Nachdem ich nun schon fast sechs Jahre mit Honigbienen imkere und den Garten immer mehr nach den Bedürfnissen dieser und anderer Insekten ausrichte, wurde ich mit der Zeit auch aufmerksamer, was die Wildbienen angeht. Im Anschluss an die Recherchen zu meinem Buch "Bienenfreundlich Gärtnern" war ich neugierig geworden: Welche Wildbienen würden sich wohl in unserem Garten einfinden?
Trotz aller Freude am Beobachten darf jedoch nicht vergessen werden, dass die meisten Wildbienen nicht in solchen Hilfen hausen, sondern in Löchern im Boden, sodass ihr größter Feind die intensive Landwirtschaft, die Be- und Verfestigung aller freien Flächen ist und das Fehlen von Brachen das Übrige zum Lebensraummangel beiträgt. Darüber hinaus sind Wildbienen dort am zahlreichsten, wo freie Landschaft, viele (magere) Wiesen und vor allem die von ihnen benötigten Blüten zu finden sind; ein Vielzahl an heimischen Wildstauden ist dabei am hilfreichsten. Insgesamt kann man an solchen Nisthilfen bei Etablierung mit etwa 30 heimischen Arten rechnen, insgesamt sind in Mitteleuropa aber 400 bis 500 Arten zuhause.
Ich baute also im Winter mit tatkräftiger Hilfe meines Freundes ein Wildbienenhaus (ich lege Wert darauf, es nicht vermenschlicht "-hotel" zu nennen, weil es das nicht ist). Es besteht aus altem Holz von einer abgebauten Scheune und ist wie ein Regal mit Dach konzipiert. Die Ausrichtung nach Süden sichert warme und möglichst trockene Bedingungen, das Dach steht möglichst weit über. Sobald es stand, ging es ans Einrichten der Nisthilfen. Die noch freien Bereiche sollen im Laufe der Saison und vor allem im
kommenden Jahr mit bisher gut angenommen Materialien aufgefüllt werden.
Um nachvollziehen zu können, wie solche Nisthilfen aussehen sollten, ist
es hilfreich, sich die Naturvorkommen von Wildbienen vor Augen zu
halten: Wildbienen legen einzeln, also jedes Weibchen für sich (daher
Solitärbienen), ein kleines Nest an, indem sie Proviant für ihre
Nachkommen sammeln, diesen eintragen, mit einem Ei versehen und auf
diese Weise - durch kleine Abteilungen getrennt - die gesamte Höhle
auszufüllen. Das Ende wird schließlich verklebt und meist baut die Biene
mehrere von diesen Gelegen.



Vermeidbare Fehler wären:
- nicht in die Jahresringe bohren
- verschiedene Lochdurchmesser verwenden (2mm bis 9mm)
- keine Zapfen verwenden
- keine normalen Lochziegel nehmen
- keine zerquetschten Stängel anbieten
Ich hatte konkret Buchenscheiter zum Bohren, dazu noch Bretter von alten Mostfässern. Diese bohrte ich mit einem Standbohrer, wobei ich mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden bin (nur Holzbohrer zu verwenden, wäre am allerbesten), weil die Ränder immer noch etwas ausgefranst sind. Den Bienen gefallen die gebohrten Holzlöcher jedenfalls trotz allem sehr gut, sie ziehen Holzlöcher allen anderen angebotenen Materialien bei Weitem vor und siedeln erst, wenn alle Hölzer voll sind, in andere Angebote.
In unserem Insektenhaus befinden sich nun, von links nach rechts folgende Materialien (oben):
- Biberschwanzziegel (einmal mit der Flex geteilt und hinten mit Lehm verklebt)
- Buchenhölzer mit Bohrungen von 2mm bis 5mm (fast alle belegt)
- Kartonröhrchen unterschiedlicher Durchmesser (teilweise belegt) und Bambusröhren (teilweise belegt)
- Buchenholzklotz mit 6mm-Bohrungen (gering belegt)
- Bienenstein von Volker Fockenberg (wird erst seit Mitte Juni ganz langsam entdeckt)

- Buchenholzklötze mit 2mm, 2,5mm und 3mm-Löchern (beinahe vollbelegt)
- Bienenstein (wenig belegt)
- mit der Flex geschnittene Röhren von Arundo donax, sehr beliebt bei Mauerbienen (so geschnitten, dass ein Knoten hinten das Röhrchen verschließt)
- Buchenholzklötze mit 5mm, 6mm und ein paar kleineren Löchern (fast voll belegt)
- nochmal Arundo donax, teilweise bebaut
Die Schnüre sind gespannt, damit den Vögeln das Räubern etwas schwerer fällt. Im Winter kommt dann ein Gitter davor.
Die Wildbienen erschienen dann ab Mitte März. Die ersten waren die Mauerbienen (verschiedene Osmia-Arten) mit Arten, die auf ihnen parasitieren (Goldwespen), danach folgten Keulenwespen und eine Menge verschiedener kleiner Wildbienenarten (Scherenbienen, Maskenbienen), die in den letzten Wochen ganz rasant die kleineren Löcher zugepflastert haben. Hier ein kleines Handy-Video, das ich vor ein paar Tagen auf Instagram gestellt habe, man kann sich das Gewurle gut vorstellen.
Sobald ich in Bestimmungsfragen etwas fitter bin, werde ich die heuer beobachteten Arten vorstellen, aber bis dahin muss ich noch etwas üben!

- Seite von Paul Westrich
- Übersicht über Besucher eines Insektenhauses
- www.wildbienen.de
- 81 häufige Arten mit Bildern
- Beispiele für Nisthilfen (Werner David)
Anhand der unterschiedlichen Nesteingänge kann man die Arten auch bestimmen, aber es erfordert Übung und im schnellen Vorbeifliegen wirken etliche Arten völlig gleich auf mich ;-).

Es ist übrigens ganz normal, dass Wildbienen sich gegenseitig Pollen klauen, diesen verlieren und es daher an der Nisthilfe immer etwas wild aussieht. Ebenfalls kein Grund zur Sorge ist das Auftreten vieler anderer Arten, die ihre Eier ins Gelege von Bienen schummeln - es ist spannend, was sich alles schon im ersten Jahr beobachten lässt.
Und wenn man dann aufmerksamer ist, fallen einem die vielen Wildbienen auch auf den Blüten und im sonstigen Garten auf. Ich hätte einige bestimmt immer noch für Fliegen oder irgendetwas anderes gehalten, wenn ich mich nicht näher mit ihnen beschäftigt hätte.
Worauf
man sich allerdings auch gefasst machen sollte, sind die vielen Fragen
betreffend Wildbienen. So ist es für viele erstaunlich, extra für
Bienen, von denen man nichts als ihre Bestäubungsleistung erhält, ein
eigenes Häuschen zu bauen. Wobei ich ja finde, alleine sie beobachten zu
können ist schon Grund genug
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