13. September 2017

Zum Schmökern bei Herbstwetter

Auch wenn der Spruch mit dem Wetter und der Ausrüstung stimmen mag - hin und wieder ist es draußen so unangenehm, dass es dann doch angenehmer ist, nicht durch schmuddel-feuchte Beete zu robben, sondern auf dem Sofa oder vor dem PC Gartenthematisches zu entdecken. Und neben jeder Menge Gartenbücher findet sich auch im Netz immer mehr Spannendes.

Eine sehr ergiebige Quelle sind die fachlich fundierten Artikel von Ina Sperl in der FAZ: Schon seit längerer Zeit verpackt die Journalistin und Gartenbuchautorin aktuelle Gartentrends und Pflanzenkenntnis in unterhaltsame, ausführliche Texte, in denen stets ein Thema umkreist wird, indem Leute, die sich damit beschäftigen, zu Wort kommen und Pflanzen (besondere Pflanzen!) erwähnt und beschrieben werden. Erstmals aufmerksam bin ich geworden, als sie im Jänner den winterlichen Garten von Torsten Matschiess vorgestellt hat; und im Sommer sind dann Hermann Gröne und sogar ich in einem Artikel zu Schattenpflanzen zu Wort gekommen - was mich natürlich sehr ehrt! Die Liste an lesenswerten Texten ist aber noch viel länger, Ina Sperl schreibt von gelben Blumen, die in Gärten viel zu selten eingesetzt werden, von angesagten Gartendesignerinnen, Kiesgärten, wie sie im besten Sinne aussehen sollten und gibt Tipps für Blüten im Hochsommer. Viele Themen werden gestreift, Wildpflanzen erwähnt, Gärten vorgestellt; einem Besuch auf einer Gartenmesse folgen durchaus kritische Worte und auch Gespräche mit Gartenmenschen fehlen nicht, wie etwa eines mit Dan Pearson. Und ein paar Artikel sind dabei, die ich am liebsten ausdrucken und allen unter die Nase halten würde, besonders einer über die Schönheit verwelkter Stauden und  dann noch einer über die Zwiebelkompositionen von Jaqueline van der Kloet... weiterklicken durchaus empfehlenswert!

Wer Wildstauden googelt oder sich mit naturalistischer Gartengestaltung befasst, wird ziemlich sicher auf Jochen Wegner stoßen, der auf seiner Homepage Nachschlagewerk, wunderschöne Fotos und Anregung zu Diskussionen bietet. Er verfolgt mit seinem Garten ein ganz besonderes Ziel, denn er vereint dort hauptsächlich Wildpflanzen aus verschiedenen Erdteilen zu widerstandsfähigen Pflanzengesellschaften, in denen zahlreiche Gräser willkommen und Dynamiken erlaubt sind. Diese Staudenwiesen sind wunderschön anzusehen, viele Bilder illustrieren diese Tatsache - und wie man sie erhält, welche Problematiken entstehen und wie Jochen auf Probleme reagiert, wird auf seiner Homepage genau beschrieben. Die Fülle an Material ist beeindruckend, Filme von Naturstandorten vieler Stauden runden das Angebot ab und an einem regnerischen Nachmittag kann man sich ohne Weiteres für Stunden festlesen.

Für Fans schöner Gartenfotos bietet sich der Blog von Sibylle Pietrek an, die mittlerweile Reportagen für Gardens Illustrated und andere renommierte Magazine fotografiert. Ihr Fotostil ist unverwechselbar, immer lichtdurchflutet, immer hell und sie ist viel unterwegs, was uns natürlich einen Haufen schöne Motive beschert. Aktuell gibts Eindrücke von der IGA in Berlin.

