8. November 2012

Gräser und ihre Verwendung (3/3) - The Beth Chatto Gardens

Gräser spielen auch im Garten von Beth Chatto eine große Rolle. Sie finden im Kiesgarten ebenso Verwendung wie im feuchten Teil des Gartens und im Schatten. Meine Bilder stammen von meiner Englandreise im Sommer 2009.

Die beiden ersten Teile meiner Miniserie über Gräser wurden in den letzten Wochen gepostet:
- Gräser und ihre Verwendung (1/3) - Ein Überblick
- Gräser und ihre Verwendung (2/3) - Der RHS Garden Wisley


Beth Chattos Garten ist vor allem wegen seines Kiesgartens berühmt, der 1992 auf einem ehemaligen Parkplatz angelegt wurde und in einer Region Englands, wo 500mm Jahresniederschlag die Regel sind, hervorragend funktioniert. Ich war im Vorfeld sehr gespannt auf den Garten und ich müsste lügen, wenn ich abstreiten wollte, wie begeistert ich war: Der Kiesgarten ist wirklich traumhaft. Jede Pflanze wirkt so, als wolle sie genau dort wachsen und die Farben und Formen sind so treffend aufeinander abgestimmt, dass man am liebsten sofort hingehen und selbst so eine Pflanzung anlegen möchte.


Die Beete sind in Inselform angelegt und man wandelt zwischen ihnen auf sehr natürlich fließenden Wegen aus feinem Kiesel. Die Beetkanten werden begrenzt von sehr sorgsam gewählten Pflanzen, wohingegen die Beete selbst von vielen Stauden bestimmt werden, die sich selbst aussäen. Kontraste und Blickfänge sind gekonnt eingesetzt - es macht Spaß, den Garten von allen Winkeln aus zu betrachten. Die am häufigsten verwendeten Gräser sind Stipa gigantea (oben rechts) und Helictotrichon sempervirens (links) sowie das feine Stipa tenuissima.


Stipa x acutiflora 'Karl Foerster' bringt straff aufrechte Blütenstände ins Spiel, während andere Gräserarten wie Stipa gigantea (rechts im Hintergrund) und Stipa tenuissima feine Wogen und Wolken in die Pflanzung integrieren. Zusammen mit den in England völlig problemlos winterharten Agapanthus-Sorten ergeben sich vielfältige Kombinationen. Jene mit dem roten Zierlauch Allium sphaerocephalon lässt sich auch bei uns realisieren.


Stipa gigantea mit Eryngium giganteum 'Miss Willmott's Ghost' ist eine wahrhaftig gigantische Kombination; auch Achnatherum calamagrostis und Artemisia absinthium 'Lambrook Mist' greifen die selben Farben auf.


Dazwischen tauchen immer wieder Bergenien auf, kombiniert mit Ergynium, Verbena bonariensis, Stipa tenuissima und Origanum. Dazwischen ragen Verbascum also vertikale Elemente aus der wogenden Bepflanzung auf.


Dazwischen ergeben sich herrlich zarte Kombinationen, wie hier Gypsophila in Rosa (vermutlich 'Rosenschleier') mit Allium cernuum und graulaubigen Gewächsen, die der Kombination ein Glitzern verleihen.


Hier sieht man die wichtige vertikale Wirkung von Gräsern wie Calamagrostis x acutiflora, das hier in Verbindung mit Agapanthus, Irislaub, Verbena bonariensis und niedrigen Pflanzen am Beetrand (Stachy bazanthina und Acaena) seine Wirkung voll entfaltet.


Pflanzen mit silbernem Laub sind in Kiesgärten gut aufgehoben, da sie aus heißen Regionen stammen, die im Sommer Schutz für die Pflanzen nötig machten. Die graue Farbe und oftmals Behaarung dieser Pflanzen schützt vor Hitze und Austrocknung und gibt einer sonnigen Pflanzung die notwendige Glaubwürdigkeit; denn eine saftige Hosta wäre hier definitiv fehlplatziert. Das Grüngelb verschiedener Euphorbia-Arten fügt sich gut ein und unterstreicht den lichten Charakter dieser Zusammenstellung.



