In England ist es üblich, Stauden auch - und manche sogar ausschließlich – wegen ihres Aussehens im Winter für Beete auszuwählen. Bei uns ist diese Idee erst langsam im Kommen, was einerseits daran liegt, dass Aufräumen und Abschneiden bereits im Herbst lange Tradition hat und andererseits dadurch gebremst wird, dass in manchen Regionen schneereiche Festlandwinter mühevoll entworfene Winterkombinationen einfach zu Boden drücken. Diese Gefahr besteht natürlich immer und manchmal erledigt das schon der erste Schnee im Oktober. Heuer aber ist kaum etwas umgekippt, weshalb ich über einiges Bildmaterial zum Thema verfüge.
Eine der dauerhafteste Stauden in dieser Hinsicht ist Vernonia crinita. Diese Präriepflanze aus Nordamerika schätzt einen freien Stand in feuchtem bis trockenem Boden, wo sie bis 2m hoch wird und ab August in einem schönen Violett blüht. Diese Blüten werden dann zu wuscheligen Samenständen, die sich bis etwa Weihnachten halten. Von Schneefall und Frost mitgenommen, fallen die wolligen Teile dann nach und nach aus und übrig bleiben standfeste Stängel von dunkler Farbe.
Gut als Nachbarpflanze geeignet ist der Wasserdost (Eupatorium purpureum). Diese wuchtige Staude nimmt ab dem Frühsommer ständig an Ausstrahlung zu - zuerst mit kräftigen, purpurnen Stängel und saftig grünen Blättern, im Hochsommer mit altrosa, von Insekten umschwärmten Blütendolden und den gesamten Winter über mit zuerst wolligen, dann silbern leuchtenden Dolden. Am Anfang des Winters tragen die Stängel zudem noch das verwelkte, fast schwarze Laub, das dann nach und nach abbröselt.
Der Wasserdost ist an den Boden nicht sehr anspruchsvoll, normale Gartenerde sagt ihm ebenso zu wie feuchte Standorte, nur gar zu trocken sollte es nicht sein (mulchen hilft, hier hat er keinerlei Feuchtigkeit und wächst doch gut).
Eine weitere prärietaugliche Pflanze, allerdings aus Ostasien, hier im Blog schon oft erwähnt, ist der Goldbaldrian (Patrinia scabiosifolia). Er möchte trocken (keine Staunässe!), sonnig und nicht zu bedrängt stehen, dann blüht er von Sommer bis zum Frost in einem unaufdringlichem und gut mit Lilatönen verträglichen (Grün-) Gelb und riecht dabei ziemlich strange - nämlich so in die Richtung Magensäure. Aber das sollte einem nicht davon abhalten, diese schöne Staude zu pflanzen. Jochen Wegner vom wildstaudenzauber-Blog hat ihn schon an seinem Naturstandort im Kuju-Hochland (Japan) fotografiert und einen schönen Link zu einem Garten-Artikel von 'The Telegraph' gefunden, der diese Pflanze zum Thema hat.
Im Winter präsentiert sich der Goldbaldrian standfest, durchscheinend wie zur Blütezeit und bringt, wie alle Doldenblütler, das Horizontale in eine Pflanzung.
Die Ergänzung dazu bilden Stauden mit vertikaler Wuchsform - Pflanzen also, die "Kerzen" oder anderen aufrechte Blütenstände bilden. Viele dieser Pflanzen haben Blüten, die im welken Zustand leicht zerfallen. Löbliche Ausnahmen gibt es einige, als besonders robust und bis zum Frühling ausdauernd haben sich bei mir Verbena hastata (links) und Agastache foeniculum (rechts, mit Aster) erwiesen. Beide stellen kaum Ansprüche an den Boden, mögen Sonne bis Halbschatten, kommen gut in Beetsituationen klar und zerfallen erst nach den letzten Schneestürmen weit im Frühjahr (im übertragenen Sinne; heuer haben sie bis etwa Februar so ausgesehen wie auf den Bildern oben).
Eine Art Sonderstellung zwischen Horizontal und Vertikal nehmen Blütenstände ein, die auch im Winter ihre "Knopfform" behalten. Links sieht man Helenium - das allerdings schnell auseinanderfällt - und rechts Blütenstände von Monarda, die bis in den Frühling hinein halten und auch jetzt noch stünden, hätte ich sie nicht abgeschnitten. Dummerweise bestocken Monarden besser, wenn man sie im Sommer nach der Blüte schneidet (sie bilden dann mehr Triebe am Boden, die für das kommende Jahr nötig sind), daher werde ich nicht immer alle Pflanzen vollständig stehen lassen, auch wenn sie unbestritten wunderschön aussehen.
