24. März 2012

Schöne Austriebe I - Schattenstauden

Es ist jedes Jahr wieder ein Erlebnis, die ersten Triebe in den Beeten. Von den vielen Austrieben sind für mich die der Schattenstauden am schönsten. Viele von ihnen haben nicht viel Zeit; ihnen bleiben nur wenige Wochen zwischen dem Ende der Kälte und dem Austrieb der Laubbäume, an deren Wurzeln sie leben. Daher erscheint ihre Blüte fast zeitgleich mit dem ersten Blatt, oft sind die beiden kunstvoll ineinandergefaltet. Voriges Jahr habe ich ganz ähnliche Fotos gemacht, darunter eines, wo die Sanguisorba-Knospe die Blätter wie einen Mantel um sich trug. Heuer sind die Pflanzen schon weiter und ich habe dieses Stadium verpasst.


Das erste Bild zeigt eine Schattenstaude mit besonders spektakulärem Erscheinen: Caulophyllum thalictroides aus Nordamerika. Die Blüten sind völlig unscheinbar grünbraun, aber sie sind für die Pflanze so wichtig, dass sie schon unterirdisch gebildet und beim Austrieb gleich mit ans Licht geschoben werden. Ähnlich sieht es bei der schon erwähnten Blutwurz, Sanguinaria canadensis, aus: Die Blüten werden, so lange es geht, geschützt, dann wachsen sie weit nach oben - über mögliches Falllaub hinaus - und blühen dann nur wenige Stunden, ehe sie schon wieder zerfallen. Am dritten Bild sieht man ein Trillium. Sein dreiteiliges Blatt wird schon im Boden zur Gänze gebildet, sodass es nur mehr als Licht geschoben und entfaltet werden muss. Erst dann weiß man, ob es heuer eine Blüte gibt oder nicht, denn sie ist, wenn vorhanden, in der Mitte der drei Blattteile schützend eingeschlossen.


Ganz in Orange und sehr zart erscheint der Geißbart, Aruncus dioicus. Er hat alle Zeit der Welt, doch obwohl er erst im Juni blüht, sind auch seine Blüten schon angelegt und zwar in jenem kleinen Knubbel, der langsam immer weiter nach oben wächst. Thalictrum 'Elin' - keine Schattenstaude, wie ich zugeben muss - zeigt erst seine zartlila Blätter, ehe es die Blüte ans Licht lässt, was kein Wunder ist, da diese erst im August erscheint. Völlig anders geht das Muschelblümchen, Isopyrum thalictroides, vor. Als Bewohner feuchter Auwälder ist Eile geboten. Ehe man die Blüten der beiden anderen Stauden erahnen kann, wird es schon wieder eingezogen sein.


Ähnlich gestaltet sich der Lebenszyklus von Anemonella thalictroides (links) und Jeffersonia diphylla (rechts), beides Liebhaber schattiger, humoser Beete. Sie beeilen sich, um vor dem Laub der Bäume ihre Aufgaben zu erledigen und treiben daher mitsamt der Blüten aus. Die Jeffersonia sieht dabei sehr besonders aus, ganz so, als würde sie ihre Blätter wie Hände falten. Das mittlere Bild zeigt Paeonia mlokosewitschii, eine einfachblühende Wildart aus dem Kaukasus, die bei mir noch nie geblüht hat. Das ist ziemlich spannend, da sie gelb, rosa oder apricot sein könnte. Ob sie blüht, ist bereits festgelegt, aber noch ein gut verpacktes Geheimnis der Pflanze.


Lamium orvala, eine große Nesselart aus den Südalpen, wird ebenfalls bald blühen. Aber auch sie versteckt ihre altrosa-weißen Blüten in ihrem Laub, um sie vor äußeren Einflüssen zu beschützen. Darauf verzichtet Jeffersonia dubia, dafür wird sie schon in wenigen Tagen die ersten Bestäuber anlocken. Das ist auch der Plan von Paeonia mairei (ebenfalls eine Wildpaeonie) die aus Südchina stammt und schon so früh im Jahr austreibt, dass ich immer um sie fürchte. Ihr zarten Knospen sind jedoch zuverlässig winterhart und haben die heurige Kälte ohne Schutz und unbeschadet überstanden.


Keine Staude ist der Seidelbast, Daphne mezereum, den man links in weiß und rechts in der rosa Wildform sieht. Gemeinsam mit dem Winterling (Eranthis, Mitte) haben sie ihre frühe Blütezeit, die, wenn die Witterung es zulässt, schon im Februar beginnen kann. Während der Winterling schon jetzt seine Samen zeigt und danach bald verschwunden sein wird, gehen die Daphnen einen anderen Weg: Sie bilden Beeren - die weiße Pflanze gelbe, die Wildart leuchtend rote - in denen sich die Samen befinden. Keimen werden die Samen, sowohl beim Seidelbast, als auch beim Winterling, trotzdem erst im kommenden Frühling.

7 Kommentare:

  1. Schön Katrin, von dir lerne ich immer etwas Neues! Deine Berichte sind mit viel Liebe geschrieben.

    Sigrun

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  2. Deine Fotos sind bezaubernd, ich finde keinen passenderen Begriff um zu umschreiben, wie du den Austrieb dieser Pflanzen darstellst . Ist es doch nach dieser kalten und grauen Jahreszeit immer wieder ein Wunder, dass sich die Pflänzchen wieder ans Licht 'trauen'.
    Die beiden Jeffersonien habe ich auch in meienr Frühlingsabteilung und bin ebenfalls immer ganz hingerissen von ihrem eigenwilligen Farbton und den zusammengefalteten Blättchen der 'diphylla'
    'Caulophyllum thalictroides' kannte ich bisher noch nicht, macht mich aber neugierig!
    LG
    Sisah

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  3. Hallo Katrin,

    wundervolles Thema und herrliche Fotos! Macht immer viel Freude Deinen Garten und Blog zu besuchen.

    Herzlichen Dank

    Joachim

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  4. Liebe Katrin, die Bilder sind wirklich toll geworden. Ich sollte im Garten auch einmal die Austriebe genauer unter die Lupe nehmen, jetzt ist ja der beste Zeitpunkt dafür.

    lg kathrin

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  5. liebe Katrin,
    Der Zauber des Frühlings, einfach wunderschön eingefangen!
    Ich kann mich noch gut an deine Fotos im letzten Jahr erinnern, nicht jedermann legt sich auf die Erde, um solche Aufnahmen zu bekommen ;-)))
    Danke fürs posten!
    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  6. Dear Katrin,

    as usually, wonderful pictures. I love Thalictrum 'Elin' in spring. Well, I love it anytime :) but its spring foliage looks like something else. Wonderful...
    Regards,
    Rasa

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  7. Hallo,

    wunderschöne Fotos, die zarten Triebe kommen so gut zur Geltung ! Einige dieser Stauden habe ich auch im Garten, aber Thalictrum und Aruncus lassen sich bei mir noch ! nicht blicken.

    Liebe Grüße
    Dagmar

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