Im ersten Bild ist ein sehr einfache Kombination zu sehen, die im Wesentlichen nur aus drei Pflanzen besteht und trotzdem voller Spannung ist: Phlomis russeliana, Bergenia und Iris. Mit diesen drei Pflanzen kann man eine sonnige Gartenecke zwölf Monate im Jahr wach halten, ohne auf komplizierte oder heikle Stauden zurückgreifen zu müssen. Den grüngelben Doldenblütler, zwischen dem Allium aufragen, kenne ich leider nicht. Der dunkle Agapanthus ist Agapanthus 'Kingston Blue'.


Außer an den Kiesgarten erwartete ich mir vom Garten allerdings nichts und war umso mehr begeistert, als ich die umfangreichen anderen Gartenteile betrachten konnte. Beth Chatto kombiniert sehr farbenfroh, ohne dass es jemals zu bunt wäre, es sind ganz herrliche Kombinationen, die es hier zu entdecken gibt.


In disem Beet, das eigentliche alle Farben verwendet, spielt das gelbe Carex elata ('Aurea' oder 'Bowles Golden') eine wichtige Rolle. Im Kontrast mit dem roten Cercis canadensis, vermutlich in der Sorte  'Forest Pansy' beginnt das ganze Beet zu leuchten. Der Etagenhartriegel genau am Ende der Blickachse tut sein Übriges.


Hier noch einmal der gleiche Beetauschnitt. Da passen sogar orange-gelbe Helenium ins Bild!


Am Teich blühen purpurfarbene Stauden, gesäumt von üppigen Miscanthus. Diese dschungelartige Bepflanzung setzt sich in den Schattenbereichen des Gartens fort.


Für den Schatten die erste Wahl ist das Japanwaldgras, Hakonechloa macra, hier in der Sorte 'Aureola'. Die klassische Kombination mit blauen Hosta und Hostas, welche die Farben des Grases aufgreifen, ist wunderschön anzusehen und lässt sich sogar in einem kleinen Topfgarten auf einem Balkon nachempfinden.


Die etwas ungewöhnliche Idee, Monbretien im Schatten zu pflanzen, hat mir doch irgendwie gefallen. Wenn sie nicht von der Sonne beschienen werden, sind die orangen Blüten nicht so grell. Vielleicht sind die Knollen aber auch aus Versehen dorthin gelangt.


Hier der Schattenweg in seiner vollen Pracht. Links die Kombinaion von Veratrum album, dem Weißen Germer mit blauer Hosta und rotem Knöterich - sehr monumental und begehrenswert.



In den sonnigen Freiflächen zwischen den Schattenbereichen gibt es flächigere Pflanzungen mit roten Gehölzen und aufrechten Gräsern; dazwischen immer wieder Agapanthus, die herrlich mit den Gräsern harmonieren.


Die Idee, Hypericum mit Bergenien, Eryngium und Origanum zu vergesellschaften, hat mir diese ansonsten von mir ungeliebte Pflanze schmackhaft gemacht.


Wer sich weiter über Beth Chattos Garten informieren möchte, kann dies auf ihrer Homepage tun. Dort gibt es eine Liste mit den Fotos fast aller Gartenpflanzen, was ein Finden von gesuchten Pflanzen sehr erleichtert.

Gräser scheinen in der Blogger-Welt gerade aktuell zu sein. Empfehlen möchte ich unbedingt

2. November 2012

Gräser und ihre Verwendung (2/3) - The RHS Garden Wisley

 Gräser und ihre Verwendung (1/3) - Ein Überblick

Wer gerne mit Stauden arbeitet, wird nicht umhin kommen, sich mit England zu beschäftigen. Es beginnt mit Zeitschriften und Büchern und läuft drauf hinaus, einmal selbst zu reisen und zu sehen, was passieren kann, wenn eine ganze Nation sich für Pflanzen begeistert. Ich war mit einer Freundin im Sommer 2009 unterwegs - einerseits um Gärten anzusehen, andererseits, um Pflanzen einzukaufen.