Besonders schön finde ich im Winter Astern und ihre Verwandten, also Korblütler, da einige ihrer Vertreter sehr standfest sind und ihren Blütenwolkencharakter auch im welken Zustand oft behalten. Dazu gehören Leucanthemella serotina (links) und Boltonia asteroides (var. latisquama) 'Snowbank'. Beide bilden stabile, orangebraune Stängel, die gut erhalten bleiben. Weniger standfest, aber sehr spannend in der Stängelfarbe ist die Weidenblättrige Sonnenblume, Helianthus salicifolius: Ihr Stängel hat eine intensiv graublaue Farbe.
In Kombination sehen viele dieser Stauden besonders schön aus. Links Verbena hastata mit Eupatorium purpureum, Monarda und Astern - rechts hinten sieht man Thalictrum rochebrunianum, dessen leere Stiele eine schöne braune Farbe haben. Die Blüten allerdings zerfallen sehr schnell.
Rechts sieht man Agastache foeniculum, Calamagrostis brachytricha (eines der schönsten Gräser) und im Hintergrund Coreopsis tripteris, das hohe Mädchenauge, eine sehr standfeste und hohe Staude, die zusammen mit einem Gras durchaus als Winterstaude zählen darf.
Links Verbena hastata, Mitte Leucanthemella serotina, rechts Panicum 'North Wind' und Sanguisorba 'Pink Brushes'.
Hier noch einmal die Liste aus dem letzten Post, ergänzt um einige Beobachtungen, besonders bei Stauden, die ich nicht gesondert beschrieben habe:
- Agastache foeniculum (sät sich allerdings aus!)
- Artemisia lactiflora 'Elfenbein'
- Aster (besonders A. laevis 'Arcturus', manche fallen aber um)
- Caryopteris divaricata (kaum Laub, aber hellbraune Stängel)
- Coreopsis tripteris (helle Stängel, kleine schwarze Knöpfe am Ende)
- Eupatorium purpureum
- Leucanthemella serotina
- Monarda in Sorten
- Phlomis russeliana/tuberosa (sehr schön in größerer Anzahl)
- Phlox paniculata (Laub oft schwarz, gut standfest)
- Sanguisorba in Sorten (Blüten fallen bei strenger Witterung ab)
- Sedum in Sorten (sicherlich eine der besten Stauden für den Winter)
- Thalictrum rochebrunianum (Blüten fallen aus, helle Stängel)
- Verbena hastata (sät sich aus)
- Vernonica crinita
Es ist wichtig auszuprobieren, welche Stauden im eigenen Garten standfest sind. Bei feuchteren Böden oder schattigerem Stand neigen eventuell einige der genannten Stauden zum Umfallen, während an sehr windigen Standorten Stauden, die durch ihre Samenstände bestechen (Agastache, Verbena), vielleicht zu schnell zerfallen.
Hier sieht man eine Aster und noch einmal Vernonia crinita. Wer andere oder ergänzende Erfahrungen gesammelt hat, kann sie gerne ergänzen, es gibt Unmengen an Stauden, die im Winter schön sind und viele davon kenne ich nicht, manche habe ich vielleicht auch einfach vergessen - ich ergänze sie aber gerne, wenn mich jemand darauf hinweist!
Und das war definitv der letzte Post mit welken Pflanzen vom Vorjahr als Hauptthema, ich verspreche es :-).
Hallo Katrin, wieder sehr schön dein Bericht. Ich würde dir gerne folgen und alles im Winter stehen lassen, es geht aber nicht. Mein Rücken hätte was dagegen, weil es im Frühling zu viel wird. Wir schneiden alle hohen Staudenweg, die niederen erst im Frühling. Astern im Winter sind wirklich zu beachten, sie sind sehr standfest, und im Frühling samen sie sich dann überall aus, wenn wir damit wedeln!
AntwortenLöschenSigrun
ich bin mal wieder sehr begeistert von so viel Wissen!
AntwortenLöschenFreude habe ich auch am Roten Salbei, der ganzjährig seine Blätter behält
Frauke