25. Juli 2017

OÖ Landesgartenschau 2017 - Kremsmünster (Areale am Stift)

Landesgartenschauen sind für mich ein ambivalentes Thema - denn einerseits unke ich gerne herum, was daran alles unpassend sei, andererseits haben mich zwei vorherige Veranstaltungen (Bad Ischl 2015, Ansfelden 2011) letzten Endes dann doch positiv überrascht. Heuer habe ich also versucht, unvoreingenommen an die ganze Thematik heranzugehen; was etwas schwierig war, da unterschiedlichste Meinungen im Vorfeld zum Teil völlig Gegensätzliches gelobt oder kritisiert hatten. Da die Gartenschau nahe an meinem Heimatort stattfindet, möchte ich sie zumindest noch ein zweites Mal besuchen, um die Veränderungen mitzubekommen.


Dieses Mal waren wir nur in den Anlagen rund um das Stift Kremsmünster, die sich im Groben auf zwei Ebenen befinden: Oben am Berg beim Stift und an seinem Fuße. Die alten Mauern des Stifts geben einen schönen Rahmen für weitläufige Beete - und so fällt gleich am Beginn ein dunkelpurpurnes Sommerflorbeet auf, das im Schatten einiger Bäume zwischen den hellen Mauern hervorragend platziert ist. Gleich dahinter, auch am linken Bild hinten zu sehen, schließt ein pastellfarbenes Staudenbeet an, das ich ganz besonders gelungen empfinde. Im Moment blühen hohe Astiblen, umspielt von den Blüten der Deschampsia, des Staudenknöterichs und später werden noch Silberkerzen anschließen.


Auf die folgenden Freifläche, die "Hortus Benedicti" heißt und bei der Wege von Außen ins Innere führen und Sinnsprüche des Benedikt von Nursia zu finden sind, freute ich mich besonders: Ein Kiesbeet ist hier zu finden, mit ausschließlich heimischen Pflanzen in natürlicher Anordnung (was dazu wohl der gute Benedikt sagen würde? Ein paar umbrische Disteln, Skabiosen und Malven hätten ihm und den Insekten sicher Freude gemacht) auf abgemagertem Boden. In ein, zwei Jahren wird es dort Summen und Blühen, es wird ein herrlichs Beet werden - allerdings wird der Bereich dann nicht mehr zugänglich sein. Gleich nach den üppigen Sommerflorbeeten hätte vielleicht eine Erklärung geholfen, warum hier mit Absicht in fast reinen Schotter gepflanzt wurde und die Pflanzen natürlich nur langsam Fuß fassen können... so aber haben etliche Besucherinnen und Besucher den Kopf geschüttelt und sich darin versichert, soetwas gefalle ihnen nicht.


Direkt danach folgt ein Beet mit schöner Idee aber etwas trauriger Umsetzung: Die eisernen Linien symbolisieren Niederschlags- und Temperaturkurven, die in der Wetterstation des Stifts schon seit langer Zeit aufgezeichnet werden. Leider war die Staudenpflanzung irgendwie mickrig geraten, die sonnenliebenden Lauche reckten ihre Blüten zum Licht und kamen daher ins Liegen, weil das alles ein Schattenbeet war und insgesamt sah das Beet aus, als habe man es einen Tag davor gepflanzt. Das Bild rechts zeigen den Garten "Himmel auf Erden", der mit blauen Blüten und gelben Einsprenkseln an den Nachthimmel und damit die dahinter aufragende Sternwarte erinnern soll.


Hier noch einmal das "Himmel-auf-Erden"-Beet


Vor dem Gärtnerhaus und der Küche, in der die Erzeugnisse aus dem dahinterliegenden und beeindruckend großen Gemüsegarten verkocht werden, liegen die "Kostbaren Gärten". Sie sind entweder für Insekten interessant oder für Menschen, sie zeigen Arzneipflanzen oder exotische Raritäten. Am Bild sieht man einen Insektengarten und ein paar Staudenbeete, die rundherum zu finden sind. Die Anlage bietet viele Ideen, auch für kleine Gärten und ist umschwirrt von Insekten.



Die Gemüsegärten, die dort zu finden sind, breiten sich weitläufig auf dem ganzen Areal aus und es sind eine Unmenge an verschiedenen Gemüsearten zu bewundern, alle in langen Zeilen und beeindruckender Anzahl. Es gibt nur deshalb so wenig Fotos, weil ich da gerade ein Eis in der Hand hatte und nicht zum Fotografieren kam! Bei den Gurkentunnels und den Freilandtomaten habe ich dann eine Verrenkung riskiert, aber es gibt auch einen zukünftigen Rekordkürbis (da er ein eigenes Gewächshaus über den Kopf und ein weiches Beet erhalten hat, bin ich diesbezüglich zuversichtlich), Haferwurzeln, Zucchinis, Petersilie in unterschiedlichen Sorten, Basilikum in verschiedenen Ausführungen, sämtliche vorstellbare Salate, Melanzani und Wassermelonen und sonst auch noch sehr viel mehr. Wer Gemüse liebt, wird dort Stunden verbringen können!


