16. August 2015

Sardinien

Gerade zurückgekommen aus dem Urlaub und voller Bilder von zwei Wochen Durchstreifens- und -fahrens dieser schönen Insel werde ich euch nur ein paar wenige der vielen Eindrücke zeigen. Die Vielseitigkeit Sardiniens liegt nicht nur an den 1800 Küstenkilometern, die natürlich besonders schön und bereisenswert sind, sondern an der beeindruckenden Vielfältigkeit der einzelnen Landschaften. Jede Region - und oft sind sie nur sehr klein - verfügt über einen deutlich anderen Charakter. Oft ist das Gestein unterschiedlich, oder die Höhenlage (Sardiniens Berge sind bis zu 1800m hoch), manchmal ist eine Region kaum erschlossen und wird nur von Schafen und Ziegen durchstreift.

Im Norden Sardiniens, am Lago Liscia, gibt es einige Olivenbäume, deren Alter auf 3000 bis 4000 Jahre geschätzt wird. Sie sind eingezäunt, damit sie niemand erklettert, aber dem etwa 2000 Jahre alten Baum am Foto kann man direkt gegenübertreten.

Pancratium maritimum als eine der wenigen sommerlichen Blüten direkt am Meer. Das Laub schon längst verdorrt, blüht die Pflanze an den abenteuerlichsten Stellen, mögen sie noch so lebensfeindlich erscheinen.

Auf den ersten Blick abweisend ist auch das Hinterland. Massive, gleißend helle Kalkgebirge erheben sich direkt hinter der Küste und jede auf der Karte wie ein Katzensprung wirkende Fahrt ist eine mehrstündige Ausfahrt durch gefühlt mehrere Klimazonen hindurch. An der Westküste ragt ein markanter Berg weit aus dem Umland auf: Der Monte Arcuento, 784m, erstarrtes Inneres eines einst aktiven Vulkans.

Der Aufstieg folgt einem Kreuzweg und auf der Gipfelebene, in einem Steineichenwald, befindet sich ein Altar, auf dem eine gegen Witterung geschützt Madonna wacht. Direkt daneben befindet sich ein mit Planen geschützter Wohnraum, der wirkt, als wäre er gerade erst von einer Person verlassen worden - tatsächlich handelt es sich um die provisorische Unterkunft von Fra Nazareno, der 1987 bei großer Trockenheit dort 15 Tage um Regen gebetet haben soll. 



An der Costa Verde, einem Küstenabschnitt im Westen, gibt es auch mitten im Sommer zum Teil heftige Brandung.























Bei Montevecchio befindet sich zudem eine äußerst weitreichende Dünenlandschaft, die direkt an einen Sandtstrand angrenzt.

Am kilometerlangen Sandstrand von Buggerru ein Stück weiter südlich, wo man nicht gegen Steine gedrückt werden kann, ist es ein anstrengender Spaß, sich von bis zu ein Meter hohen Wellen verschlucken und mitreißen zu lassen.


Die beeindruckendsten Küstenabschnitte waren für mich ebenfalls im Westen, allerdings weiter im Süden, bei Iglesias. Dort, wo seit mehreren tausend Jahren Erze abgebaut werden und Industrieruinen und Abraumhalden aus dem letzten Jahrhundert direkt am Meer und auch sonst überall zu sehen sind, gibt es kaum Tourismus. Die meisten Orten befinden sich weit über dem Meer und viele Berge sind gesperrt, weil sie von unzählen Stollen durchzogen sind.

An der Küste gibt es einen schönen Weg, der durch stachlige, niedrige Büsche führt. Die hellen Stängel gehören Euphorbia dendroides, die im Sommer ihre Blätter abwirft und erst im Herbst, wenn es mehr Niederschlag gibt, wieder austreibt.

Zwischen Nebida und Masua gibt es eine kleine Bucht, die man mit etwas Glück auch im August nur mit wenigen anderen teilen muss. Im flachen warmen Wasser sind viele Fische unterwegs, das Mittragen eines Schnorchels lohnt sich!


Und natürlich finden sich überall Olivenhaine mit ganz individuellen Wuchsformen.


 

In der Lagune von Cabras, wo es wirklich hervorragenden Fisch gibt!, haben wir sogar Flamingos entdeckt.

Am Capo San Marco finden sich mehr Touristen, was an der schönen Lage und der antiken Stadt Tharros liegt, deren Reste hier besucht werden können.

Sardinien verfügt in vielen Gebieten über ausreichend Wasser. Dort können Felder bewässert und Wiesen mit Luzerne für die Beweidung grün gehalten werden. Der Gegensatz zur Vegetation, die mit natürlichem Niederschlag auskommen muss, ist enorm.

Im Norden des Golfs von Orosei, also an der Ostküste, bietet der Monte Tuttavista eine - wie der Name eindeutig mitteilt -  herrliche Aussicht auf die bewässerten Ebenen rundherum und die Gebirge im Norden.

Im Supramonte gibt es es einige herrliche Wandertouren - unsere hat uns zur Nuragiersiedlung Tiscali geführt, die in einer eingestürzten Doline, mehrstündige Fussmärsche von Weidegebieten und Wasser entfernt, aber sicher vor Feinden, mittem im Gebirge errichtet wurde.

Sardinien bietet also mehr, viel mehr als seine einmalig schönen Strände - was ich hier gar nicht erwähnt habe, sind die vielen interessante und mit Informationen ausgestatteten Ausgrabungsstätten, Nuraghen und Brunnenheiligtümer sowie, eigentlicher Star des Urlaubs, die äußerst interessante sardische Küche: An der Küste herrlichen Fisch und Meerestiere (unbedingt nach Cabras fahren!), am Land wird nur mit wenigen Zutaten gekocht, unter Verwendung der ganzen Tiere - also auch mit Innereien - , es gibt herrlichen Käse aus Ziegen- und Schafmilch, verschiedenste Pasta und einen für mich unerwarteten Kult um Kekse, die in kreativen Formen und alle unglaublich lecker in eigenen Pasticcerien gebacken werden.

