25. Mai 2015

Frühling anderswo (2/2) - Trockenwiesen entlang der Donau und im Leithagebirge

Das Burgenland gilt zwar immer als recht flach, aber das stimmt natürlich nicht. Die letzten Ausläufer der Alpen, halbhohe Hügel, die aber trotzdem felsdurchsetzt sind, säumen den westlichen Rand des Neusiedler Sees und bilden dort das Leithagebirge, über das der Rest von Österreich gerne mal milde lächelt.

Zumindest für biologisch Interessierte ist das aber kein bisschen angebracht, denn selbst wenn man dort keine Klettertouren unternehmen kann - die Flora ist ausgesprochen spannend, da in diesem sehr speziellen Lebensraum die Alpen auf die pannonische Tiefebene treffen, heiße, trockene Sommer auf kühle, windige Winter und so Wiesen entstehen konnten, die es im Rest des Landes nicht zu finden gibt.

Carduus nutans, eine wunderschöne Distelart, die bestimmt auch im Garten gut verwendbar wäre

Dictamnus albus, der Diptam, kommt an einigen Stellen im Leithagebirge in großer Anzahl vor.
Diese Staude ist in meinem Garten immer sehr heikel, wächst recht langsam und wird dazu noch von den Schnecken dezimiert. Hier, mit Ausblick über die Weingärten, ist es so trocken, dass kaum Schnecken unterwegs sind - klarer Fall, dass das im Garten nicht so gut klappen kann.
Dabei wäre der Diptam eine so wunderschöne Staude!

Phyteuma orbiculara / Orobanche gracilis, eine parasitär lebende Pflanze, die ihre Nährstoffe aus einer Wirtspflanze bezieht - in diesem Fall aus Schmetterlingsblütlern - und daher völlig ohne Blätter erscheint / Dictamnus albus

Euphorbia seguieriana, die auch in Kiesbeeten gerne gepflanzt wird

Österreichischer Lein wächst im gesamten pannonischen Raum häufig und oft in dichten Vorkommen - er ist eine dankbare Staude für Kiesbeete und sät sich, wenn es trocken ist, auch zuverlässig aus.
In den Pflanzengesellschaften des trockenen Leithagebirges hätte ich kein Mädesüß erwartet, aber an etwas feuchteren, der Sonne nicht direkt zugeneigten Stellen wächst Filipendula vulgaris und fällt mit seinen weißen Sternchen weithin auf.

Ornithogalum pannonicum, eine niedrige Milchsternart, die auf Trockenrasen in großen Mengen und beinahe bodendeckend vorkommt

Aufgrund des nahen Sees finden sich auf den Trockenwiesen immer wieder sich sonnende Libellen - hier ein Spitzenfleck
Früher Schilfjäger (die heißt wirklich so :-))

Salvia pratensis in Weiß / in Blau / Descurainia sophia

Immer wieder bieten sich Ausblicke, wie hier nach St. Margarethen

Weiter nördlich, direkt an der Donau, und damit nicht mehr im Burgenland, sondern schon in Niederösterreich, liegen der Braunsberg, die Hundsheimer Berge und der Hainburger Schlossberg. Man sieht dort in die geschichtsträchtige Hainburger Au, nach Bratislava und auch in die pannonische Tiefebene, an deren Rand die Hügel vom milderen Klima profitieren. All das begünstigt interessante Pflanzengesellschaften.


Die kurze Wanderung auf die Ruine der Hainburg lohnt sich
Im Wald unterhalb wachsen neben dem bekannten Polygonatum odoratum auch Polygonatum latifolium
In den Felsen daneben kann man die Samenstände von Scorzonera austriaca entdecken, einer frühblühenden, löwenzahnartigen Staude
Meine Lieblings-Annuelle habe ich auch gefunden: Orlaya grandiflora!

Am Braunsberg, der ein recht flaches Plateau aufweist und damit gute Bedingungen für eine ausgedehnte Wiesenlandschaft, sieht es wieder ganz anders aus.

Galium glaucum wächst dort in großer Zahl in den Wiesen
Campanula sibirica ssp. sibirica zwischen Federgras


Stachys recta subsp. recta / Globularia bisnagarica / Carduus nutans mit Federgras
Ranunculus illyricus
Vincetoxicum hirundinaria


Tephroseris integrifolia subsp. integrifolia

Veronica austriaca (vermutlich) / Reseda lutea / Verbascum pheoniceum

Verbascum phoeniceum in großer Zahl - ich war sehr beeindruckt!

Aussichtsplattform über die Donau un die Hainburger Au zur österreichischen Seite hin.

Wer sich für Pflanzen und vor allem für Stauden, die auch in unseren Gärten verwendet werden, interessiert, wird in den vorgestellten Regionen einige Tage etwas zum Entdecken haben. Wir waren sehr beeindruckt vom pflanzlichen Reichtum und können den Besuch des nördlichen Burgenlands und dem angrenzenden südlichen Niederösterreich weiterempfehlen - nicht nur der Pflanzen wegen :-).

Es ergaben sich viele Anregungen für Trockenpflanzungen und die Pflanzliste für ein künftiges Kiesbeet wächst und wächst!

4 Kommentare:

  1. Guten Morgen!
    Ich bin gerade sehr erstaunt über die Pflanzenvielfalt Burgenlandes und vor allem darüber, dass einige davon sogar in meinem Garten wachsen und ich gar nicht wußte *schäm*, dass diese in Österreich auch wild vorkommen. Danke fürs Zeigen.
    LG
    LiSa

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  2. Sehr interessant und wunderschöne Fotos dazu! Danke fürs zeigen! Die Libellenfotos sind toll!

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  3. Für solche wunderbar (botanisch) bebilderten Wanderberichte bin ich sehr dankbar! Herzliche Grüße von Tobias

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  4. Ich mag Wild- und Wiesenblumen total gerne und habe mich sehr über deinen Beitrag gefreut. Die Fotos sind außerdem klasse, alles wirkt so natürlich und zart, das Licht ist auch toll, ganz wunderbar. Und auch ich möchte mich fürs Zeigen bedanken.
    Viele Grüße
    Doris

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