11. März 2015

Mit Frühlingsgeophyten Staudenbeete doppelt nützen 1/2

Der eigenwillige Name Frühlingsgeophyten beschreibt Pflanzen, die mit Hilfe von Überdauerungsorganen wie Zwiebeln, Knollen, dicken Knospen oder Rhizomen in der Lage sind, im Frühling schon sehr früh auszutreiben - oft nur wenige Tage nach der Schneeschmelze, und so die ersten warmen Tage zu nützen, an denen die anderen Pflanzen noch ruhen und die Bienen sich mit Eifer auf jede neue Blüte stürzen.

Zu diesen Pflanzen gehören die Schneeglöckchen, Winterlinge und Crocus, aber auch Buschwindröschen, Lerchensporn, Leberblümchen und viele andere. Sie im Garten anzusiedeln, bedeutet etwas Mühe, aber man kann dadurch die Gartensaison deutlich vorziehen und schon im März auf blühende Beete blicken.

Galanthus elwesii im Schattenbeet, rechts daneben Chrysosplenium macrophyllum, im Hintergrund Helleborus

Der große Vorteil von Geophyten ist, dass sie wie eine zweite Lage unter und zwischen den gewöhnlichen Stauden wachsen können und mit ihnen nicht in Konkurrenz stehen, weil sie viel früher dran sind und meist schon verschwunden, bevor die anderen austreiben. Einzig etwas mehr Dünger sollte man ihnen zugestehen, da sie von der üblichen Düngung im Vollfrühling meist nichts mehr mitbekommen und schon wieder am Einziehen sind.

Wer jetzt im Frühling gerne mehr von Frühblühern hätte, hat Glück: Die meisten Geophyten lassen sich in der Blüte problemlos verpflanzen, weshalb man eigene Bestände einfach teilen, Nachbarn um Ableger fragen und risikolos in Gärtnereien einkaufen kann.


Galanthus nivalis, daneben Crocus tommasinianus; im Sommer wachsen dort Waldgeißbart, Phlox und Farne

Schneeglöckchen bilden rasch Tochterzwiebeln. Es ist daher sinnvoll, sie möglichst einzeln zu pflanzen, damit sich die kleinen Zwiebeln an ihrer neuen Stelle nicht sofort wieder im Weg sind und wir möglichst viele Blüten erhalten. Die Gruppe oben wurde im vergangenen Jahr neu gepflanzt und schaut heuer noch etwas schütter aus. Aber schon kommendes Jahr werden sie deutlich loslegen und in zwei Jahren kann ich bereits wieder teilen und auch die Flächen rundherum mit Schneeglöckchen füllen.

Man kann diese kleinen Stauden in allen normalen Staudenbeeten ansiedeln, sie sind recht robust, bevorzugen aber lockere Böden im Halbschatten und vermehre sich dort am besten. Wichtig ist, dass sie im Sommer ungestört sind, folglich weder geharkt noch gegraben wird. Gelegentliches Nachspüren nach Windenwurzeln und die damit verbundenen Erdbewegungen scheinen allerdings kein Problem darzustellen.

Ein nicht-schummelnder Überblick über den unteren Gartenteil - noch viel Platz für Frühlingsblüher!

Die großen Gruppen im Vordergrund waren vor vier Jahren so klein wie die am Bild davor. Sie gehören dringend geteilt, damit sie schneller Zuwachs bekommen. Außerdem steigt bei so dichten Gruppen die Gefahr von Grauschimmel, der in manchen Jahren die Pflanzen befällt und sie nach dem Austreiben absterben lässt. Wer dieses Problem kennt, sollte die Schneeglöckchen noch öfter teilen, damit bei Befall nicht eine ganz große Gruppe verlorengeht.

Crocus tommasinianus und Galanthus nivalis

Schneeglöckchen können gut mit anderen Pflanzen vergesellschaftet werden, sowohl mit größeren Stauden als auch mit anderen Frühblühern, wobei man ihr Laub berücksichtigen und keine winzigen, empfindlichen Stauden danebenpflanzen sollte, da diese dann verdeckt werden könnten. Großstauden wie Paeonien, Phlox, Hosta, Farne oder größere Halbschattenstauden haben keinerlei Probleme.

