Die beiden ersten Teile meiner Miniserie über Gräser wurden in den letzten Wochen gepostet:
- Gräser und ihre Verwendung (1/3) - Ein Überblick
- Gräser und ihre Verwendung (2/3) - Der RHS Garden Wisley
Beth Chattos Garten ist vor allem wegen seines Kiesgartens berühmt, der 1992 auf einem ehemaligen Parkplatz angelegt wurde und in einer Region Englands, wo 500mm Jahresniederschlag die Regel sind, hervorragend funktioniert. Ich war im Vorfeld sehr gespannt auf den Garten und ich müsste lügen, wenn ich abstreiten wollte, wie begeistert ich war: Der Kiesgarten ist wirklich traumhaft. Jede Pflanze wirkt so, als wolle sie genau dort wachsen und die Farben und Formen sind so treffend aufeinander abgestimmt, dass man am liebsten sofort hingehen und selbst so eine Pflanzung anlegen möchte.
Die Beete sind in Inselform angelegt und man wandelt zwischen ihnen auf sehr natürlich fließenden Wegen aus feinem Kiesel. Die Beetkanten werden begrenzt von sehr sorgsam gewählten Pflanzen, wohingegen die Beete selbst von vielen Stauden bestimmt werden, die sich selbst aussäen. Kontraste und Blickfänge sind gekonnt eingesetzt - es macht Spaß, den Garten von allen Winkeln aus zu betrachten. Die am häufigsten verwendeten Gräser sind Stipa gigantea (oben rechts) und Helictotrichon sempervirens (links) sowie das feine Stipa tenuissima.
Stipa x acutiflora 'Karl Foerster' bringt straff aufrechte Blütenstände ins Spiel, während andere Gräserarten wie Stipa gigantea (rechts im Hintergrund) und Stipa tenuissima feine Wogen und Wolken in die Pflanzung integrieren. Zusammen mit den in England völlig problemlos winterharten Agapanthus-Sorten ergeben sich vielfältige Kombinationen. Jene mit dem roten Zierlauch Allium sphaerocephalon lässt sich auch bei uns realisieren.
Stipa gigantea mit Eryngium giganteum 'Miss Willmott's Ghost' ist eine wahrhaftig gigantische Kombination; auch Achnatherum calamagrostis und Artemisia absinthium 'Lambrook Mist' greifen die selben Farben auf.
Dazwischen tauchen immer wieder Bergenien auf, kombiniert mit Ergynium, Verbena bonariensis, Stipa tenuissima und Origanum. Dazwischen ragen Verbascum also vertikale Elemente aus der wogenden Bepflanzung auf.
Dazwischen ergeben sich herrlich zarte Kombinationen, wie hier Gypsophila in Rosa (vermutlich 'Rosenschleier') mit Allium cernuum und graulaubigen Gewächsen, die der Kombination ein Glitzern verleihen.
Hier sieht man die wichtige vertikale Wirkung von Gräsern wie Calamagrostis x acutiflora, das hier in Verbindung mit Agapanthus, Irislaub, Verbena bonariensis und niedrigen Pflanzen am Beetrand (Stachy bazanthina und Acaena) seine Wirkung voll entfaltet.
Pflanzen mit silbernem Laub sind in Kiesgärten gut aufgehoben, da sie aus heißen Regionen stammen, die im Sommer Schutz für die Pflanzen nötig machten. Die graue Farbe und oftmals Behaarung dieser Pflanzen schützt vor Hitze und Austrocknung und gibt einer sonnigen Pflanzung die notwendige Glaubwürdigkeit; denn eine saftige Hosta wäre hier definitiv fehlplatziert. Das Grüngelb verschiedener Euphorbia-Arten fügt sich gut ein und unterstreicht den lichten Charakter dieser Zusammenstellung.
Im ersten Bild ist ein sehr einfache Kombination zu sehen, die im Wesentlichen nur aus drei Pflanzen besteht und trotzdem voller Spannung ist: Phlomis russeliana, Bergenia und Iris. Mit diesen drei Pflanzen kann man eine sonnige Gartenecke zwölf Monate im Jahr wach halten, ohne auf komplizierte oder heikle Stauden zurückgreifen zu müssen. Den grüngelben Doldenblütler, zwischen dem Allium aufragen, kenne ich leider nicht. Der dunkle Agapanthus ist Agapanthus 'Kingston Blue'.
