25. April 2016

Nachtfrostgefahr

Auch wenn er zum Frühling in unserer Klimalage dazugehört, ich könnte gerne auf Spätfrost verzichten. Leider kommt es mit ziemlicher Regelmäßigkeit zu Wetterlagen, wie wir sie gerade erleben und heuer ist sie besonders spät dran, was verbunden mit einer deutlicher weiteren Vegetation zu einer unangenehmen Konstellation führt. 

Genauer gesagt, es liegt für die Jahreszeit kältestmögliche Luft über Mitteleuropa, was bei Wolkenbedeckung zu Schneeschauern, bei Aufklaren aber zu einem deutlichen Auskühlen führt, das empfindliche Minusgrade mit sich bringen kann. Wohlgemerkt kann, denn es ist nahezu nicht prognostiziertbar, wie tief die Nacht- und vor allem Morgentemperaturen an den jeweiligen Orten sinken werden, da neben der Großwetterlage und der Wolkenbedeckung, die sich aufgrund ständiger Schauerbildung sehr unregelmäßig und schnell veränderlich präsentiert, auch lokale Gegebenheiten und regionale Luftbewegungen eine große Rolle spielen. Dabei kommt auch dem Garten und den Gebäuden rundherum eine große Bedeutung zu; schon ein Hecke kann die kalte Luft abschirmen oder einen Kaltluftsee bilden, der dann zu noch mehr Frost führt.


Ungünstig ist, dass heuer die Pflanzen schon so hoch gewachsen sind. Unter der Regentonne weilt ein besonders großes und hohes Epimedium, das ich noch nie blühen gesehen habe.

Wer gefährdete Pflanzen draußen hat, sollte zumindest kurz über Schutzmaßnahmen nachdenken. Als gefährdet gelten alle mit frischen, weichen Blättern und eine Menge asiatischer Stauden, die mit Spätfrösten nie zu tun haben und daher sehr empfindlich reagieren. Dazu zählen:
  • Epimedien (Blütentriebe der asiatischen Arten erfrieren bereits bei 0°C)
  • Deinanthe (Absterben der Triebe)
  • Lilium (manche empfindlicher, manche halten mehr aus)
  • Rodgersia (Schäden und Absterben der Blätter)
  • Podophyllum (Schäden am Blatt, Trieb- und Blütenschäden)
  • Farne (besonders feinblättrige, nicht heimische Arten)
  • Funkien (wenn sie schon sehr weit ausgetrieben sind. bei weichen Blättern)
  • Persicaria amplexicaulis (Blattschäden, aber kaum Ausfälle)

Die Konstruktion für die Rodgersia ist ein Versuch.

Wer sich genauer informieren möchte, kann das mit Hilfe der Prognosekarten des Wettermodells GFS tun. Dazu folgt man dem Link, klickt in der grün hinterlegten Spalte (links oben) in der ersten Zeile auf M-Europa und dann in der grau hinterlegten Tabelle auf 2m Temperatur [max/min] - das ist in der vierten Spalte oben. Unter der Tabelle ist nun eine Leiste mit Ziffern, die für die Stunden Abstand von der jeweils letzten Modellrechnung stehen. Neue Modelle erscheinen um 5, 11, 17 und 23 Uhr. Die Ziffer 24 zeigt also die zu erwartenden Werte genau einen Tag nach der letzten Rechnung an, zusätzlich steht rechts oben in der bunten Karte der Zeitpunkt, für den die Berechnung erfolgt. Für meine Region schauts für Donnerstag in den frühen Morgenstunden besonders kalt aus.

Klar ist, dass man solche Prognosen nicht eins zu eins übernehmen darf, da sie weit in die Zukunft reichen und immer unsicherer werden. Bei Ereignissen, die 3 bis 4 Tage in der Zukunft liegen - also das bevorstehende Frostereignis - darf man die Daten grundsätzlich ernstnehmen, allerdings nicht in aller Schwere - immerhin berechnet das Modell die Temperaturen für ganz Mitteleuropa, kann regionale Gegebenheiten nicht erfassen und zeigt zudem Tiefstwerte, also Worst-Case-Szenarios. Leider muss angemerkt werden, dass die Temperaturen jene in 2m Höhe bezeichnen. Wenn also wirklich alles schiefgeht, kanns auch kälter werden.

Und die Tulpen halten Frost ganz gut aus, sie halten sich bei Kälte auch länger, was zweifellos ein Vorteil ist.

Ich habe meine mir wichtigen Stauden (neue Epimedium, Podophyllums,...) daher mit Kübel und größeren Plastikgefäßen geschützt. Vlies hilft, aber nur dort, wo es einen Luftkörper über den Pflanzen "festhält". Überall dort, wo es die Pflanzen von innen berühren, erfrieren diese bei Frost trotz Vlies. Man sollte es also mit Stöcken oder anderen Konstruktionen über den zu schützten Pflanzen schweben lassen - genauso, wie es bei einem Frühbeet mit gebogenen Ästen gemacht wird, deswegen ist der Salat ziemlich sicher aufgehoben.

Unsicher war ich, was das Belassen der Kübel auf den Pflanzen anbelangt, aber mir wurde von mehreren Seiten versichert, dass dies kein großes Problem sei - und auch wenn es nicht ideal ist, besser als abgefrorene Pflanzen ist es auf jeden Fall. Vorsicht ist dann geboten, wenn es plötzlich wieder warm wird, da sich dann die Luft unter den Kübel rasch stark erwärmen könnte. Diese Gefahr ist bei uns aber in den nächsten Tagen keineswegs gegeben.

7 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den Aufschlussreichen Bericht. Bei uns schneit es in diese Tagen auch immer mal wider vom Berg herunter. Spätfröste sind nicht zu unterschätzen, da gebe ich Dir recht! Viel Glück für deinen Garten
    Mara-Tiziana

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  2. Ein Leben ohne fiese Nachtfröste wäre auch mal ganz schön. Hoffentlich überstehen die Empfindlinge den Kälteeinbruch,umgedrehte Kübel klingen gut. Mein armes Grün muss ohne auskommen, bisher ist es aber mit der Kälte in Berlin nicht ganz so arg.
    Grüße über den Gartenzaun
    Jo

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  3. Hallo und vielen Dank für die guten Tipps. Wir wohnen hier zum Glück nicht in einem Gebiet in dem es sehr kalt wird, daher gehe ich das Risiko ein, nichts extra zu schützen. Aber das Ruhrgebiet ist eben auch eine sehr gemäßigte Zone.

    Viele liebe Grüße
    Steffi

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  4. Ich habe zum Glück nur robuste Pflanzen in meinen Gärten! Ich hoffe, dass sich diese Kaltfront bald aus dem Staub macht!!
    Viele Grüße von
    Margit

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  5. Hier sind bereits drei Hostas vermatscht. Worin besteht bei dir der Unterschied zwischen Hostas und Funkien? Verrätst du mir den Namen deines großen Epimediums? Ich mag sie so gerne, leider habe ich nicht viel Platz.

    Sigrun

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  6. sieht ja ulkig aus, mit den ganzen Töpfen udn Eimern.
    Aber was solls, Hauptsache es hilft.

    Ich habe eigentlich nur eine Pflanze abgedeckt, meine Feige.
    Da es sich um keine heimische Pflanze handelt sondern um eine Urlaubsmitbringsel ist sie sehr empfindlich.
    Mal sehen, ob sie überlebt.

    VG aus der Holledau, Steffi

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  7. ... ich drück Euch die Daumen, dass der Frost keine Schäden anrichtet!
    Deine Epimedium Schätze sind ja so schön!
    Viele Grüße von Renate

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