Und dann, ich muss es einfach empfehlen, weil ich selber so lange skeptisch war: Instagram. Wer sozialen Netzwerken gegenüber eher kritisch eingestellt ist, kann bei Instagram auch einfach mal so reinklicken oder sich am PC anmelden und nur gucken, ohne selber aktiv zu werden. Denn dann steht euch die Welt zu Gartenfotos offen, dass man nur so staunt! Es gibt so viele sehenswerte Accounts, dass ich gar nicht weiß, was ich als erstes aufzählen soll: Claire Takacs aus Australien etwa, Piet Oudolf zeigt aktuelle Projekte, man kann Tom Stuart-Smith durch seine Gärten folgen, die australische "Hillandale Nursery" erkunden, Botaniker bei Exkursionen in Ohio begleiten ("The Buckeye Botanist"), japanische Waldstauden gierig betrachten und Staudengärten in Litauen ("Manogardenstories") bewundern.

Und welche Tipps aus dem weiten Netz habt ihr so auf Lager?

9. September 2017

Und es wird Herbst

Huh, war das ein schöner Sommer! Ich bewundere ja immer alle, die auch in der wärmsten Jahreszeit so fleißig posten und kriege das selber nie und nimmer hin. Zu schön ist es abends draußen im Garten und dann ist auch noch das Wetter so ausdauernd schön, dass die wenigen verregneten Tage voller anderer Aktivitäten sind. Aber nun werden die Tage ja endlich wieder kürzer, es wird schon ziemlich kühl am Abend und ich sitze wieder zu gemütlichen Blog-Zeiten vor dem PC und nicht mehr erst um Mitternacht. Außerdem hat mich Jochen vom Wildstaudenzaubergarten gefragt, ob ich denn das Bloggen aufgegeben hätte - das war dann ein guter Startschuss für die herbstliche Blogsaison.

Das Phloxbeet blüht noch immer. Ergänzt mit Chelone obligua, die ich nun seit Jahren dort zu etablieren versuche und die sich erstmals deutlich sichtbar zeigt, mit weißem Knöterich und viel später blühender gelber Goldrute 'Fireworks' ergibt sich so eine schöne Staudenkombination. Im Hintergrund sollte eigentlich noch ein Miscanthus sein, aber der will irgendwie nicht so wie ich.

 Was tut sich nun im Garten? Nach einem recht trockenen und warmen Sommer, der aber in unserer Region zum Glück immer noch rechtzeitig Regen bereitstellte, ist der Garten Ende August ein wenig zerzaust in den meteorologischen Herbst gegangen. Aber kaum gibt es Morgentau und kühle Nächte, schon blüht wieder einiges mehr. Die meisten Astern stehen kurz vor der Blüte und die Gräser werden mit jedem Tag spektakulärer. Einige Umgestaltungen stehen an, einige vernachlässigte und vergierschte Ecken wollen neu gestaltet werden und jeden Tag harre ich in Vorfreude und etwas Furcht vor der Nachricht, dass die Blumenzwiebel eingetroffen sind.... es sind einige tausend, die ich heuer versenken werde müssen und wie jedes Jahr ist das eine zeitaufwändige und mit fortschreitendem Herbst unangenehmere Tätigkeit - obwohl ich doch genau weiß, im Frühling wird es wieder ein bisschen zu wenig aussehen.

In den hohen Staudenbeeten setzen sich nur robuste Kandidaten durch: Rudbeckia nitida, eine dunkle Herbstaster, Wasserdost und die Samenstände von Königskerzen und Herzgespann. Auch hier hätte ich gerne ein Gras, nachdem ein Molinia 'Transparent' sich einfach verabschiedet hat.

 Wer also gerade keine konkreten Gartenprojekte laufen hat, könnte sich mit dem Kauf absurd vieler Blumenzwiebel leicht eins schaffen - und dann im Frühling jeden Tag aufs Neue begeistert in den Garten laufen. Aber es darf nicht verschwiegen werden, dass das Pflanzen von Blumenzwiebeln in bereits bestehende Beete kein einfaches Unterfangen ist und ich mit etlichen Blumenzwiebeln mehrere Runden durch den Garten laufen muss, bis sie endlich irgendwo untergebracht sind.