Wir besuchten im Zuge dieser Reise den RHS Garden Wisley südlich von London, der gerade in Bezug auf Gräser einiges zu bieten hat. Dieses Beet bald nach dem Eingang zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie gut sich Gräser untereinander vergesellschaften lassen. Wir waren in der letzten Juliwoche dort, die Agapanthus waren gerade in Vollblüte, ebenso Rudbeckia maxima (die gelben Blüten im Hintergrund) und sämtliche Sorten von Kniphofia. Auf dem Bild sieht man etliche Gräser, da ich aber leider die genauen Namen nicht notiert habe, werde ich nur dort, wo ich es sicher weiß, Namen angeben. Wer sich näher mit Wisley beschäftigen möchte, hier ist eine Karte vom RHS Wisley Garden.

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Dieser Ausschnitt zeigt links im Vordergrund mit rotem Laub Imperata cylindrica 'Red Baron', ein tolles Gras für sonnige Freiflächen, wo es schon früh im Jahr rot ausfärbt. Es bevorzugt jedoch frischere bis feuchte Böden und gedeiht auch im Lehm gut, weshalb es in klassischen Kiesgärten nur selten verwendet werden kann (für Festlandverhältnisse ist es zudem nicht ganz zuverlässig winterhart, ein Versuch könnte sich aber lohnen). Dahinter, mit weißen Puscheln, Pennisetum villosum, das als einjähriges Gras auch bei uns gezogen werden kann. In der Mitte des Bildes dann eine Sorte von Panicum virgatum und ganz im Hintergrund Arundo donax.


Diese Kombi gefällt mir besonders gut. Man sieht links Achnatherum calamagrostis, rechts im Vordergrund eine niedrige Sorte von Deschampsia, dahinter ein sehr niedriger Miscanthus. Es könnte die Sorte 'Rotsilber' sein, aber ich habe das Etikett nicht fotografiert. Dahinter schließen Calamagrostis x acutiflora an (hellbraun, straff aufrechte Form) und höhere Miscanthus-Sorten. Die Blüten der Fackellilie setzen einen effektvollen Akzent.


Am linken Bild sieht man einen Überblick über das Gräserbeet in Wisley, rechts ein weiterer Ausschnitt - vermutlich Cortaderia selloana und Achillea filipendulina 'Gold Plate' und ein sehr dunkler Agapanthus.

Zu den Gräserbeeten in Wisley habe ich noch zwei useful Links gefunden:



In der ersten Reihe einmal die gelb panaschierte Form von Hakonechloa macra, daneben eine Massenpflanzung mit der grünen Urform, die ein riesiges Beet vorm neuen Gewächshaus überzieht und bei jeder Brise leise wogt. Ich hätte große Lust, selber eine große Fläche damit zu begrünen.

Darunter einmal ein Detail von Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster' und dann ein etwas größerer Ausschnitt aus diesem Beet, wo das Gras mit Eryngium kombiniert wurde. Es ist ein Jammer, dass man im eigenen Garten zumeist auf solche flächigen Kombinationen verzichten muss (oder zugunsten der Vielfalt will).


Rund um das neue Gewächshaus in Wisley wurde etwa um das Jahr 2000 ein großer, halbkreisförmiger Teich angelegt, rund um den ebenfalls halbkreisförmige Staudenbeete im neuen Stil entworfen wurde. Der Planer dieser Anlage ist Tom Stuart-Smith, der beeindruckende Beete mit Großstauden und auch Gräsern entwirft. Seine Anlage in Wisley hat mich sehr beeindruckt. Im Hochsommer blühten dort vor allem Stipa gigantea mit Eupatorium, Helenium, Veronicastrum, Phlox und Echinacea, aber auch niedrigere Stauden werden gekonnt eingesetzt.