Wer allerdings zum Ärgernis wird, sind wieder einmal die Maulwurfsgrillen. In großer Zahl vorkommend, gehen sie im Winter an die Zwiebel des Elfenkrokus und knabbern diese an, die dann in Folge verfaulen und einfach nicht mehr auftauchen. Heuer habe ich in den Schattenbeeten noch einmal einen Versuch gewagt und bis jetzt haben es einige Krokus geschafft, aber ich bin gespannt, wie viele kommende Saison noch übrig sein werden...




Was sich ebenfalls zum Verwildern anbietet, sind Eranthis hyemalis, die Winterlinge. Unter Hecken oder im trockenen Bereich von Baumkronen fühlen sie sich am wohlsten! Diese lieben Kleinstauden säen sich - wenn sie einmal etabliert sind - sehr reich aus und genau so kann man sie auch am besten ansiedeln: Indem man stolze Besitzer größerer Mengen Eranthis um Saat bittet oder um Pflanzen, die man jetzt oder in den nächsten Wochen, solange sie noch sichtbar sind, vorsichtig ausgräbt und pflanzt.

Eine Kombination aus beidem führt am schnellsten zum Erfolg, dazu völliges In-Ruhe-Lassen des Beets, damit Sämlinge eine Chance haben. Bei mir wir es jetzt ganz langsam was, aber da Sämlinge 3-4 Jahre zur Blüte brauchen, muss ich noch etwas Geduld haben, bevor ich gelbe Blütenteppiche zeigen kann.


Galanthus woronowii

Wer Schneeglöckchen im Herbst pflanzen möchte, hat oft Pech. Viele der angebotenen Zwiebeln sind bereits zu lange gelagert und die Pflanzen treiben nie aus und in vielen Fällen sind nicht, wie versprochen, Galanthus nivalis im Sackerl, sondern Galanthus woronowii. Dieses hat grün-glänzendes Laub und im Verhältnis kleinere Blüten und ich finde es nicht so schön wie die gewöhnliche Art.

Das Problem mit überlagerten Zwiebeln, die nicht mehr austreiben, gibt es auch bei den Winterlingen und besonders bei Leucojum vernum, der Frühlingsknotenblumen, weshalb man letzte so gut wie nie angeboten bekommt. Wer feuchte Stellen im Garten hat und lehmigen Boden, sollte diese Pflanze aber unbedingt probieren, sie vermehrt sich zuverlässiger als Galanthus und ist größer.

Biene auf Galanthus nivalis

Wer sich auf jeden Fall auch über die Frühlingsblüher freut, sind die Bienen. Sie sind besonders um diese Jahreszeit auf Pflanzen angewiesen, die Pollen und Nektar zur Verfügung stellen und profitieren in noch viel höherem Maß von blühenden Beeten als wir Menschen.

Crocus tommasinianus, Eranthis hyemalis, Galanthus nivalis

Crocus lassen sich am einfachsten im Herbst pflanzen Ihre kleinen Zwiebeln bekommt man bei Großhändlern recht billig in Großpackungen zu mehreren hundert Stück, weshalb ein Crocusbeet am schnellsten zu verwirklichen ist.

Wie ihr auf den Bildern seht, habe ich jene Stellen gezeigt, die noch Potential haben und bei denen sich in den kommenden Jahren noch viel tun wird. Anfangs dauert es immer recht lange, bis man eine flächige Wirkung erzielt und ich schiele immer neidisch auf die Gärten anderer, die über riesige Frühblüherflächen verfügen.

Besonders schöne Bilder zeigt Rumtreiber auf seinem Blog "Mein Garten lebt" und als besondere Draufgabe präsentiert er uns Bilder aus dem Rautal, in dem ein wildes Winterlingvorkommen den ganzen Wald in Gelb taucht. Für mich, die ich jeden einzelnen Winterling begrüße, ist so eine Menge Frühblüher schier unglaublich!

Wer mit der Neuanlage solcher Flächen liebäugelt, sollte daher jetzt loslegen, weil Frühlingsblüher jetzt am einfachsten angesiedelt werden können und im kommenden Jahr schon die ersten Blüten den Garten zieren, wenn es in vielen anderen Anlagen noch ganz trist-braun ist.

