher und fallen daher wohl der Vielzahl der Besucher kaum auf. Ich war ganz begeistert von der Idee, panaschiertes Carex flächig zu pflanzen und mit weißem Phlox zu unterbrechen. Leider hat die Idee im heurigen Sommer nicht so gut funktioniert, wie für den niederschlagsreichen Standort Bad Ischl wohl im Vorfeld zu erwarten war - trotzdem ist es eine schöne Idee.
Überhaupt wurden sehr interessante Stauden verwendet, wie auch der panaschierte Beinwell, der in der für Gartenschauen üblich kurzen Vorlaufzeit bedeutend größere Bestände aufbauen konnte als die Funkien, die daneben, obwohl in guter Qualität und mit großen Pflanzen, viel weniger auffielen.
Besonders gut gefiel mir der Gräsergarten. Hier sind verschiedene Gräserarten- und -sorten in größerer Zahl gepflanzt und alle blühen im Moment, man durchquert diese Fläche auf schmalen Holzstegen und wird an einigen Stellen komplett umgeben von wogendem Miscanthus, Calamagrostis und Panicum.
Bemerkenswert ist die Integrierung von einem Teil des früheren Betonbachbetts, das als Wasserbecken für zwei kleine Reisfelder Teil des Gräsergartens ist. Die Idee, in Bad Ischl Reis zu pflanzen, ist reichlich verwegen und umso spannender ist es, dass der heurige Sommer eine der beiden Sorten tatsächlich zum Blühen gebracht hat.
Direkten Bezug zu Sisi stellt der "Blaue Garten" her, indem er blaue und weiße Stauden mit Zäunen und Paravents kreuz und quer abgrenzt, sodass man nicht weiterschauen kann. Auf den Seiten der Paravents stehen Teile von Sisi-Gedichten, die allesamt von der Sehnsucht der adeligen Autorin geprägt sind - was mit "blau", den Zäunen und dem historischen Hintergrund einen sehr schönen Eindruck ergibt - vor allem, weil die Stauden optisch ganz offensichtlich eingesperrt sind, was die Isolation Sisis sehr schön zur Geltung bringt.
Leider war das auch fotografisch eine Herausforderung, an der ich leider gescheitert bin. Man müsste dazu wohl ohne andere Besucher alle Blickwinkel durchprobieren.
An einigen ungewöhnlichfärbigen Sommerblumenbeeten vorbei gelangt man schließlich durch ganz Bad Ischl hindurch zum Kaisergarten, einer 20ha großen Gartenanlage, die schon seit der Kaiserzeit besteht und im Stil englischer Landschaftsparks mit Blickachsen, weiten Wiesen und einigen außergewöhnlichen Gehölzen angelegt wurde.
Dementsprechend zurückhaltend sind die Beete, die sich am südlichen Rand konzentrieren und insgesamt nur eine Fläche von 1400m² einnehmen.
Am Randbereich, im Halbschatten, wurden einige naturalistische Pflanzungen angelegt, die ich sehr schön finde, aber, wie immer im direkten Vergleich, wohl vom Großteil der Besucher nicht von ungemähter Wiese unterschieden werden.
Für Leute, die auf Farbe stehen, gibt es einige - in Blümchenform angeordnete - Beete, die sich an den Blickachsen und Wegen anschmiegen und sehr gekonnt die Stimmung der Bäume auffangen, begleiten oder betonen.
Während ich in Bad Ischl unterwegs war, haben mich die Anlagen sehr beeindruckt. Was völlig fehlte, und das tat der Gartenschau gut, waren die sonst üblichen Anlagen verschiedener Gärtnereibetriebe mit großen Namensschildern, die allzu plakativ um Aufträge werben. In Bad Ischl sieht man Blumenschmuck zum Selbstzweck, in Verbindung mit dem Kaiserthema bewusst prunkvoll, und das funktioniert.
Im Nachhinein betrachtet, und beim Durchklicken meines Beitrags zur letzten OÖ Landesgartenschau 2011 am Gelände des Ritzlhofs, fällt leider schon auf, dass die Pflanzungen schon einmal abwechslungsreicher waren und auch schon mal mehr Stauden zu sehen waren. Trotzdem ist es ein schöner Ausflug, auch, weil Bad Ischl sehenswert ist und die Baumbestände gut ins Konzept integriert wurden. Ein Teil der Neuerungen wird auch bleiben, allen voran der neugestaltete Bach, bei dem ich gespannt bin, wie er sich in Zukunft entwickeln wird.
Hihi.. Sissi hier, Franzl da.. gut geschrieben ;) Aber der blaue Garten hat was.. Und Knöterich geht auch immer. Was ich nicht mehr sehen kann ist das einjährige braune Flaschenputzergras ;)
AntwortenLöschenSonnige Grüße,
Tatjana
Das ist ja nett, 2 Skeptiker zum Thema LAGA posten fast gleichzeitig ihren Besuch da, Du Bad Ischl, ich Landau/Pfalz und bei beiden Skeptikern kommen die Events gar nicht so schlecht weg. Bei meinem ist sogar Begeisterung dabei, denn da sind die Stauden gar nicht zu kurz gekommen.... ich kann nicht genug Gräser sehen!
AntwortenLöschenLG Renate
Hallo,
AntwortenLöschendas sieht doch nach einem lohnenden Besuch aus. Es wird wohl immer die reinen Wechselflorbeete auf den Schauen geben, aber mit etwas Glück erwischt man auch mal schöne Stauden oder Gräserbepflanzungen, die auch Anregungen für den eigenen Garten geben.
LG Dagmar