Wir haben, bis auf zwei Ausnahmen, in Agritourismo-Betrieben gewohnt und kamen so in den Genuss regionaler Küche. Hotels gibt es in Sardinien nur in größeren Städten oder an der Küste, alternativ kann man sich in Städten, auch kleineren, auf B&Bs verlassen. Rudimentäre Italienisch-Kenntnisse sind von Vorteil, man kommt aber auch mit wenigen Vokabeln und deutlicher Körpersprache durch - allerdings war ich froh, dass wir einige englischsprechende Sarden gefunden haben, da doch Fragen auftauchen, wenn man durchs Land reist und man sonst stets ratlos zurückbleibt.

Ausgestattet waren wir mit einem Autoatlas, zwei Reiseführern (weil ich mich nie entscheiden kann - den von Müller (Eberhard Fohrer) und den von Reise-Know-How (Peter Höh)) und dem Rother Wanderführer, den ich sehr empfehlen kann. Der grüne Wanderführer von Reise Know-How (Lisa Dell u.a.) bietet viele Zusatzinfos zu Flora, Fauna und Geschichte, verwirrt aber bei den Beschreibungen und man ist nie ganz sicher, ob man richtig ist.

Bei Fragen bitte einfach melden :-).

11 Kommentare:

  1. Soso, pancratium maritimum heißt sie, bei uns verkam sie zur Strandlilie ;-) Ich kenne sie von Zakynthos, wo sie im locker sandigen Rand des Strandes blüht. Eine schöne Pflanze, bei der sofort klar wird, dass es sich nicht lohnt, sie zuhause weiterbringen zu wollen. Die herrlichen Blütenstände der Agaven faszinieren mich auch!
    Danke für diesen Bericht und die schönen Fotos, ich selbst war noch nie dort und bekomme gerade wirklich Lust :-)

    AntwortenLöschen
  2. Schöne Bilder hast Du mitgebracht, wo hat es Dir am besten gefallen?
    Ich reise einmal im Jahr zu meiner Schwiegermutter sie lebt in der Nähe von Cabras. Es ist eine wilde Landschaft aber leider gibt es fast keine Industrie und somit keine Arbeit. Sanfter Tourismus und Menschen wie Du die diese herrliche Landschaft geniessen braucht es.
    Grazie e buona giornata
    Christa

    AntwortenLöschen
  3. Schöne Bilder hast Du mitgebracht, wo hat es Dir am besten gefallen?
    Ich reise einmal im Jahr zu meiner Schwiegermutter sie lebt in der Nähe von Cabras. Es ist eine wilde Landschaft aber leider gibt es fast keine Industrie und somit keine Arbeit. Sanfter Tourismus und Menschen wie Du die diese herrliche Landschaft geniessen braucht es.
    Grazie e buona giornata
    Christa

    AntwortenLöschen
  4. Guten Morgen Katrin!
    Vielen, lieben Dank für den traumhaften und ausführlichen Reisebericht aus Sardinien.
    Eine Insel der ich schon seit 35ig Jahren hinterherlaufe ;)
    LG
    LiSa

    AntwortenLöschen
  5. Eine herrliche Landschaft!!! Schön, dass Du uns Bilder von der Reise mitgebracht hast@
    Viele Grüße von Margit

    AntwortenLöschen
  6. Das war ein ganz besonderer Urlaub, der lange und tief nachwirkt, stimmts? Die Bilder sind sehr beeindruckend, ich hab das Ansehen sehr genossen.

    Sigrun

    AntwortenLöschen
  7. Wie schön - was für tolle Fotos in so einer besonderen Landschaft. Ein Traum.
    Der Olivenbaum - wunderschön.
    LG Heidi

    AntwortenLöschen
  8. Oh wie herrlich, Fotos von Sardinien zu sehen.
    Sardinien war jahrelang unser bevorzugtes Urlaubsreiseziel. Die Costa Verde haben wir geliebt!
    Aber auch das karge Landesinnere!
    Du hast die sardischen Besonderheiten wirklich toll eingefangen.

    Liebe Grüße
    Hilda

    AntwortenLöschen
  9. Ein herzliches Hallo,
    eigentlich bin ich wegen dem Storchenschnabel-Titel auf Deinen Blog aufmerksam geworden, aber Überraschung was sehe ich da? Die wunderschöne Costa Verde :-) Seit vielen Jahren eines unserer liebsten Urlaubsziele. Was für eine Freude diesen tollen Beitrag zu lesen. Danke Dir !!!

    Liebe Grüße
    Monika

    AntwortenLöschen
  10. Die Bilder und die Beschreibung von Sardinien sind herrlich. Danke.

    Liebe Grüße von Waldveilchen
    aus dem Gartenforum "Die Hobbygärtner"

    AntwortenLöschen
  11. Ciao Katrin! :)
    Sapessi che piacere tornare sul tuo blog, quasi per caso, vedere tutte le immagini bellissime del tuo giardino ( qualcuna l'ho salvata anche su Pinterest per non perderle! ) e poi trovare anche un post sulla mia amata Sardegna! ^_^
    Sono felice che ti sia piaciuta tanto!
    Il tuo reportage è meraviglioso e le foto fantastiche!
    Grazie per questo tributo alla mia terra!
    Un abbraccio!
    Titty

    AntwortenLöschen