Dieses Pennisetum habe ich vor 6 Jahren aus Holland mitgebracht und ich bin immer noch ganz begeistert, wie schön es ist.

Nun beginnt auch die Zeit der Gräser. Ich habe allerdings immer noch zu wenige in den Beeten integriert und bin gerade dabei, alles, was irgendwie unschön ist oder seit Jahren nicht in die Gänge kommt, rauszuschmeißen und stattdessen Platz für andere Stauden zu schaffen. Aber irgendwie ist das doch sehr schwer... vor allem bin ich nicht sehr konsequent; manches mag ich einfach, obwohl es nie schön aussieht, immer umfällt, ständig von Schnecken gefressen wird und auch nie eine anständige, sichtbare Größe einnimmt. Das liegt auch daran, dass manche Stauden, die die notwendige Ruhe in die Beete bringen würden (und die ich in anderen Gärten immer bewundere und insgeheim auf Listen setze) dann im Endeffekt zu langweilig für mich sind. So gefallen mir in anderen Gärten größere Flächen mit Frauenmantel und Geranium macrorrhizum ganz außerordentlich - aber worauf könnte ich zugunsten 3m² einer Staude schon verzichten? Also doch lieber wildes Gewühl und spätsommerliches Umkippen und Roden.

Eine schöne Zusammenstellung für lange Zeit: Goldbaldrian (Patrinia scabiosifolia), Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum), Bartfaden (Penstemon digitalis) und Knöterich (Persicaria amplexicaule).

Recht gelungen ist das Bienenbeet, das ich im Frühling vor einem Jahr angelegt habe. Die Astern sind heuer dankenswerterweise nicht so unglaublich hoch gewachsen wie letztes Jahr und sind auch insgesamt kleiner geblieben. Kennt ihr den Effekt, dass manche Stauden im ersten Standjahr enorm gut und beängstigend schnell wachsen - und dann nie wieder? Bei mir machen das Astern und viele Storchschnäbel so, und das ist manchmal ärgerlich und hin und wieder für die anderen Beetstauden ganz gut, sonst wäre alles innerhalb kürzester Zeit verschluckt.



Ganz gut geht es bislang auch meinen Bienen. Sie haben wie ich den warmen Sommer genossen und konnten wohl viel Honig und Pollen sammeln, ich wünsche ihnen einen ebenso erfolgreichen Winter.


In den Schattenbeeten wird es jetzt langsam ruhig. Letzte Blüten von Anemonopsis schweben noch über dem Laub, einiges ist schon von Schnecken zerfressen und zieht ein. Nach und nach erscheinen die Blätter der Cyclamen und natürlich die Blüten jener Arten, die im Herbst blühen. Eine besonders schöne Staude ist auf dem Bild oben zu sehen: Begonia grandis ssp. evansiana, eine absolut winterharte Begonie, deren einziger Makel der unglaublich späte Austrieb irgendwann im Laufe des Mai ist. Jedes Jahr denke ich, nun ist das Ding erfroren, aber jedesmal tauchen doch irgendwann die hübschen, auf der Rückseite rot geaderten Blätter auf.

Ich habe meine extra wegen dem Laub erhöht auf einem kleinen Hügel gepflanzt. Als Zugabe erscheinen nun im September hellrosa Blüten mit gelber Mitte, die aus dem Schatten hervorleuchten. Ich habe mir vorgenommen, diese schöne Pflanzen an mehreren Stellen im Garten auszuprobieren - wert wäre sie es nämlich auf jeden Fall! Leider ist sie in Gärtnereien eher ein Ladenhüter, da sie so lange nicht auftaucht und niemand noch im Mai ein leeres Töpfchen kauft und glaubt, dass da wirklich etwas herauswachsen wird. Deshalb mache ich jetzt Werbung dafür - vielleicht denkt ihr dran, wenn ihr mal ein einer Gärtnerei im Frühling eine lange Reihe leerer Töpfe seht ;-).