(in einer zweiten Folge zu diesem Thema werde ich spätere Frühblüher vorstellen, aber dazu muss das Jahr noch etwas voranschreiten...)

6 Kommentare:

  1. Hallo Katrin,
    habe auch gerade eben die eindrucksvollen Erantis-Bilder von Tobias bewundert. Nachdem ich heute verbrannt habe, geht morgen das Ausflicken meines Frühblüher-Teppichs los. Du hast immer wieder in Deinen Posts darüber geschrieben. Nun will ich es endlich tun.
    Du schreibst, für die Frühlingsknotenblume, die bei uns Märzenbecher heißt, braucht man feuchten Boden. In den meisten Quellen steht: feuchter Boden, da hast Du recht. Bei mir stehen die Märzenbecher zusammen mit den anderen Drei im Wurzeldruck von Bäumen und Sträuchern also trocken, vor allem im Sommer und das geht auch.
    Wünsch Dir einen schönen Frühling,
    Jochen

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  2. Ich habe kürzlich unter ziemlichen Gestrüpp eine Menge Winterlinge entdeckt! Hab mir einige ausgebuddelt und im Garten eingegraben! Muss mir wohl für den alten Garten auch noch ein paar holen! Ich pflanze sie unter Sträucher... da können sie dich in Ruhe ausbreiten! Der Lerchensporn hat sich schon prächtig ausgebreitet!!!
    Viele Grüße von Margit

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  3. Ich habe kürzlich unter ziemlichen Gestrüpp eine Menge Winterlinge entdeckt! Hab mir einige ausgebuddelt und im Garten eingegraben! Muss mir wohl für den alten Garten auch noch ein paar holen! Ich pflanze sie unter Sträucher... da können sie dich in Ruhe ausbreiten! Der Lerchensporn hat sich schon prächtig ausgebreitet!!!
    Viele Grüße von Margit

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  4. Hallo Katrin,
    bei Märzenbechern ist das so eine Sache mit der Feuchtigkeit. Bei mir unter der Magnolie waren die Knospen im letzten Frühjahr noch vor der Blüte vertrocknet. In diesem Jahr reichte 2x wässern, damit sie zur Blüte kamen. Dafür jammert meine Mutter in diesem Jahr, dass ihr die Schnecken von Tag zu Tag mehr Märzenbecherblüten wegfressen. Auch im letzten Jahr war das schon ein Problem. Bei ihr zeigt sich nun leider je feuchter sie stehen, um so weniger Blüten …
    Und im Vergleich zu Schneeglöckchen vermehren sich bei ihr Märzenbecher eigentlich wesentlich langsamer, obwohl sie die nun schon über 40 Jahre im Garten hat.
    LG Silke

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  5. Lieb Katrin
    wie immer ein wunderbarer post...Da ich nun bei dir gelesen habe das sich die Stauden nich beträngt fühlen von den Scneeglöckchen. Werde ich Heute noch mehr meiner Schneeglöckchen teilen und verteilen.
    herzliche Grüsse Eveline

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  6. Hallo Katrin, danke Dir für die "Werbung". Was sich gut vermehrt, hängt nicht zuletzt vom Standort ab. Wir haben keine Äcker in der Nähe, nur Siedlung und Wald. Also gibt es keine Wühlmäuse und keine Maulwurfsgrillen. Wahrscheinlich deshalb können sich die Elfen-Krokusse so prächtig vermehren. Dafür habe ich kein Glück mit den Frühlings-Alpenveilchen (um die ich Dich ja ein wenig "beneide"). Sie sind mittlerweile alle verschwunden. Der Boden ist nicht kalkhaltig und leicht sauer. Auch die basenholden Leberblümchen werden nicht mehr, halten es aber aus. Die wenigen Märzenbecher im Garten sind auch verschollen. Ihnen fehlt in erster Linie die Feuchtigkeit, denke ich.

    Noch ein Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rzenbecherwiesen_im_Polenztal
    Unter Geographie steht am Ende einiges, warum sie sich da so wohlfühlen.

    Werde auch bald Schneeglöckchenbatzen teilen... Fröhliches Rumgärtnern wünscht Tobias

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