Nicht im Bild sind der riesige Obstgarten, Bienen und Hühner sowie Kinderspielplätze (bei letzteren ist der kreativste eine mehretappige Murmel-Wettlauf-Bahn entlang des Weges zum zweiten Teil der Gartenschau am Stift). Hier gehen wir bereits den Hang hinunter zur Dendlleitn, wo noch einigen Themengärten warten - der am Bild kommt meiner Vorstellung von Garten am nächsten und heißt "Urbane Gartenvariationen", wurde vom Maschinenring gestaltet und soll verschiedenen Varianten von Gärten zeigen, als Reihenhausgarten, mit Hochbeet, Staudenbeet und stylischem Sitzplatz.


Bevor man zu den Themengärten gelangt, passiert man noch drei farbenfrohe Sommerflorbeete; im Hintergrund des roten Beets ist die gleichfarbige Rutsche zu sehen, die Kindern und Junggebliebenen ein Stück des Wegs erspart, weil man quer über den Hang in zwei Etappen abkürzen kann.


Der "Märchenhafte Garten" läuft unter dem Motto "Weiß wie Schnee, Rot wie Blut und Schwarz wie Ebenholz", leider litten die meisten Pflanze in der Hitze und die gesamte Anlage wirkte etwas alptraumhaft auf mich, die Hortensien weckten spontane Gießgefühle, einsame, in Kies festgepresste Schlangenbärte hätte ich am liebsten befreit und von der - zugegebenermaßen sehr ansprechenden - Skizze, die am Schild zu sehen war, konnte man in der Realität wenig erkennen.


Eine schöne Idee ist der "Essbare Garten", der Gemüse, Kräuter und essbare Blütenpflanzen gekonnt vereint und  wenn jemand vor Ort ist, darf auch wirklich gekostet werden, was bei Parakresse ein einzigartiges Erlebnis ermöglicht (falls man sie noch nicht kennt).


Nun folgt der mehrteilige Garten, der vom Maschinenring angelegt wurde und Anregungen für den eigenen Garten bieten soll. Für mich ist dieser Abschnitt am besten gelungen und die gezeigte Mauer mit den trockenheitsliebenden Stauden wirkt schon so grandios eingewachsen, als wäre sie seit Jahren dort. Die gute Staudenauswahl trägt natürlich dazu bei: Echinops, Erodium, Aster linosyris, Aster 'Snowflurry', Calamintha nepeta, Kniphofia, Stipa, Yucca, Verbena und andere haben das Zeug dazu, innerhalb kurzer Zeit zu imposanten Stauden heranzuwachsen und das ganz ohne Düngen oder Wässern.


Noch zwei Ausschnitte aus dem erwähnten Garten, einmal noch das Trockenbeet, das ich am liebsten gleich so adoptieren würde und dann noch ein Staudenbeet mit Spalierobst und abwechslungsreicher Bepflanzung.




Der zweite Teil des Gartens zeigt eine formale Grundstruktur mit zwei Wasserbecken, Eibenhecke und Sitzplatz, die aber von üppigen Geranium-Rozanne-Pflanzen umspielt und überwogt wird. Richtig toll, wie dieser langblühende Storchschnabel hier in Szene gesetzt wird! Das Gemüsehochbeet ist ebenfalls sehenswert, leider habe ich es aus Begeisterung für den Storchschnabel zu fotografieren vergessen.



Eine andere Lage daneben zeigt, was ich bei Gartenschauen immer fürchte: Einfallslose flächige Bepflanzung mit unpraktischer Pflanzenauswahl - hier wurde ein Geranium mit vermutlich renardii-Blut als Flächendecker verwendet, was aber nur auf trockenen Standorten und nicht in der verwendeten fetten Erde klappt, dazu blüht diese Pflanze nur kurz im Frühling. Auch Sedum 'Matrona' hätte es lieber trockener, Brunnera 'Jack Frost' daneben profitiert hingegen vom Wässern. Solche Beete wirken weder üppig noch schön und sie sind zu groß, um Ideen für Privatgärten zu liefern. Sollten sie wirken, müsste man sie zwei Jahre vor Start der Gartenschau anpflanzen - so aber sind sie maximal Negativwerbung für Stauden.


Negativwerbung anderer Art, leider auch unbewusst aber daher nicht weniger ärgerlich, macht der Siedlerverein mit seinem Insektenhaus. Eine hiesige Gartenschau sehen im Schnitt 250 000  Besucherinnen und Besucher, was hätte man hier an Botschaften vermitteln können, wenn man eine sinnvolle Wildbienennisthilfe aufgestellt hätte! Die Grundidee, ein Wagenrad zu verwenden, ist ja noch gut, aber die Befüllung ist leider, wie in so vielen Fällen, nur gut gemeint, aber nicht nützlich. Lochziegel, Stroh und Zapfen fallen als Nistmöglichkeit aus, statt Bambusröhren wurden Plastiktrinkhalme verwendet (mir GRAUT vor Nachahmern, die wegen des hübschen Aussehens das Gleiche tun und Wildbienenbrut haufenweise verschimmeln lassen). Und auch die Holzbohrungen: Alle in die Jahresringe, alle gleich groß, viele zersprungen und daher unbesiedelt... nur insgesamt 24 Löcher sind von Mauerbienen belegt, obwohl auf den Blüten ringsum viele andere Wildbienenarten zu beobachten sind. Schade!



