15. November 2012

Das war der Winteraspekt

Wer meinen Blog schon etwas länger kennt, wird meine Angewohnheit kennen, schon im Frühling auf den Winteraspekt mancher Stauden hinzuweisen. Das mache ich einerseits, weil der herbstliche Kahlschlag in Staudenbeeten noch immer sehr verbreitet und daher aus ästhetischen und ökologischen zumindest zu hinterfragen ist und andererseits, weil ich winterlich bereifte Staudenstängel gerne betrachte und mir die Vorstellung, vier Monate lang auf leere Beete zu schauen, kein Vergnügen bereitet. Nur leider, und das betone ich umgekehrt leider viel zu selten (weil ich lieber nicht daran denke), wohne ich in einer für den Winteraspekt von Stauden sehr ungünstigen Gegend.


Österreich in Alpennähe ist kein Ort, um umfangreiche Winterensembles aufzubauen, es sei denn, man steht auf Szenarien, die einem Föhnsturm gleichen, der eine Fichtenmonokultur gestreift hat. Es passiert in weit über der Hälfte der Fälle, dass missliebige Ereignisse wie vorzeitige Schneefälle, Nassschnee aller Art, wirkliche Föhnstürme oder, das zehrt besonders an meinen Nerven, das völlige Ausbleiben von Raureif, meinen Garten ereilen. Dieses Jahr, vor etwas zwei Wochen, war mal wieder der frühe Schneefall dran.


Was hier so nett verborgen zu Füßen der herrlich verfärbten Zierkirsche liegt, ist nämlich mein sorgsam winterkomponiertes Staudenbeet, dessen Protagonisten nur in Ausnahmefällen wiederauferstanden sind. Die meisten liegen geknickt und in sich verknotet herum und zieren nun selbst bei der wohlwollendsten Betrachtung kein bisschen mehr.


Am linken Bild kann man das Staudenbeet von 2010 sehen, das eigentlich von zweieinhalb Meter hohem, schneegehäubtem Eupatorum geziert werden sollte. Dieses wurde aber schon im Frühsommer von einem dort spontan aufgetauchtem Hopfen verschlungen, dessen Blattmasse nun den Schnee festhielt und somit meine gesamte Konstruktion zum Einsturz brachte. Das Ergebnis sieht man im ersten Foto des Posts: Tatsächlich gebrochene Stängel von Stauden, zu deren Rodung man normalerweise noch im Frühling einiges an Kraft und gute Gartenscheren braucht.


Rein grundsätzlich mag ich Schnee jedoch gern, auch sehr früh im Jahr, wenn die Herbstfärbung noch gut erhalten ist und mit dem Weiß des Schnees kontrastiert. Zum Glück gab es keinen Schneebruch und der ästhetische Aspekt ist das Einzige, was im Garten gelitten hat.


Nun, nach erstem Frost und Schnee sind nur mehr wenige wackere Blüten übrig. Dazu gehört Aster ageratoides 'Asran', der wohl einen neuen Blührekord aufgestellt hat (Ende Juli bis Mitte November) - alle anderen Astern zieren mehr durch ihre silbernen Blütenböden, die nun im Sonnenlicht leuchten.


Für die kommenden Jahre ist ein Ausbau bei den Chrysanthemensorten geplant, diese Pflanzen wurden von mir lange Zeit völlig ignoriert; komplett zu unrecht, was sich nun, im blütenlosen November, bitter rächt. Was musste ich auch immer an die hässlichen Grabschmuckexemplare denken, die mit einer hübschen Gartenchrysantheme nichts mehr gemeinsam haben außer dem Namen. Von den Samenständen hat mich im Garten besonders eine Schattenstaude überrascht, nämlich Syneilesis palmata, die den Samenständen von Vernonia derart ähnlich sieht, dass sie die Familienzugehörigkeit zu den Asterngewächsen nicht mehr leugnen könnte (Mitte: Panicum virgatum 'North Wind', rechts: Verbena hastata).


 Trotz allem ist das herbstliche Nuancenspiel zwischen Braun, Grün und Schwarz jedes Jahr ein Erlebnis für mich. Ich mag diese Farben und ich mag das Welken und Vergehen und das Wissen, dass schon in drei bis dreieinhalb Monaten genau dort wieder etwas sprießen wird. Ganz sicher, egal, wie der Winter wird. Wie soll man da wehmütig werden? Wer sich nicht sicher ist, soll an einer Stelle, wo Blumenzwiebel vergraben liegen, ins Verborgene schauen und vorsichtig ein Loch ausheben: Es lebt, nur wenige Zentimeter unter der Erde, und wie! Dort warten schon fertige Blüten auf ihren Einsatz, ganz eng zusammengefaltet und auf kleinstem Raum komprimiert - zu tausenden - und sind bereit für den Winter. Mein zerquetschter Garten ist es nun auch ;-).

Die Schneefotos stammen von meinem Vater, da ich zu dieser Zeit leider nicht im Garten war. Danke :-)


11 Kommentare:

  1. Ich lasse auch meistens die Stauden stehen, wenn aber alles nur noch Matsch ist wird halt schon früher abgeerntet.

    Prinzipiel lasse ich aber gerne alles so lange wie möglich stehen. Viele Gräser sind ja gerade im WInter speziel schön.

    Ich habe ganz begeistert Silberlinge in meinem Garten eingeführt - die haben wohl die schönsten Samenstände überhaupt, vor allem im Gegenlicht.