Im englischen Blog von Victoria Summerley sieht man Herbst-Bilder dieser herrlichen Pflanzung: Winter/Herbst. Das Bemerkenswerte daran ist, dass die Pflanzungen trotz der hohen und wuchtigen Stauden sehr leicht und von Weitem niedrig wirken, obwohl sie zum Teil mehr als zwei Meter hoch sind.


Die Beete reichen ringförmig um den gesamten Teich herum und nehmen immer wieder die gleichen Stauden auf, oft aber in unterschiedlicher Zusammenstellung. Wenn man nach den Beeten googelt (Tom Stuart-Smith Wisley), dann findet man inspirierende Ansichten über das ganze Jahr, die zeigen, dass die Beete das ganze Jahr über herrlich anzusehen sind.


Farbkontraste, die sehr hart wirken würden (Gelb und Blau), können mit Gräsern wie hier mit Stipa gigantea etwas verwischt werden. Vermutlich funktioniert das aber in großen Pflanzungen leichter als im Garten ;-).


Die für Stauden- und Grasfreunde besonders ergiebige Station ist die Glasshouse Borders genannte Anlage - ein fast 150m langes Doppelborder - das 2002 von Piet Oudolf angelegt wurde (hier ein paar Bilder auf der Website von Piet Oudolf). In anderen Blogs sieht man Bilder dieser Pflanzung von früher im Jahr, so etwa bei The Garden Wanderer oder bei The Gardener's Eye.


Dass mir Piet Oudolfs Stil gefällt, kann ich - wenn ich meinen Garten herzeige - nicht verbergen. Seine Pflanzungen auf dem Papier, in Büchern und am Bildschirm zu betrachten oder wirklich davorzustehen, ist aber noch einmal ein großer Unterschied. Ich war von den großzügigen Anlage schwer beeindruckt, da sie in sehr strengen Bahnen geplant ist, man beim Vorbeigehen aber nie die strenge Aufteilung erahnen würde. Die Beete sind bepflanzt mit genau den Stauden, die ich mag; hier Perovskia "Little Spire", Sanguisorba menziesii (und eine weitere, dunkle Art), Molinia 'Poul Petersen', Persicaria 'Firetail' und im Hintergrund sieht man noch Perückensträucher.




Mein Lieblingsabschnitt beinhaltet zwar keine Gräser, aber ich muss ihn trotzdem zeigen, weil er so unglaublich schön ist: Es wurde Veronicastrum virginicum 'Fascination' (pinziert und deshalb buschiger) mit Agastache 'Black Adder' kombiniert, diese beiden aufrechten Blütenformen werden unterbrochen von einer blauen Kugeldistel und von Eryngium yuccifolium, dessen weiß-graue Blütenstände über den farbigen Beetteilen schweben. Herrlich dazu passen die verblühten Stängel von Phlomis tuberosa 'Amazone', während im Hintergrund die ebenfalls aufrechten Blütenstände von rotem Knöterich zu erkennen sind.


Sehr gelungen fand ich auch diese beiden Beetabschnitte. Im ersten sieht man neben Veronicastrum und Persicaria blauen Phlox, Eryngium giganteum 'Silver Ghost' und ein Gras (links hinten), das ich nicht sicher identifizieren konnte. Es ähnelt einem Pennisetum orientale, ist aber ziemlich hoch.
Das rechte Bild zeigt eine sehr puristische Vergesellschaftung von Panicum virgatum 'Rehbraun', Agastache 'Black Adder' und einem roten Origanum (den Sortennamen weiß ich leider nicht) und zur Zeit des Fotografierens bereits verblühten Lythrum (Blutweiderich).

Bei Fragen zu Bildern oder Pflanzen bitte einfach melden!