Außer an den Kiesgarten erwartete ich mir vom Garten allerdings nichts und war umso mehr begeistert, als ich die umfangreichen anderen Gartenteile betrachten konnte. Beth Chatto kombiniert sehr farbenfroh, ohne dass es jemals zu bunt wäre, es sind ganz herrliche Kombinationen, die es hier zu entdecken gibt.
In disem Beet, das eigentliche alle Farben verwendet, spielt das gelbe Carex elata ('Aurea' oder 'Bowles Golden') eine wichtige Rolle. Im Kontrast mit dem roten Cercis canadensis, vermutlich in der Sorte 'Forest Pansy' beginnt das ganze Beet zu leuchten. Der Etagenhartriegel genau am Ende der Blickachse tut sein Übriges.
Hier noch einmal der gleiche Beetauschnitt. Da passen sogar orange-gelbe Helenium ins Bild!
Am Teich blühen purpurfarbene Stauden, gesäumt von üppigen Miscanthus. Diese dschungelartige Bepflanzung setzt sich in den Schattenbereichen des Gartens fort.
Für den Schatten die erste Wahl ist das Japanwaldgras, Hakonechloa macra, hier in der Sorte 'Aureola'. Die klassische Kombination mit blauen Hosta und Hostas, welche die Farben des Grases aufgreifen, ist wunderschön anzusehen und lässt sich sogar in einem kleinen Topfgarten auf einem Balkon nachempfinden.
Die etwas ungewöhnliche Idee, Monbretien im Schatten zu pflanzen, hat mir doch irgendwie gefallen. Wenn sie nicht von der Sonne beschienen werden, sind die orangen Blüten nicht so grell. Vielleicht sind die Knollen aber auch aus Versehen dorthin gelangt.
Hier der Schattenweg in seiner vollen Pracht. Links die Kombinaion von Veratrum album, dem Weißen Germer mit blauer Hosta und rotem Knöterich - sehr monumental und begehrenswert.
In den sonnigen Freiflächen zwischen den Schattenbereichen gibt es flächigere Pflanzungen mit roten Gehölzen und aufrechten Gräsern; dazwischen immer wieder Agapanthus, die herrlich mit den Gräsern harmonieren.
Die Idee, Hypericum mit Bergenien, Eryngium und Origanum zu vergesellschaften, hat mir diese ansonsten von mir ungeliebte Pflanze schmackhaft gemacht.
Wer sich weiter über Beth Chattos Garten informieren möchte, kann dies auf ihrer Homepage tun. Dort gibt es eine Liste mit den Fotos fast aller Gartenpflanzen, was ein Finden von gesuchten Pflanzen sehr erleichtert.
Gräser scheinen in der Blogger-Welt gerade aktuell zu sein. Empfehlen möchte ich unbedingt
- den Blog vom Staudengarten in Gross Potrems von Jochen Wegner
- den Herbst-Post von James Golden in seinem Blog Views at Federal Twist
- und einmal mehr die Autumnasters von Danilo, bei dem nicht nur die Gräserverwendung sehr zum Nachahmen animiert :-)
Ich liebe die Entwürfe von Beth Chatto. Habe aber selbst keinen Kiesgarten und verwende einfach nur was sich auch im normalen Boden umsetzen lässt.
AntwortenLöschenNur mit Gräsern habe ich es (noch) nicht so.
Toller Beitrag. Danke
Grüess Pascale
Wenn ich ein Gartenvorbild habe, dann Beth Chatto, perfekt kombinieerte Stauden, die auch genau dortwachsen, wo sie es gerne tun.
AntwortenLöschenAuch ihre Bücher kann ich nur empfehlen - viel Informationen aber auf typisch angelsächsische lockere Art geschrieben.
Ganz toll Fotos!
Liebe Grüsse Rosana
Ich wusste nicht, dass es bei Gräser so eine Vielfalt gibt. Der Beitrag ist auch sehr wunderschön zusammengestellt und eine Augenweide.
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