    Liebe Grüsse Rosana

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    1. Ja das stimmt, ich mag Silberlinge gerne und auch die wilde Art - Lunaria rediviva - hat sehr zierende Samenstände.
      Ich werde jetzt einen Teil der Stauden schneiden, aber das meiste bleibt, im Frühling habe ich gerne Arbeit :-).

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  2. Bei mir hat auch der frühe Wintereinbruch einiges abgeknickt! Aber ich lasse auch grundsätzlich alles stehen, was nicht matschig und völlig unansehlich ist! Auch das Laub darf liegenbleiben - ist ja eine gute Schutzschicht!
    Allerdings weiß ich noch nicht so genau, was ich mit meiner Verbena bonariensis mache! Angeblicht samt sie sich ja selbst aus... bei mir allerdings bisher nicht! Jetzt habe ich gelesen, dass man sie wie Dahlien überwintern kann! Hast Du damit Erfahrung?
    Viele Grüße von
    Margit

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    1. Hallo Margit,
      Verbena bonariensis wächst bei mir nicht so wirklich gut, auch die Sämlinge tauchen nicht sehr zahlreich auf. Daher war nie Material zum Überwintern da :-( aber ich habe auch gelesen, dass die Knollen-Überwinterungs-Methode funktionieren soll.
      LG, Katrin

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  3. Zugegeben, die bei Dir herrschenden Bedingungen würden mich meine Credo der absoluten Rückschnittsverweigerung wohl auch etwas leiser hinausposaunen lassen. Jeder weitere Nachteil, etwa Schäden an austriebenden Geophyten im Zuge des Frühjahrsrückschnitts oder das dank belassener Samenstände reichliche Aufkommen von allerlei Jungstauden soll sich über den Winter nicht nur ökologisch, sondern wenigstens auch ein bißchen aus ästhetischer Sicht lohnen.
    Tröste Dich trotzdem mit all dem zwischen Staudengemetzel und in gekräuselten Blättern versteckten Kleingetier - dem ist es egal, ob ihnen die Biomasse nun senkrecht oder waagerecht Schutz bietet. ;)

    Nun habe ich gerade eine Lobhymne auf Spätblüher im Staudenreich sowie den Herbstaspekt und die dafür idealen klimatischen Bedingungen Brandenburgs verfasst. Die Veröffentlichung schiebe ich jetzt aus Anstand etwas nach hinten. ;)

    Das mit den väterlichen Schneefotos ist genial. :D Ich werde notwendige Abwesenheit heucheln, vielleicht gelingt es mir auf diesem Weg, meinen bisher desinteressierten Senior mehr für den Garten - und seinen Fotoapparat - zu begeistern. :D

    Viele Grüße
    Danilo

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    1. Keine Rücksicht auf meine darniederliegenden Beete und mich, bitte ;-), die Berge entschädigen mich für vieles, da sind ein paar zerfallene Kombinationen das Wenigste (ist aber lieb von dir :-)).

      Ich werde nur einen Teil aufräumen, der Rest darf bleiben - für Tiere, für den Resteffekt (wenigstens ist der Garten nicht ganz leer) und damit ich im Frühling, wenn ich hungrig nach dreckigen Fingernägeln bin, auch etwas zu tun habe.

      Mein Papa hat mich erst zum Fotografieren gebracht, wir haben drei Spiegelreflexkameras hier und tauschen die Objektive - nur verpasse ich, da ich jetzt ein paar Kilometer weiter weg wohne, öfter mal eine schöne Stimmung im Garten.

      LG, Katrin

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  4. hweute haben wir wieder Frost und es kommt bestimmt Rauhreif bei dem Nebel, aber Schnee.. gab es noch nicht im Norden!

    Ich lasse die Stauden vor allem für die Vögel und insekten stehen, die Meisen turnen darin und sammeln Saat und Insekten
    und die Stauden haben Schutz vor Kahlfrösten und sehen auch noch interessant aus

    bei Dir kann ich immer nur staunen, wie schön alles bei Dir im garten wirktdurch so intessante Stauden und Zusammenstellungen!
    im Moment plagt mich wieder mein Rücken und da bin ich froh wenn alls ruhen darf
    Frauke

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  5. You got a deep snowfall like us. The first snow always looks so fresh and clean, and makes everything sparkle, but a heavy, wet snowfall can flatten your best made plans.

    Some perennials look so decorative over the winter, like Astilbe flowers, the dwarf Aruncus, or the brown fertile fronds of Matteuccia struthiopteris. I leave them up, and anything with nice or useful seedheads for wildlife. I cut back perennials like iris foliage and Paeonia that can get diseased looking.

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  6. Ja und weil auch bei mir bisher Sturm und Schnee den Winteraspekt zerquetscht haben, beginne ich im Herbst zumindest die matschigen und umgeknickten Stauden zu schneiden. Aber es sieht schon schön aus, wenn dann doch mal alles mit Rauhreif überzogen und der Garten nicht einfach platt und aufgeräumt ist. Wann beginnst du dann eigentlich mit dem Rückschnitt? Liebe Grüße Annette

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  7. Nicht nur in Österreich kam die weiße Pracht schon Ende Oktober reichlich vom Himmel gefallen. Auch bei uns in Sachsen fielen um die 10 cm Naßschnee, im Gebirge noch mehr. Die Bilder gleichen sich...

    Beim Thema Staudenrückschnitt beschreite ich den Mittelweg: Nicht alles wird stehengelassen, aber auch nicht alles wird abgeschnitten. Was standfest ist oder sich nicht unbeherrschbar versamt, kann gerne stehenbleiben.

    Ich lese immer wieder gerne in Deinem Blog. Meiner steht erst am Anfang...

    Schönen Gruß, Tobias

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