Der restliche Garten des Siedlervereins ist jedoch gut gelungen, bietet verschiedene Pflanzen, etliche lustige Einfälle und kreative Ideen und meistens ist jemand vor Ort, der etwaige Fragen beantwortet.


Bei der Kremsbrücke wurde die Krems, unser das Tal benennende Fluss, renaturiert. Dort hat sich vieles von selbst eingefunden und bildet eine Pflanzung wie eine Präriefläche, auch das hat mir gefallen. Offenbar hat das jemand geahnt und die Pflanzungen dort auf diese Fläche abgestimmt: Mit Telekie und Kalimeris, was ich ausgesprochen gelungen finde.

Den zweiten Teil der Gartenschau, am Schloss Kremsegg, werde ich demnächst besichtigen. Bis jetzt kann ich einen Besuch unbedingt empfehlen! Man sollte allerdings genug Zeit mitbringen, da man bestimmt 3 bis 4 Stunden am Gelände verbringen kann, um alles zu sehen, einiges zu kosten und ein paar Aktivstationen auszuprobieren. Und ganz sicher werde ich auch im Spätsommer noch einmal hinschauen, wenn die Astern blühen.

Wer sich interessiert, hier der Link zur Homepage der Landesgartenschau mit Lageplan.

5 Kommentare:

  1. Meine Güte, das sieht ja nach einer riesigen Fläche aus! Das kann man ja an einem Tag gar nicht alles anschauen. Für mich würde sich ein Besuch allein schon wegen der 'Rozanne-Beete' lohnen. Die sind einfach ein Traum. Ich arbeite in meinem Vorgarten auch seit zwei Jahren darauf hin. Und die Fotos sind der Beweis dafür, dass 'nicht kleckern, sondern klotzen' immer noch gut aussieht. Auf jeden Fall entdecke ich da viel Schönes. Trockenbeete könnten ja für uns die Beete der Zukunft sein. Insofern sind sie sehr interessant. Viele wunderbare Namen hat man sich einfallen lassen für die einzelnen Bereiche. Für meinen Geschmack ist der 'Märchenhafte Garten' völlig daneben. Allein die weiß- und schwarzlackierten Bäume sehen aus wie aus einem Horrorgarten. Das macht doch kein Pflanzenfreund!
    Danke für diesen schönen Bericht, der auf jeden Fall neugierig macht.
    Liebe Grüße
    Edith

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  2. Ja, ja, die Landesgartenschauen sind schon immer mit sehr unetrschiedlichen Auffassungen zu betrachten.
    Bei uns im Ort ist auch gerade eine. Ich berichte darüber in den nächsten Tagen.
    LG aus der Holledau, Steffi

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  3. Hallo Katrin,
    dieses Problem der unterschiedlichen Meinungen zu den Gartenschauen kenne ich nur zu gut. Wir waren schon auf einigen Schauen und ich wurde eigentlich nur 1x entäuscht. Die Erwartungshaltung ist halt sehr unterschiedlich. Wir waren vor Jahren auf einer LGS mit einem bekannten Ehepaar. Während es uns sehr gut gefallen hatte, weil wir naturnahe Beetbepflanzungen sehr mögen, offen für andere Stile sind und nicht so auf extrem Unkrautbefreiung achten, mochten unsere Begleiter diesen Stil gar nicht und hätten vermutlich lieber gestylte, konservativ bepflanzte, farbige Beete geguckt.Bzw manche schauen sich auch nicht das ganze Gelände an, was ich auch schon festgestellt habe bei meinen Rückfragen. Ein Dilemma vermutlich auch für die Planer. Was bleibt da anderes übrig als zu versuchen jeden Geschmack etwas zu bedienen. Von deinen Fotos her gefälllt mir die Schau in Krems gut, schade nur daß sie so weit weg ist. Vielen Dank aber fürs zeigen.
    LG Dagmar

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  4. Liebe Katrin,
    vielen Dank für diesen Bericht. Mir ging es genauso wie dir, mit den letzten Landesgartenschauen (allerdings hat mir auch die in Ansfelden nicht so wirklich gut gefallen - das eine oder andere schon - aber eben nicht so wirklich viel). Was du uns hier aber zeigst schaut wirklich interessant aus. Ich hab es selber noch nicht gesehen (eine Schande, ich weiß, Kremsmünster ist ja grad mal um die Ecke), aber ich denke ich werde da jetzt bald hin gehen.

    Nochmals danke - hast mich motiviert!

    Liebe Grüße
    Hilda

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  5. Liebe Katrin,
    vielen Dank für den interessanten Bericht. Wenn ich in der Nähe wohnen würde, würde ich auch zweimal hingehen. Interessant, wie sich alles so verändern kann innerhalb einer kurzen Zeit!
    Liebe Grüße
    Tatjana

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